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Deutsche Allgemeine Zeitung (DAZ)

Rubrik: Massenmedien

Deutsche Allgemeine Zeitung (DAZ) – zweisprachige Wochenzeitung in Kasachstan mit einer Auflage von ca. 1000 Exemplaren.

Die „Deutsche Allgemeine Zeitung“ ist eine traditionsreiche Wochenzeitung und das einzige deutschsprachige Printmedium Zentralasiens. Ihre Entstehung geht auf einen Beschluss des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Kasachstans aus dem Jahr 1965 zurück. Am 21. Oktober dieses Jahres entschied das ZK der KPK, eine autonome Ausgabe der Zeitung Социалистік Қазақстан(„Sozialistisches Kasachstan“) in deutscher Sprache unter dem Titel „Freundschaft“ herauszugeben. Mit der Neugründung reagierte das ZK einerseits auf zahlreiche Stimmten aus der deutschen Diaspora, die etwa auf eine Wiederherstellung der deutschen Autonomierechte drangen. Andererseits sollte das neue Organ auch die kommunistische Ideologie unter der deutschen Bevölkerung Kasachstans in deren Muttersprache verbreiten. Die erste Nummer der Zeitung, die ihren Sitz in Zelinograd hatte, erschien am 1. Januar 1966. Zum ersten Chefredakteur der „Freundschaft“ wurde der erfahrene Journalist, Schriftsteller und Publizist Aleksej Debol’skij (13.01.1916–19.07.1997) berufen. Der Umfang der damals täglich, aber ohne Wochen endausgabe erscheinenden Zeitung betrug vier Seiten, wobei die erste Seite vollumfäng lich den Parteiinhalten vorbehalten war. Seit ihrer Gründung wurde die Auflage des Mediums innerhalb von fünf Jahren von 8.000 auf 18.000 Exemplare erhöht. 1986 zog die Re daktion der „Freundschaft“ nach Alma-Ata um. Zu ihren besten Zeiten erschien die Zeitung sogar in einer Auflage von 28.000 Stück (1987). Das Organ „Freundschaft“ gliederte sich damals in acht Abteilungen – Innen- und Außenpolitik, Wirtschaft, Soziales, Kultur bzw. Li teratur, Freizeit, Kinderecke und Leserbriefe. Zudem bot das Blatt eine Platform für Werke zahlreicher russlanddeutscher Schriftsteller aus der ganzen Sowjetunion, die auf ihrer Lite raturseite veröffentlich wurden.

Die historisch wertvolle Überlieferung der Redaktion der Zeitung „Freundschaft“ wird heute im Präsidentenarchiv der Republik Kasachstan aufbewahrt.

Am 1. Januar 1991 wurde das Blatt in „Deutsche Allgemeine“, später „Deutsche Allgemeine Zeitung“ (DAZ) umbenannt und erscheint seitdem wöchentlich. Zudem begann das Medium Materialien auch in russischer Sprache zu publizieren. In den Jahren 1995–1996 geriet die Zeitung durch eine Kürzung der staatlichen Zuschüsse in eine finanzielle Krise. Um das Blatt zu erhalten, schrieb das kasachstanische Ministerium für Information, Kultur und gesellschaftliche Eintracht im Jahr 2000 einen öffentlichen Wettbewerb mit dem Ziel aus, einen neuen institutionellen Träger für die Herausgabe zu finden. Dieser sollte die Zeitung neu und für die Leserschaft attraktiver gestalten sowie das Erwerbsmodell an die neuen wirtschaftlichen Verhältnisse anpassen. Als Sieger ging aus dem Wettbewerb die Assoziation der gesellschaftlichen Vereinigungen der Deutschen Kasachstans „Wiedergeburt“ hervor, die seit 2011 als Herausgeber der DAZ fungiert. Eingestuft als Minderheitenzeitung wird die DAZ vom kasachstanischen Informationsministerium, dem deutschen Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) und dem Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat gefördert.

Das Angebot der DAZ richtet sich vor allem an die deutsche Minderheit in Kasachstan und anderen Ländern Mittelasiens sowie an deutsche Touristen und Mitarbeiter deutscher Un ternehmen in Kasachstan. Auch Sprachlehrer und -lernende profitieren vom Erscheinen der deutschsprachigen Zeitung. Zum Lesepublikum der Zeitung gehören darüber hinaus Spätaussiedler und Migranten in Deutschland. Auch wenn diese nicht über ein Abonnement im Ausland bezogen werden kann, ist sie doch seit 2000 als online-Ausgabe verfügbar. Als bilinguale Zeitung spricht die DAZ auch das russischsprachige Publikum an, darunter vor allem die des Deutschen nicht mehr kundigen russlanddeutschen Leser und An gehörige anderer nationalen Minderheiten. Auf in der Regel zwölf Seiten berichtet die Zei tung über Politik, Wirtschaft und Kultur sowie über Themen im Zusammenhang mit der deutschen Minderheit. Schwerpunktthemen der DAZ sind die deutsche Minderheit, die deutsch-kasachischen Beziehungen, diese betreffenden relevanten Entwicklungen im politischen, kulturellen und sozialen Leben Zentralasiens und Deutschlands sowie die Minderheitenpolitik der Republik Kasachstan und Zentralasiens.

Statt einer früheren Einlage in russischer Sprache erscheint die DAZ heute integrativ in beiden Sprachen, ohne Aufteilung in deutsch- und russischsprachige Seiten. Die erste Seite enthält dabei vorwiegend Beiträge in deutscher Sprache. Das vom deutschen Auswärtigen Amt geförderte Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) übernimmt die Kosten für eine Redaktionsstelle eines bundesdeutschen Journalisten, der zugleich die Leitung des deutschsprachigen Teils der Zeitung wahrnimmt. Zusätzlich besteht die Redaktion aus einem kasachstandeutschen Chefredakteur, der auch den russischsprachigen Teil der Zei tung leitet, einem technischen Redakteur und zwei Literaturredakteuren. Beide Abteilungen arbeiten selbständig an den Inhalten ihrer jeweiligen Artikeln. Zu den Aufgaben des deutschen Redakteurs gehört die Auswahl der Themen bzw. der Texte, die abgedruckt werden, sowie die sprachliche Redaktion der deutschen Beiträge. Die Zeitung hat somit ei nen festen Mitarbeiterstamm sowie freie Mitarbeiter aus Usbekistan, Kirgistan und auch Deutschland. Die meisten Autoren der Zeitung stammen aus Zentralasien und verfügen über deutsche Sprachkenntnisse oder sind deutsche Muttersprachler. Die Zeitungsredakti on wird zudem regelmäßig von jungen Praktikanten aus Deutschland unterstützt. In sprachlich-kultureller Hinsicht stellt die DAZ ein besonderes Druckmedium dar, das in ei nem deutschen, russischen und kasachischen Umfeld funktioniert und von transkultureller Textproduktion gekennzeichnet ist.

Die DAZ gliedert sich in verschiedene Rubriken, die je nach Ausgabe variieren können. Auf der zweiten und dritten Seite werden meist politische und wirtschaftliche Themen und Geschehnisse in Kasachstan und Deutschland behandelt. Die russischsprachigen Artikeln widmen sich vor allem der Innenpolitik der Republik Kasachstan und informieren über den Präsidenten, das Parlament, das gesellschaftliche Leben oder neue Gesetzesvorhaben. Die vierte und fünfte Seite setzen sich aus Rubriken wie „Zeitgeschehen“, „Kasachstan“, „Zentralasien“ oder „Kultur“ zusammen. Weitere Seiten der Zeitung werden variabel gestaltet. In der Regel von eigenen Journalisten verfasst, widmen sich die Artikel dort den in Kasachstan bzw. Zentralasien lebenden Deutschen und ihrer Geschichte. Sie berichten über Schicksale, Projekte und Probleme der Deutschstämmigen in verschiedenen Regionen der Republik. Ebenso kommen Beiträge über Aussiedler und deren Integration in Deutschland häufig zur Sprache. Eine der ständigen Rubriken der Zeitung berichtet über bedeutende Persönlichkeiten Kasachstans, außerdem werden Interviews mit deutschen Wissenschaftlern veröffentlicht sowie Themen wie „Freizeit“, „Familie“, „Kinder“, „Jugend“, „Reisen“ behandelt. Regelmäßig erscheint eine Jugend- oder Kinderseite. Auf der letzten Seite finden sich meist verschiedene Ankündigungen, Informationen oder Anzeigen.

Die DAZ versteht sich als Sprachrohr der Minderheitenpolitik der Republik Kasachstan. Ihr Ziel ist, neben der Förderung der deutschen Sprache und Identität eine Brücke zwischen Kasachstan und Deutschland zu schlagen. Da sie die einzige deutschsprachige Zeitung in der Region ist, strebt die DAZ ihre Brücken- und Mittlerfunktion in ganz Zentralasien wahrzunehmen, weshalb das Redaktionsteam eng mit gesellschaftlichen Organisationen und Vereinigungen in anderen zentralasiatischen Ländern zusammenarbeitet.

Im Rahmen eines Projekts der Kasachstanischen Vereinigung der Deutschen „Wiedergeburt“ wurde das Ausgabenarchiv der Zeitung „Freundschaft“ / DAZ mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums des Inneren fast vollständig digitalisiert und ist im open access verfügbar (http://archiv.daz.asia/).

Literatur

Földes, Csaba: Die „Deutsche Allgemeine Zeitung“: Anmerkungen zur Sprache der kasachstandeutschen Presse, in: Linguistica (Ljubljana) 59 (2019) 1, S. 71-97; Musabekova, Rosa: „Freundschaft“ v obščestvennoj žizni kazachstanskich nemcev (1970– 1980-e). In: German, Arkadij (Hg.): Nemcy Rossii v obščestvenno-političeskoj žizni strany (XVIII–XXI vv.). Moskva 2017, S. 309-323; Olhausen, Manuela: Politische Kommunikation im Wandel. Die deutschsprachige Presse des (ehemaligen) Ostblocks zwischen 1980 und 2000. Hamburg 2005; Stoll, Ferdinand: Heutige Lage und Perspektiven der „DAZ“, in: ders. / Strasser, Gert (Hg.): Das medial vermittelte Deutschland. Eine empirische Untersuchung zur Nutzung und Bewertung deutschsprachiger Medienangebote für Kasachstandeutsche. Almaty 2002, S. 19-34; Gribanova, Elena: Analiz sostava i soderžanija doku mentov Archiva Prezidenta Respubliki Kazachstan po istorii gazety „Freundschaft“. In: Istorija nemcev Central’noj Azii. Materialy meždunarodnoj naučnoj konferencii (Almaty, 9-10 oktjabrja 1997). Almaty 1998, S. 270-278; Iz istorii gazety „Freundschaft“. 1965–1990 gg. Publikacija dokumentov AP RK. In: Feniks. Literaturno-chudožestvennyj i obščestvennopolitičeskij al’manach na nemeckom i russkom jazykach, Juni 1996, S. 220-255.

Archive

Archiv des Präsidenten der Republik Kasachstan, Bestand 885 „Redaktion der Zeitung „Deutsche Allgemeine“, Alma-Ata“ (1965–1991), 1 Findbuch, 67 VE; digitales Archiv der Zeitung „Freundschaft“, heute DAZ: http://archiv.daz.asia/

Autoren: Donig Natalia, (Passau)

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