KANTON GMELINSKAJA, 1935 aus dem Kanton Pallasowka ausgegliederte Gebietskörperschaft der ASSR der Wolgadeutschen (1935–41). Kantonszentrum: Stanzija Gmelinskaja. Nach Stand zum 1. Januar 1941 hatte der Kanton eine Fläche von 1.464,8 km2. Flächennutzung (in Tausend Hektar): Höfe – 1,5; Nutz- und Gemüsegärten– 0,4; Obstgärten – 0,05; Ackerland – 107,6; Wiesen – 3,5; Weideland – 28,8; Wald und Buschland – 0,14; Gewässer – 1,1; sonstige Flächen – 3,36. Insgesamt 146.500 Hektar. Bevölkerung: 15.500 Einwohner, davon 66,3% Deutsche. Bevölkerungsdichte: 10 Einwohner pro km². Auf dem Gebiet des Kantons lagen zwei Siedlungen und sieben Dörfer. Industrie: etwa 90 Betriebe, darunter 24 Staatsunternehmen, drei Verbrauchergenossenschaften, drei gewerbliche Genossenschaften und 59 kleinere Kolchosbetriebe. Hauptzweig der Industrie war die Mehlproduktion. In den Betrieben waren insgesamt 265 Arbeiter beschäftigt.
Viehbestand im Kanton (nach Zählung von 1940):
Tierart |
Gesamtzahl |
in den Sowchosen |
in den Kolchosen |
Privatvieh |
Rinder |
8257 |
3611 |
2571 |
2075 |
davon Kühe |
3291 |
1326 |
742 |
1223 |
davon Ochsen |
799 |
160 |
639 |
|
Schafe und Ziegen |
9692 |
2792 |
4447 |
2453 |
Schweine |
1397 |
172 |
242 |
983 |
Pferde |
1647 |
367 |
1280 |
– |
davon Arbeitspferde |
893 |
207 |
686 |
– |
Kamele |
456 |
204 |
252 |
– |
Im Kanton waren 100% der bäuerlichen Wirtschaften kollektiviert und in 15 Kolchosen zusammengeschlossen. Auf dem Gebiet des Kantons lagen die Fleisch- und Milch-Sowchosen Nr. 98 und Nr. 99. Die Saatfläche des Kantons betrug 81.487 Hektar, von denen 17.989 Hektar auf die Sowchosen entfielen. Auf 60.294 Hektar wurde Getreide angebaut, auf 4.396 Hektar Industriepflanzen, auf 600 Hektar Gemüse, Melonen und Kürbisgewächse und auf 16.197 Hektar Futterpflanzen. 1.483 Hektar wurden künstlich bewässert. Die Kolchosen wurden von zwei Maschinen-Traktoren-Stationen bedient (Gmelinskaja und Charkowka), die über 214 Traktoren, 93 Mähdrescher und 17 Lastkraftwagen verfügten. In den Kolchosen des Kantons gab es 17 Kraftfahrzeuge. Die Sowchose Nr. 98 hatte 33 Traktoren, zwölf Mähdrescher, vier Lastkraftwagen und 390 Arbeiter, die Sowchose Nr. 99 31 Traktoren, 13 Mähdrescher, vier Lastkraftwagen und 394 Arbeiter. Der durchschnittliche Ernteertrag für Getreide lag im Kanton in den Jahren 1935–40 bei 4,1 Doppelzentnern pro Hektar. In den Kolchosen des Kantons gab es 62 Farmen, davon jeweils 15 Rinder und Schaffarmen, 13 Schweinefarmen, vier Pferdehöfe, elf Geflügelfarmen und vier Kaninchenfarmen.
Kantonsführung (nach Stand zum 1. Januar 1941):
Posten |
Name |
Geburtsjahr |
Bildungsstand |
Parteimitglied seit |
Nationalität |
Amtszeit seit |
1. Sekretär des Kantonsparteikomitees der WKP(b) |
A.G. Stepanow |
1907 |
Grundschule |
1931 |
Mordwinisch |
1938 |
2. Sekretär des Kantonsparteikomitees der WKP(b) |
R.A. Steinle |
1907 |
ohne Schulbildung |
1931 |
Deutsch |
1938 |
Vorsitzender des Kantonsexekutivkomitees |
D.I. Ungefug |
1900 |
Grundschule |
1931 |
Deutsch |
1938 |
Chef der Kantonsabteilung des NKWD |
A.S. Tichonow |
1905 |
Grundschule |
1939 |
Russisch |
1940 |
Staatsanwalt |
A.A. Merkel |
1914 |
Grundschule |
1939 |
Deutsch |
1940 |
Im Kanton gab es drei Grundschulen, neun Siebenklassenschulen und eine Mittelschule mit insgesamt 3.086 Schülern. Kultur- und Bildungseinrichtungen: 14 Klubs, neun Lesehütten und vier Bibliotheken. Es erschien die Kantonszeitung „Kommunist“ in russischer und deutscher Sprache. Eine Rundfunkzentrale mit einer Leistung von neun Watt bediente 177 Rundfunkanschlüsse. Eine feste Filmvorführanlage gab es nicht.
Im Gesundheitswesen gab es ein Krankenhaus mit 25 Betten, drei Ambulanzen, fünf Sanitäts- und Geburtshilfe-Punkte, sechs Trachom-Punkte, drei Entbindungsstationen mit zehn Betten und eine Apotheke.
Nach Stand zum 1. Oktober 1940 hatte die WKP(b) 144 Mitglieder und 101 Kandidaten für die Mitgliedschaft in der Partei. Es gab 19 Basisparteiorganisationen und sechs Kandidatengruppen. In 35 Basisorganisationen des Komsomol waren 589 Mitglieder des Leninschen Komsomol zusammengeschlossen.