KANTON PALLASOWKA, im äußersten Südosten der Republik der Wolgadeutschen im Sawolschje-Gebiet gelegene Gebietskörperschaft des Autonomen Gebiets (1922-1923) bzw. später der ASSR (1924–1941) der Wolgadeutschen. Flache Steppenlandschaft. Durch den Kanton floss in südwestlicher Richtung, zunächst parallel zu dessen östlicher und dann entlang der südlichen Grenze der Fluss Torgun. Hauptort des Kantons war die Siedlung Pallasowka. Die Entfernung zur nächstgelegenen Anlegestelle der Wolga (Seelman) betrug 100 Kilometer. Bis zur Hauptstadt der Republik der Wolgadeutschen Engels waren es mit der Eisenbahn 213 Kilometer und über die Naturstraße 220 Kilometer.
Fläche: (nach Stand zum 1. Januar 1941): 2.283 Quadratkilometer.
Flächennutzung: 87.200 Hektar Ackerland, 1.900 Hektar Wiesenland, 130.300 Hektar Weideland, 700 Hektar Wald- und Buschflächen, 1.400 Hektar Höfe, 1,700 Hektar Gemüsegärten, 200 Hektar Obstgärten; 800 Hektar Wasserflächen, 4.000 Hektar sonstige Flächen.
Bevölkerung: 18.400 Einwohner, davon 51,5% Deutsche (9.200 Männer und 9.200 Frauen). Bevölkerungsdichte: Acht Einwohner pro Quadratkilometer. Auf dem Gebiet des Kantons lagen 16 Ortschaften, von denen Pallasowka, Neu-Galka, Sawinka, Alt-Weimar, Neu-Weimar, Straßburg, Frankreich, Maksimowka und Moor die größten waren. Im Kanton gab es zwei Siedlungs- und sechs Dorfsowjets.
In industrieller Hinsicht war der Kanton Pallasowka nur schwach entwickelt. Es gab 24 Staats-, sieben Genossenschafts- und 52 Kolchosbetriebe, die allesamt nur lokale Bedeutung hatten. Die größten Unternehmen waren eine Landmaschinen-Reparaturwerkstatt, eine Mühle und ein E-Werk. In der Industrie waren insgesamt 230 Arbeiter beschäftigt. 99,7% aller bäuerlichen Wirtschaften waren kollektiviert und in vierzehn Kolchosen zusammengeschlossen. Darüber hinaus gab es die auf Schafzucht spezialisierte Sowchose Nr. 13. Die durchschnittliche Saatfläche pro Kolchose betrug 3.650 Hektar. Von den insgesamt 56.400 Hektar Saatfläche entfielen 47.200 Hektar auf Getreidekulturen, 3.200 Hektar auf Industriepflanzen, 700 Hektar auf Gemüse und Kürbisgewächse (davon 200 Hektar Kartoffeln) und 5.300 Hektar auf Futterpflanzen.
Tabelle 1
Viehbestand im Kanton Pallosowka (nach Zählung des Jahres 1940)
Viehart |
Gesamtzahl
|
in Sowchosen und Kolchosen |
in privater Haltung |
Rinder Schafe und Ziegen Schweine Pferde Kamele |
6780 30028 1637 2303 753 |
3421 27066 979 1752 753 |
3359 2962 658 – – |
Die Kolchosen wurden von drei Maschinen-Traktoren-Stationen bedient, die in Pallasowka, Straßburg und Sawinka angesiedelt waren und über 231 Traktoren (davon 45 Raupenfahrzeuge), 79 Mähdrescher und neunzehn Lastwagen verfügten. In den Kolchosen des Kantons gab es 19 Automobile. Die Schafzucht-Sowchose verfügte über 44 Traktoren, neun Mähdrescher und vier Automobile. Der durchschnittliche Ernteertrag für Getreidekulturen lag im Kanton Pallasowka in den Jahren 1935–1940 bei 3,2 Doppelzentnern pro Hektar. 646 Hektar wurden künstlich bewässert. In den Kolchosen gab es insgesamt 64 Farmen (Viehbestand siehe Tabelle 1), davon jeweils 14 Rinder-, Schaf- und Schweinefarmen, zehn Pferdehöfe und vier Kaninchenfarmen.
Im Kanton gab es fünf Grundschulen, fünf Siebenklassenschule und drei Mittelschulen mit einer Gesamtschülerzahl von 3.771 Personen. Es gab einen Kindergarten (für 18 Kinder) und eine Kinderkrippe (mit 25 Plätzen) sowie fünf Lesehütten, dreizehn Klubs, acht Bibliotheken sowie zwei stationäre und zwei mobile Filmvorführanlagen.
Die Kantonszeitung „Bolschewistskije Tempy“ erschien in russischer und deutscher Sprache. Eine Rundfunkanlage mit einer Leistung von 100 Watt bediente 385 Anschlüsse. Es gab ein Post- und Telegrafenbüro.
Im Gesundheitswesen gab es ein Kumys-Sanatorium mit 200 Betten, zwei Krankenhäuser mit fünfzig Betten, drei Ambulanzen, drei Sanitäts- und Geburtshilfepunkte, vier Trachom-Behandlungspunkte, drei Geburtskliniken mit zehn Betten, eine Erste Hilfe-Station, eine Kinderkonsultation und zwei Apotheken.
Tabelle 2
Führung des Kantons Pallasowka
(nach Stand zum 1. Januar 1941)
Name |
|
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I.I. Eder |
P.G. Talbaschnikow |
A.I. Tschub |
M.F. Gorbatow |
D.D. Keidl |
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Posten |
Erster Sekretär des Kantonsparteikomitees der WKP(b) |
Zweiter Sekretär des Kantonsparteikomitees der WKP(b) |
Vorsitzender des Kantonsexekutivkomitees |
Chef der Kantonsabteilung des NKWD |
Staatsanwalt |
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Geburtsjahr |
1913 |
1898 |
1890 |
1912 |
1913 |
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Bildungsstand |
Siebenklassenschule |
Grundschule |
Siebenklassenschule |
Grundschule |
Grundschule |
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Parteimitglied seit |
1932 |
1924 |
1924 |
1931 |
1932 |
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Nationalität |
Deutsch |
Russisch |
Ukrainisch |
Russisch |
Deutsch |
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im Amt seit |
1939 |
1940 |
1938 |
1939 |
1938
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Die Kantonsparteiorganisation der WKP(b) umfasste 227 Mitglieder und 144 Kandidaten für eine Mitgliedschaft, also insgesamt 371 Kommunisten, von denen 68 Deutsche waren. Es gab dreißig Basisorganisationen der Partei und fünf Kandidatengruppen. Im Kanton gab es insgesamt 832 Komsomolzen (davon 396 Deutsche), die in 44 Basisorganisationen des Komsomol organisiert waren.