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BALZER , (Goly Karamysch, Krasnoarmeisk)

Rubrik: Republik der Wolgadeutschen

BALZER (Goly Karamysch, Krasnoarmeisk), an der Quelle des Goly Karamysch im Einzugsgebiet des Flusses Medwediza, 80 Kilometer südwestlich von Saratow und 18 Kilometer westlich der Wolga (Schiffsanleger Achmat) in der Republik der Wolgadeutschen gelegene Stadt. Bis 1926 Goly Karamysch, seit 1942 Krasnoarmeisk.

Das im Jahr 1765 von deutschen Übersiedlern als Kronkolonie gegründete Balzer war Ende des 19. Jahrhunderts eine der größten deutschen Siedlungen des Wolgagebiets und ein Zentrum der handwerklichen Produktion. Im Jahr 1897 hatte Balzer 7.000 Einwohner. Es gab eine lutherische Kirche, eine Schule, ein Krankenhaus, 32 Läden, zwölf Färbereien, zwanzig Stellmachereien, zehn Schmieden, eine Wassermühle, acht Sarpinka-Webereien, zehn Gerbereien und drei kleine Ziegeleien. In den Jahren 1918-21 war Goly Karamysch (Balzer) Hauptort des gleichnamigen Bezirks des Gebiets der Wolgadeutschen, in den Jahren 1921-41 Hauptort des gleichnamigen Kantons (Goly Karamysch, 1926 wie die Stadt selbst in Balzer umbenannt) des Autonomen Gebiets (bis 1924) bzw. der Republik der Wolgadeutschen (1924-41). Nach der Oktoberrevolution wurden die kleinen Handwerksbetriebe zu Kooperativen zusammengeschlossen. In den 1920er Jahren gab es den Deutschen Sarpinka-Bund (Weber) und den Deutschen Kleinhandwerkerbund (Produktion von Fuhrwerken, Windsichten, Körben, Stroh- und Flechtwaren sowie Strumpf- und Strickwaren). In den 1930er Jahren wurden in Balzer die Karl Liebknecht-Weberei (1.200 Arbeiter, 30.000 Meter Stoff pro Jahr) und die Strickwarenfabrik Klara Zetkin (960 Arbeiter, 5.600 Trikotagen pro Jahr) in Betrieb genommen. Darüber hinaus gab es die aus einer Werkstatt hervorgegangene Reparatur- und Mechanische Fabrik „Arbeiter“ (80 Arbeiter) und die Ölmühle „Spartak“ (18 Arbeiter). 1939 hatte Balzer 15.800 Einwohner. Es gab keine Wasserleitung, keine Kanalisation und keinen festen Straßenbelag. 29% der städtischen Straßen waren beleuchtet. 1% der städtischen Flächen war begrünt. Es gab ein Kino mit 350 Plätzen, ein Kulturhaus, eine Bibliothek und ein Laientheater der Kolchosen und Sowchosen. Neben den Allgemeinbildenden Schulen gab es eine Medizinische Fachschule für Arzt- und Geburtshelfer (187 Schüler) und eine Fabrikschule (47 Schüler). Im September 1941 wurde die gesamte deutsche Bevölkerung der Stadt (94% aller Einwohner) nach Sibirien und Kasachstan deportiert.

Autoren: German E. (Saratov)

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