ZWEITES FREIWILLIGES INFANTERIEREGIMENT BALZER, im Mai–September 1919 auf Ansuchen der Führung des Gebiets der Wolgadeutschen mit Erlaubnis des Volkskommissars für Militär- und Flottenangelegenheiten L.D. Trotzkij aufgestellte nationale Militäreinheit der Wolgadeutschen innerhalb der Roten Armee; wurde ursprünglich als Freiwilligenregiment gegründet, bestand aber aus Mangel an Freiwilligen größtenteils aus Mobilisierten. Um die Aufstellung des Regiments zu beschleunigen, wurde eine erhebliche Zahl entdeckter Deserteure aufgenommen. Regimentskommandeur war A. Allendorff, politischer Kommissar N. Grünberg.
Am 16. September wurde das Regiment ungeachtet der Proteste von Seiten des Exekutivkomitees des Gebiets der Wolgadeutschen und des Gebietsmilitärkommissars G. Schaufler ohne volle Mannschaftsstärke, ohne die volle Zahl an Kommandeuren und Politarbeitern, schlecht ausgerüstet und schlecht ausgebildet auf Befehl des Kommandos der Sondergruppe der Südfront aus dem Gebiet in die Nähe der im Gouvernement Saratow gelegenen Stadt Atkarsk verlegt. Einige Wochen war das Regiment der Gruppe der Reservetruppen der am 30. September auf Grundlage der Sondergruppe der Südfront aufgestellten Südostfront unterstellt. In dieser Zeit durchlief die Mannschaft des Regiments ihre militärische Grundausbildung und wurde bewaffnet und ausgerüstet. Das Problem der Desertion, mit dem das Regiment vom ersten Tag an konfrontiert war, bestand weiter fort.
Ende Oktober 1919 wurde das mittlerweile der 21. Division der 9. Armee angeschlossene Regiment in der Gegend von Borisoglebska bei Attacken der Roten Armee eingesetzt und war an der Befreiung von Nowochopersk beteiligt. Beim weiteren Vormarsch nach Süden nahm das Zweite Regiment Balzer die Großsiedlung Troizkoje ein, rückte weitere 25 km vor und stoppte unter starken Verlusten den weiteren Vormarsch. Am 30. November erhielt das Regiment den Befehl, das Dorf Wasiljewka im Kampf einzunehmen. Als die Mannschaft von dem Befehl in Kenntnis gesetzt wurde, kam es zu einer spontanen Rebellion, die durch in den letzten Novembertagen kursierende Gerüchte zusätzlich befeuert wurde, die Weißgardisten hätten die an der Wolga gelegene Stadt Pokrowsk eingenommen, befänden sich auf dem Marsch an die Grenzen des Gebiets der Wolgadeutschen und würden die Familien der in der Roten Armee dienenden Kriegsdienstleistenden erschießen. Angesichts fehlender objektiver Informationen aus den Wolgakolonien übten die Gerüchte einen starken Einfluss auf die Kämpfer aus. Den Rädelsführern (etwa 30 Personen) gelang es, einen erheblichen Teil der Rotarmisten zu provozieren, die Kampfstellungen zu verlassen und sich ins Hinterland zurückzuziehen. In der Nähe von Trojzkoe wurden sie von einem Straftrupp gestellt, entwaffnet und verhaftet. Zugleich waren über 400 Rotarmisten in den Kampfstellungen geblieben.
Zu dem Zwischenfall wurde ein Untersuchungsverfahren eingeleitet, die Rädelsführer wurden zum Tod durch Erschießen verurteilt und das Regiment selbst auf Beschluss des Revolutionären Kriegsrats der Südostfront Mitte Dezember 1919 aufgelöst. Die Mannschaft des Regiments wurde auf Einheiten der 21. Infanteriedivision verteilt.
Герман А. А., Немецкая автономия на Волге. 1918–1941. Ч. 1. Автономная область. 1918–1924, Саратов, 1992.