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KANTON (von frz. canton – Landkreis/ Bezirk), Bezeichnung für eine Gebietskörperschaft im Gebiet (1921–23) bzw. in der ASSR (1924–41) der Wolgadeutschen

Rubrik: Republik der Wolgadeutschen

KANTON (von frz. canton – Landkreis/ Bezirk), Bezeichnung für eine Gebietskörperschaft im Gebiet (1921–23) bzw. in der ASSR (1924–41) der Wolgadeutschen.

Das Projekt, die Verwaltungsgliederung nach dem Vorbild der Schweizer Kantone zu gestalten, wurde bereits im Jahr 1766 von dem Anwerber K. Beauregard im Zusammenhang mit der Ansiedlung von Kolonisten auf dem linken Ufer der Wolga (nördlich von Katharinenstadt) vorgeschlagen, fand aber bei der Fürsorgekanzlei für Ausländer keine Billigung.

 

Tabelle 1

Rayone des Gebiets der Wolgadeutschen (nach Stand zum 1. Januar 1922)

 

Rayon

Verwaltungszentrum

Anzahl der Ortschaften

Bevölkerung (in Tausend Einwohner)

Gnadenflur

Gnadenflur

32

10,6

Golyj Karamysch

Golyj Karamysch

12

52,8

Kamenka

Kamenka

14

21,8

Krasnyj Jar

Krasnyj Jar

32

19,8

Kukkus

Kukkus

20

18,9

Langenfeld

Langenfeld

19

22,3

Marxstadt

Marxstadt

22

33,3

Nischnaja Dobrinka

Nischnaja Dobrinka

19

28,4

Pallasowka

Neu Galka

26

17,2

Paninskoje

Paninskoje

28

29,4

Rownoje

Rownoje

10

30,2

Tonkoschurowka

Tonkoschurowka

19

21,9

Frank

Frank

16

31,8

 

1920 wurde im Gebiet der Wolgadeutschen eine Verwaltungsreform eingeleitet. Gemäß Dekret des Allrussischen Zentralexekutivkomitees der RSFSR vom 17. Februar 1921 wurden anstelle der bis dahin bestehenden drei Bezirke 13 Rayone gegründet (siehe Tabelle 1). Durch den im Frühjahr 1921 ausgebrochenen Bauernaufstand und die Hungersnot verzögerte sich die Gründung der neuen Rayone, so dass die Bezirke erst im Februar 1922 endgültig aufgelöst wurden.

Die Bezeichnung der neuen Gebietskörperschaften als „Rayone“ führte zu zahlreichen Missverständnissen, da die zentralen Behörden der RSFSR diese für Teile der bereits aufgelösten Bezirke hielten und mit den sogenannten „Lebensmittelrayonen“ verwechselten, die zur Zeit der Lebensmittelablieferungspflicht (1919–20) im Gebiet der Wolgadeutschen bestanden hatten. Deshalb benannte das Gebietsexekutivkomitee des Gebiets der Wolgadeutschen die Rayone mit Erlaubnis der Führung der RSFSR in Kantone um, ohne dabei deren Status als niedere Verwaltungseinheit der UdSSR zu verändern.

Im Zusammenhang mit der „Abrundung“ des Gebiets der Wolgadeutschen und der Vergrößerung von dessen Territorium wurde eine weitere Verwaltungsreform durchgeführt, durch die die Zahl der Kantone auf 14 stieg. (siehe Tabelle 2).

 

Tabelle 2

Verwaltungsgliederung des Gebiets der Wolgadeutschen (nach Stand zum 1. August 1922)

Kanton

Verwaltungszentrum

Zahl der Ortschaften

Bevölkerung (in Tausend Einwohnern)

Golyj Karamysch

Golyj Karamysch

18

63,1

Solotoje

Solotoje

25

25,1

Kamenka

Kamenka

32

51,9

Krasny Kut

Krasny Kut

41

48,1

Krasny Jar

Krasny Jar

32

19,6

Kukkus

Kukkus

20

21,6

Marxstadt

Marxstadt

50

62,3

Pallasowka

Neu-Galka

28

27,8

Pokrowsk

Pokrowsk

13

46,5

Rownoje

Rownoje

18

39,2

Staraja Poltawka

Staraja Poltawka

13

17,9

Tonkoschurowka

Tonkoschurowka

19

24,8

Fjodorowka

Mokrous

56

43,5

Frank

Frank

11

32,4

 

1932 wurde der Kanton Pokrowsk als „stadtnahe Zone“ an die Stadt Engels angeschlossen. In den Jahren 1931–35 gehörte der Kanton Jagodnaja Poljana zur ASSR der Wolgadeutschen - eine aus drei deutschen Dörfern bestehende Exklave, die 50 km nordwestlich von Saratow außerhalb der Grenzen der ASSR der Wolgadeutschen lag. Vom 1. Januar 1935 wurden durch Ausgliederung aus bestehenden Kantonen die neuen Kantone Gmelinskaja, Gnadenflur, Ilowatka, Lysanderhöh, Unterwalden, Eckheim und Erlenbach gegründet. 1937 wurde auf dem Gebiet der stadtnahen Zone von Engels der Kanton Ternowka gegründet. Der Versuch einen neuen Kanton Schöntal aus dem Kanton Krasnyj Kut auszugliedern, fand in Moskau keine Unterstützung (siehe Tabelle3).

 

Tabelle 3

Verwaltungsgliederung der ASSR der Wolgadeutschen nach Stand zum 1. Januar 1941

Gebietskörperschaft

Verwaltungszentrum

Anzahl der Ortschaften

Bevölkerung (in Tausend Einwohnern)

Stadt Engels

1

73,2

Siedlung Krasnyj Tekstilschtschik

1

5,1

Kanton Balzer

Balzer

13

46,6

Kanton Gmelinskaja

Gmelinskaja

9

15,5

Kanton Gnadenflur

Gnadenflur

21

20,3

Kanton Dobrinka

Nischnjaja Dobrinka

15

26,3

Kanton Seelmann

Seelmann

12

30,5

Kanton Solotoje

Solotoje

15

14,6

Kanton Ilowatka

Ilowatka

7

11,5

Kanton Kamenka

Grimm

10

18,4

Kanton Krasny Kut

Krasny Kut

23

18,4

Kanton Krasny Jar

Krasny Jar

12

22,8

Kanton Kukkus

Kukkus

11

25,1

Kanton Lysanderhöh

Besymannaja

12

18,9

Kanton Mariental

Mariental

19

28,9

Kanton Marxstadt

Marxstadt

15

40,6

Kanton Pallasowka

Neu-Galka

8

18,4

Kanton Staraja Poltawka

Staraja Poltawka

13

13,7

Kanton Ternowka

Krasnikowka

6

17,9

Kanton Unterwalden

Unterwalden

17

32,8

Kanton Fjodorowka

Mokrous

18

21,0

Kanton Frank

Hussenbach

13

29,5

Kanton Eckheim

Friedenfeld

12

20,9

Kanton Erlenbach

Oberdorf

9

12,0

 

Gemäß Befehl des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR vom 7. September 1941 wurden die Kantone Balzer, Gnadenflur, Seelmann, Solotoje, Kamenka, Krasny Kut, Krasny Jar, Kukkus, Lysanderhöh, Mariental, Marxstadt, Ternowka, Unterwalden, Fjodorowka und Eckheim an das Gebiet Saratow und die Kantone Gmelinskaja, Dobrinka, Ilowatka, Pallasowka, Staraja Poltawka, Frank und Erlenbach an das Gebiet Stalingrad angeschlossen.

Autoren: German A.

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