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ERSTE DEUTSCHE KAVALLERIEBRIGADE

Rubrik: Republik der Wolgadeutschen

ERSTE DEUTSCHE KAVALLERIEBRIGADE, nationaler Militärverband der Wolgadeutschen innerhalb der Roten Armee.

Die Erste Deutsche Kavalleriebrigade wurde in der Zeit zwischen Juli und Dezember 1919 auf Grundlage eines entsprechenden Beschlusses des Revolutionären Kriegsrats der RSFSR in Krasny Jar (Autonomes Gebiet der Wolgadeutschen) aufgestellt. Abweichend von den ursprünglichen Plänen der deutschen Kräfte vor Ort, eine aus zwei Regimentern mit jeweils eigener Führung und eigener Politabteilung bestehende gesonderte Brigade aufzustellen, wurde die Erste Deutsche Kavalleriebrigade auf Weisung der Führung der Südost-Front in die 1. Sowjetische Don-Division eingegliedert, so dass die im Gebiet der Wolgadeutschen eingezogenen deutschen Rekruten nicht mehr direkt zur Brigade kamen, sondern wie alle anderen auch dem Kommando des Stabs der Südost-Front unterstanden.

Ende Dezember 1919 wurde die Erste Deutsche Kavalleriebrigade aus dem Autonomen Gebiet der Wolgadeutschen in das Gebiet der Donkosaken verlegt, obwohl sie zu diesem Zeitpunkt weder vollständig aufgestellt, ausgebildet und ausgerüstet noch „durch eiserne Disziplin zusammengeschweißt und politisch vorbereitet“ war. Stationiert und ausgebildet wurde die Brigade in der im Bezirk Ust-Medwedizkaja gelegenen Kosakensiedlung Danilowskaja. Unmittelbar vor dem Abmarsch der Brigade wurde Alexander Moor zu deren Politkommissar ernannt. Kommissar des Ersten Regiments war N. Riedel, Kommissar des Zweiten Regiments Ch. Reimer.

Im Januar 1920 wurde die Brigade aufgestockt und durchlief eine intensive militärische Ausbildung, nach deren Abschluss sie innerhalb der Division bereits als besonders gut organisiert galt. Nichtsdestotrotz erhielt die Brigade zu keinem Zeitpunkt Proviant oder Pferdefutter und musste nach Aussage Moors ganz im Gegenteil ohne jede Gegenleistung viele Pferde und Güter an die Division abstellen, deren Stab die entsprechenden Beschwerden telegraphisch mit dem Hinweis abtat, die Regimenter seien verpflichtet, „sich auf jede erdenkliche Weise selbst Lebensmittel und Futter zu beschaffen [...]“. Was letztlich nichts anderes hieß, als dass Lebensmittel und Pferdefutter bei den Bewohnern der umliegenden Dörfer und Gehöfte requiriert werden sollten.

Moor wandte sich scharf gegen eine solche Herangehensweise: „Ich halte dieses Telegramm für kriminell. [...] In einer Gegend, in der die Sowjetmacht gerade erst Fuß fasst und die Nerven der Bevölkerung nach den alle Kräfte übersteigenden Requirierungen ohnehin blank liegen, bringt uns eine solche Taktik keine Sympathien! Wir riskieren mit jedem unserer Schritte, mit jeder unserer Taten, die Konterrevolution auszulösen.“ Doch die Proteste halfen nichts. Am 6. Februar 1920 teilte Moor dem Gebietsparteikomitee der RKP(b) des Autonomen Gebiets der Wolgadeutschen mit: „Die Regimenter sitzen ohne Futtermittel und Proviant da, die Soldaten müssen stehlen, requirieren und sogar rauben. Es geht so weit, dass wir uns Scharmützel mit der Bevölkerung liefern. Infolge des Hungers und der Auszehrung der Pferde sinkt die Disziplin. Die Zahl der Desertionen steigt wieder an, nachdem sie zwischenzeitlich gesunken war. Das wird auch dadurch befördert, dass immer mehr Eltern aus den Bezirken Goly Karamysch und vor allem Rowno nach Danilowka kommen.“ (Danilowka lag nur etwa 70 Kilometer von der Grenze des Gebiets der Wolgadeutschen entfernt - A.G.).

Im gleichen Schreiben fällte Moor ein vernichtendes Urteil über einige der in seiner Brigade tätigen Politoffiziere: „Russen, die keinen Laut Deutsch sprechen, Tschechen, Ungarn und Österreicher, die für unsere Deutschen wahlweise zu schlecht oder zu gut Deutsch sprechen, aber dafür über ein bemerkenswertes Unvermögen verfügen, die rotarmistischen Massen zu verstehen. Es hat nur wenige Monate gebraucht, bis sie sie so sehr mit dem Kommunismus erschreckt haben, dass man kaum noch etwas machen kann. Sie haben ihnen die ganze Zeit etwas von Kommunehäusern, gemeinschaftlicher Kindererziehung, Gemeinschaftsküchen, Bezugskarten für alle möglichen Güter und Lebensmittel, dem Tod Gottes usw. erzählt“. Moor bat das Gebietsparteikomitee inständig, ihm eigene (deutsche) Politoffiziere und deutschsprachige Bücher und Zeitungen zu schicken, und machte sogar Vorschläge, wie sich der Postverkehr organisieren ließe. Aber die mit ihren eigenen Problemen mehr als beschäftigte Führung des Gebiets der Wolgadeutschen reagierte nicht.

Nachdem die 1. Sowjetische Don-Division Anfang Februar 1920 in die 10. Armee der Kaukasus-Front eingegliedert worden war, sollte sie sich in südlicher Richtung an die Frontlinie begeben und erhielt einen Marschbefehl in Richtung der Kosakensiedlung Welikoknjascheskaja. Ungeachtet des harten Winterwetters und des Mangels an Lebensmitteln und Futter absolvierte die Division den über 600 Kilometer langen Marsch innerhalb weniger Wochen. In dieser Zeit verlor die Erste Deutsche Kavalleriebrigade einen großen Teil ihrer Pferde, die an Futtermangel oder Entkräftung verendeten. Auch unter den Soldaten waren hohe Verluste zu beklagen, da vor allem Typhus und Erkältungskrankheiten einen hohen Tribut forderten.

Noch bevor sie ihr Ziel erreicht hatte, erhielt die 1. Sowjetische Don-Division mitten in der Schlammzeit, in der die Straßen kaum befahrbar waren, einen neuen Marschbefehl in Richtung Rostow, wo sie über zwei Wochen auf dem linken Ufer des Don bei den Kosakensiedlungen Baklanowskaja und Ternowskaja stand, um sich neu zu ordnen.

Am 19. April 1920 erhielt die Division den Befehl, in Rostow einzumarschieren. Am Abend des gleichen Tages kam der Befehlshaber der Ersten Reiterarmee Semjon Budjonny in die Stellung der Division. Nachdem er die Division antreten lassen und inspiziert hatte, verkündete er der Truppe, dass die 1. Sowjetische Don-Division der Ersten Reiterarmee angeschlossen werde, um zusammen mit dieser an die 1.000 Kilometer entfernte polnische Front zu marschieren und dort gegen den „außer Rand und Band geratenen Feind“ zu kämpfen.

Am 20. April begab sich die Erste Deutsche Kavalleriebrigade im Verband der Ersten Reiterarmee auf ihren dritten und längsten Marsch, der insgesamt 40 Tage dauern sollte. Bereits auf dem Weg erreichte die Truppe am 25. April 1920 die Nachricht, dass die polnischen Streitkräfte ihre Offensive gestartet hatten. Die Marschroute der Brigade führte über Taganrog, Mariupol, Jekaterinoslaw, Jelisawetgrad und Nowomirgorod und endete am 29. Mai mit der Ankunft in Uman.

Als die Truppe bei Jelisawetgrad der Befehl erreichte, die Erste Sowjetische Don-Division aufzulösen, wurde die Erste Deutsche Kavalleriebrigade in den in Nowomirgorod stationierten Stab der Armee einbestellt, wo ihre Führung von Semjon Budjonny und Kliment Woroschilow (zu dieser Zeit Mitglied des Revolutionären Kriegsrats) empfangen wurde, die nach Aussage Moors alle möglichen die Brigade betreffenden Fragen stellten, freundlich zuhörten, sofort eine Anweisung für neue Uniformen und Ausrüstung ausstellten und erklärten, die Brigade solle erst einmal beim Stab bleiben.

Aber schon am nächsten Tag erging der Befehl, die deutsche Brigade aufzulösen und deren zwei Regimenter zusammenzulegen. Das neu formierte 850 Mann starke deutsche Regiment bildete zusammen mit einem weiteren Kavallerieregiment und einer Artilleriedivision eine unmittelbar dem Revolutionären Kriegsrat der Ersten Reiterarmee unterstellte Sondereinsatzbrigade, deren Kommando A. Moor übertragen wurde. Hauptgrund für die Auflösung der Brigade war der Umstand, dass sie keine frischen deutschen Rekruten einziehen konnte, um ihre Verluste zu kompensieren.

Kaum am Bestimmungsort angekommen, geriet das deutsche Regiment unter starken Beschuss und Bombardierung durch polnische Flugzeuge, die es allerdings ohne große Verluste überstand. Nachdem am 1. Juni 1920 eines der Regimenter der Dritten Brigade der 14. Kavalleriedivision vollzählig zu den Polen übergelaufen war, musste das deutsche Regiment die entstandene Bresche schnell schließen. Es wurde in die Dritte Brigade eingegliedert und in 83. Kavallerieregiment umbenannt. Im Zuge dieser Umgruppierung kam auch A. Moor zur Dritten Brigade und wurde deren Kommissar.

Am 5. Juni 1920 versetzte die Erste Reiterarmee den polnischen Truppen an dem zwölf Kilometer langen Frontabschnitt zwischen Samgorod und Sneschka einen kräftigen Schlag und durchbrach mit Unterstützung der Artillerie und gepanzerter Züge die gut aufgestellten Verteidigungslinien des Feindes, wobei sich die von A. Parchomenko kommandierte 14. Kavalleriedivion besonders hervortat, in deren erstem Zug auch das 83. Regiment angriff. Von diesem Moment an stand das Regiment beim Vormarsch nach Westen bis zum 20. August pausenlos in schweren Gefechten.

Das 83. Kavallerieregiment war an der Einnahme der Bahnstation Browki und der Städte Radomyschl, Ostrog, Rowno und Stojanow beteiligt und erzwang den Übergang über die Flüsse Slutsch, Ikwa und Styr. Bei Samostje (Zamość) stellte es sich zusammen mit anderen Einheiten der Ersten Reiterarmee der massiven Gegenattacke der 6. Polnischen Armee entgegen und zog sich nach schweren Verlusten in östlicher Richtung zurück. Bei Ende des Sowjetisch-Polnischen Kriegs verfügte das 83. Regiment im Oktober 1920 nur noch über weniger als 100 kampfbereite Männer und unterschied sich hinsichtlich seiner nationalen Zusammensetzung kaum noch von anderen Regimentern. Später wurde das 83. Regiment zusammen mit der 1. Reiterarmee an die Südfront verlegt und vollzog einen 600-Kilometer-Marsch von Berditschew nach Kachowka. Im Oktober-November 1920 kämpfte es in Nordtaurien und auf der Krim gegen die Truppen Wrangels. Im Winter 1920/21 säuberte es das Gebiet am Asowschen Meer von den Leuten Machnos.

Literatur

Autoren: German A.

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