KAUKASISCHE POST. Die deutsche Monatszeitung aus dem Südkaukasus, in den Jahren 1906-14 und 1918-22 in Tiflis herausgegebene deutsche Zeitung, deren erste Ausgabe am 18. Juni 1906 erschien.
Gründer und Herausgeber der „Kaukasischen Post“ war Baron Kurt von Kutschenbach, Sohn des preußischen Staatsbürgers und Besitzers des bei Zalka (Südgeorgien) gelegenen Guts Mamutly Alexander von Kutschenbach. Der Redaktion gehörten Erich Bernstein, Alexander Balling, Otto Mader, Alexander Fufajew und Franz Schulz an. Chefredakteur war der Schriftsteller, Publizist und Übersetzer Arthur Leist.
1908 erwarb Leist von Kutschenbach die Rechte an der Zeitung und bat den Gouverneur von Tiflis, ihn als Chefredakteur zu bestätigen. Die sonntäglich erscheinende Zeitung hatte ihre Leserschaft unter der städtischen und dörflichen deutschen Bevölkerung des Kaukasus. Die Zeitung hatte zahlreiche Abonnenten in den früheren Kolonien (146 in Jekaterinenfeld, 63 in Annenfeld usw.) und erreichte in den Jahren 1911-12 eine Auflage von bis zu 1.100 Exemplaren. Das Erscheinen der Zeitung hing von den politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen ab, so dass sie 1909 nur in unregelmäßigen Abständen erscheinen konnte.
Die Zeitung enthielt Nachrichten aus dem In- und Ausland sowie aus den Gouvernements und Gebieten der Region, Meldungen über Schulen, Kirchen und das Kulturleben, Informationen zu Landwirtschaft und Gesundheit sowie Leserbriefe und Anzeigen und berichtete ausführlich über Geschichte und Gegenwart einzelner im Nord- und Südkaukasus gelegener Kolonien. Es gab die Rubrik „Aus den Kolonien - für die Kolonien“, die von einem breiten Korrespondentennetz beliefert wurde: Theodor Hummel (Helenendorf), Emanuell Walker (Jekaterinenfeld), Johannes Schleuning (Tiflis), A. Schulz (Stawropol), E. Bonwetsch (Pjatigorsk) und andere. Besonders hervorzuheben ist eine 1913 in den Ausgaben Nr. 1-14 veröffentlichte Artikelserie A. Fufajews, in der sich dieser der in den Jahren 1817-18 erfolgten Übersiedlung schwäbischer Kolonisten aus dem Königreich Württemberg nach Transkaukasien sowie der Entstehung ihrer Kolonien widmete. Die Beiträge stützten sich auf zahlreiche Dokumente und sind bis heute auch für die Wissenschaft von Interesse.
Angesichts der zunehmenden antideutschen Ressentiments im Land und in der Presse zeugte die Hinwendung zu diesem Thema zudem von einem erheblichen Maß an Zivilcourage auf Seiten des Autors.
1914 wurde die „Kaukasische Post“ wie alle anderen deutschen Zeitungen verboten.
Nach der Revolution und dem Zerfall des Russischen Reiches bestand angesichts der neuen politischen Lage (Gründung des Nationalen Deutschen Rats Transkaukasiens im Februar 1918 und Ausrufung der unabhängigen Volksrepubliken Georgien und Aserbeidschan im Mai des gleichen Jahres) großer Bedarf an einer Presse, die den Interessen der nationalen Minderheit Ausdruck verlieh, so dass die Zeitung unter der Führung des „Bundes der Deutschen des Kaukasus“ wiederbelebt wurde. Chefredakteur war A. Fufajew.
Nach der im Februar 1921 erfolgten Machtübernahme der Sowjetmacht in Georgien wurde die Zeitung erneut geschlossen. Im Juli 1922 wurde die Zeitung mit unpolitischem Inhalt noch einmal wiederbelebt, wenig später aber aufgrund ihres vorgeblich „nationalistisch-religiösen und konterrevolutionären Charakters“ endgültig verboten.
1994 wurde die Zeitung im mittlerweile unabhängigen Georgien in Tiflis neu gegründet und erschien im Halbmonatsrhythmus. Die Idee wurde von Udo Hirsch, dem Gründer der Naturschutz- und Kulturorganisation „СUNA-Georgica“, mit privaten und Sponsorengeldern umgesetzt. Als einziges regelmäßig erscheinendes deutschsprachiges Presseorgan berichtete die Zeitung über Ereignisse im In- und Ausland und wurde vor allem von Deutschlernern und Angehörigen der deutschen nationalen Minderheit gelesen. Die Redaktion wurde zehn Jahre von dem deutschen Journalisten Götz-Martin Rosin geleitet, der die Zeitung zusammen mit georgischen Mitarbeitern produzierte. Im Sommer 2011 sollte die Zeitung ihr Erscheinen aus finanziellen Gründen einstellen. So stand die Tradition der deutschsprachigen Presse im Kaukasus in Gefahr.
Im Januar 2012 gründete der deutsche Journalist, Unternehmer und Verleger Rainer Kaufmann den Verlag „KAРOmedia“, der die Namensrechte für den Titel „Kaukasische Post“ erwarb und eine im Zweimonatsrhythmus erscheinende, äußerlich ansprechende Zeitung herauszugeben begann. Die Redakteure G.-M. Rosin und R. Kaufmann verfolgten das Ziel, eine den Anforderungen des modernen Medienmarkts entsprechende deutschsprachige Zeitung für den Südkaukasus zu produzieren. Die zwanzig Seiten starke Publikation wird in Georgien, Aserbaidschan, Deutschland, Österreich und in der Schweiz abonniert und ist im freien Verkauf. Als Beilage der Zeitung erscheint eine von Schülern der Tifliser Schwerpunktschule für Deutsch produzierte Seite. Die Breite der Themen und Inserate weckt die Aufmerksamkeit von Lesern im Kaukasus und im Ausland. Die Zeitung wurde zu einer Brücke zwischen Deutschland und dem Südkaukasus.
Die Redaktion plant, 2014 einen an die Zeitung angeschlossenen Klub zu eröffnen (ohne Mitgliedsbeiträge), der als Kommunikationsplattform und Veranstaltungsort für Diskussionen, Treffen, Filmvorführungen und ähnliche Bildungsarbeit dienen soll.
„Kaukasische Post“- Die deutsche Monatszeitung aus dem Südkaukasus
F i s c h e r K a r l A u g u s t. Kaukasische Post – Leipzig, 1944 (Sammlung G. Leibbrandt, Bd. 10).