OSTERN – höchster christlicher Feiertag und Hauptfest des frühjährlichen Osterfestkreises. Bis zum Jahr 1310 begann mit dem Osterfest in Deutschland auch das neue Kalenderjahr. Im christlichen Glauben steht das Osterfest für die Auferstehung des Herrn und die Überwindung des Todes. Im Volksglauben wird zudem auch der Anbruch des Frühlings und das Erwachen neuen Lebens gefeiert. Nach der Kirchentradition ist Ostern ein beweglicher Feiertag und wird am ersten Sonntag nach dem ersten Frühjahrsvollmond gefeiert, nach dem gregorianischen Kalender also frühestens am 22. März und spätestens am 25. April. Nach dem Ostertermin richten sich auch die Daten der anderen beweglichen Feiertage des Osterfestkreises (Fastnacht, Christi Himmelfahrt und Pfingsten). Die Osterzeit erstreckt sich über das eigentliche Osterfest hinaus über die Zeit von Palmsonntag bis zum Weißen Sonntag, beginnt und endet also jeweils eine Woche vor bzw. nach Ostern.
Die letzte Woche der vor allem in den katholischen Siedlungen streng eingehalten vorösterlichen Fastenzeit begann mit dem Palmsonntag. Da die Gläubigen in Russland statt des traditionellen Palmwedels oft Weidenkätzchenzweige zur Palmweihe mitführten, wird der Palmsonntag zuweilen auch als Weidensonntag bezeichnet. Den Zweigen, die auch von Wacholder- oder Rhodedendronsträuchern stammen konnten, wurden magische Kräfte zugeschrieben (siehe: Aberglaube). Bei den Lutheranern wurden am Palmsonntag die 13-14-jährigen jungen Leute konfirmiert, nachdem der Pastor ihnen zuvor zwei Wochen lang Konfirmandenunterricht erteilt hatte, um sie auf dieses wichtigste Ereignis beim Übergang ins Erwachsenenleben vorzubereiten.
Anschließend begann die Karwoche, die von den Mennoniten und Wolhyniendeutschen auch als „Stille Woche“ bezeichnet wurde. In dieser letzten Woche der Fastenzeit und der Buße hielten sich alle Russlanddeutschen streng an den Verzicht auf tierische Lebensmittel.
Die zweite Hälfte der Karwoche, in die der Gründonnerstag, der Karfreitag sowie der Ostersamstag fielen, war eine Zeit voller Rituale religiöser und volkstümlicher Prägung.
Am Gründonnerstag kamen Gemüse und Grünzeug in unterschiedlichsten Varianten auf den Tisch. So wurde z.B. eine Kohlsuppe mit frischen Brennnesseln gekocht. Das „grüne“ Essen diente an diesem Tag der Stärkung und der Gesundheit. Man ließ Hafer und Weizen in kleinen Tonschüsseln oder anderen Behältnissen keimen, in die man am Sonntag bemalte Eier legte, bevor man sie auf die Fensterbank stellte. Im Wolgagebiet und in vielen anderen Regionen gingen die Lutheraner am Donnerstag und Freitag mit der ganzen Dorfgemeinschaft geschlossen zum Abendmahl, wenn sie dies nicht schon am Palmsonntag mit den Konfirmanden getan hatten. Am Donnerstag und zum Teil auch am Samstag putzte man gründlich sein Haus, wusch die Wäsche, schmückte das Haus, fegte die Straße und tünchte Ofen und Wände. Peter Haller schrieb über seine Kindheit, die er in den 1860er Jahren in der im Gouvernement Samara gelegene Kolonie Eckheim verbracht hatte: „…Da die Dorfstraßen nicht gepflastert waren, war die Straße nach der frühjährlichen Schlammzeit so buckelig, dass man kaum darauf gehen konnte. Deshalb wurde die Straße am Ostersamstag geeggt, das heißt man fuhr mehrmals mit einer Egge, auf der zur Erhöhung des Gewichts die Dorfkinder saßen, über die Straße, ebnete die Buckel ein und füllte die sich bildenden Rillen. Nach dem Eggen wurde ein Pferd vor eine etwa einen Saschen [etwa 2,1 Meter] lange und einen halben Arschin [etwa 35 Zentimeter] breite Walze gespannt, deren Gewicht die Buckel in die Rillen drückte, so dass der Straßenbelag wieder glatt wurde. Der Hof wurde gefegt und mit Sand bestreut.“
In den katholischen Dörfern des Wolgagebiets verstummten am Mittag des Gründonnerstags nach dem „Gloria in excelsis Deo” die Glocken und begannen erst wieder zum Abendgottesdienst am Ostersamstag zu läuten. Dem Voksmund nach “flogen sie weg“ (Dörfer Preuss, Graf, Urbach). An den Glockentürmen wurden aus Brettern gefertigte Klappervorrichtungen angebracht, die allerdings nicht von allen gehört werden konnten, so dass die 13-15-jährigen Jungen und manchmal auch die Geistlichen selbst mit Holzrasseln durch die Straßen und Gassen zogen, um die Dorfbewohner, die meist keine Uhr hatten, zum Gottesdienst zu rufen. Bei ihrem ersten Gang sangen die Kinder am Gründonnerstag, an Karfreitag und am Ostersamstag jeweils zur Mittagszeit „Es läutet zu Mittag“. Am Abend verkündeten sie, dass es Zeit sei zu beten: „Häärt ihr Laid’s Behtklotsait, däär Engl des Hän“.
Nach dem samstäglichen Mittagsgottesdienst zogen die Jungen müde und heiser, aber bester Laune ein letztes Mal durch das Dorf, um Ostergaben zu sammeln:
Wir haben geklappert firs
Hailiche Krap,
Git uns nur aine Ousergaap,
nicht so krous un nicht sou klain,
das mir woul zufrieden sain.
Ganz ähnliche Gesänge gab es auch in der Pfalz und in Nordbaden:
Wir haben geklappert zum
Heiligen Grab
Gebt uns Eier, Gottes Gab!
Nicht so klein, nicht so groß
Dass das Kärblein
Nicht zerstoß!
Glück ins Haus, Unglück naus
Sechzig Eier müssen raus,
Sunscht schicke mer de Marder
ins Hühnerhaus.
Anschließend teilten die Jungen ihre „Beute“, wobei jeder Sänger bis zu 80 Eier und zahlreiche Brötchen, Kuchen und Hefekringel bekommen konnte. In den Jahren 1924/25 versuchten auch die Geistlichen, ihren Anteil zu bekommen, aber die Jungen versteckten sich mit ihrer „Beute“.
An Karfreitag hielten sich alle Russlanddeutschen streng an die Fastenregeln, die Fleisch- und Milchprodukte verboten. Einige besonders strenge Gläubige verzichteten im Gedenken an die Kreuzigung und das Leiden Christi sogar ganz auf die Nahrungsaufnahme.
An Karfreitag gab es zahlreiche im Aberglauben fußende Praktiken. Es war verboten, Essen zuzubereiten, zu waschen, zu stricken, zu stopfen, zu nähen, zu hämmern und Nägel in Holz zu schlagen. Feuer durfte erst nach dem Gottesdienst entzündet werden. Das Brotbacken aber erfreute den Herrn, weswegen es von der Kirche begrüßt wurde.
Am Abend des Ostersamstags wurden neben der Kirche auf einem aus alten Kreuzen geschichteten Feuer Judaspuppen verbrannt. Das „Judasfeuer” durfte ausschließlich durch das Reiben eines Stocks an einem Brettchen oder mit einem Zündstein entfacht werden. Das katholische “Judasbrennen” ging auf den in den Herkunftsregionen der Siedler (Pfalz, Hessen und Baden, zum Teil auch Bayern und Württemberg) verbreiteten vorchristlichen Brauch zurück, zum Ende der kalten Jahreszeit eine Winterpuppe zu verbrennen, an dem die Russlanddeutschen auch in ihrer neuen Heimat festhielten. Dem Feuer wurde die Kraft zugeschrieben, das Leben und die künftige Ernte zu schützen, weswegen selbst die zurückbleibende Holzkohle zu magischen Zwecken verwendet wurden.
Der Ostersamstag war ganz der Arbeit gewidmet: Die Hausfrauen färbten Eier und buken verschiedene Kuchen, Kräppel und Laibe. Im Dorf Eckheim wurde ein etwa zwei Zentimeter dicker Teig auf einem eingefetteten Backblech ausgewalzt und mit getrockneten Äpfeln und Kirschen belegt. Anschließend wurde alles mit einer Masse aus Mehl, Butter und Sahne übergossen und im Ofen gebacken. Zu Mittag gab es Geflügel: Gänse, Hühner und Enten, manchmal auch Puten, die aber seltener gehalten wurden, da sie als schwierig galten, viel fraßen und man ihre Federn nicht brauchen konnte. Die Kinder warteten auf den Osterhasen und bauten Nester aus Strümpfen, alten Mützen, Schüsseln, kleinen Kisten oder geflochteten Körben, die im Haus aufgestellt wurden (in den Ecken, im Ofen, in Kisten, auf dem Tisch, im Korridor, auf dem Fensterbrett oder unter dem Bett). Wenn das Wetter warm war, wurden die Nester auch im Hof, vor der Haustür oder im Garten ins Gras oder Stroh gelegt oder im Sand, in der Scheune, im Stall, auf einem Strohhaufen oder auf dem Boden ausgelegt. Manchmal legten die Kinder die Nester auch in den Häusern ihrer Verwandten aus. Häufig versteckten die Eltern die Nester und die Kinder mussten sie morgens suchen.
Ostersymbole
Die Göttin Ostera - altgermanische Göttin, die mutmaßlich den Frühling und das Erwachen der Natur ankündigte und als Namensgeberin des Osterfestes gilt.
Ich bin Ostara, die alte Gottin,
Die ewig Junge, der Lenz,
der Frühling,
Komm jährlich wieder
Mit Vogelliedern,
Mit linder Luft
Und mit Blumenduft,
Und mich erwartet groß und klein.
Hab‘ viele Boten, hab‘
viele Kinder
Im Pflanzen und Tierreich,
den Star, die Lerche,
Langbeinige Störche,
Die Fliegen, die Bienen,
Sie sind erschienen
Um allen zu künden:
Der Frühling ist da!
Ich bin Ostara, ich bin
der Frühling.
Seht meine Kinder,
auf Wiesen und Fluren
Schneeglöckchen nicken,
Und Veilchen blicken
Aus grünen Bettchen.
Die ersten Blättchen
Auf Weiden und Birken
entfalten sich schon.
Ich bin Ostara, das neue Leben,
Das junge Leben,
die Auferstehung
Und flaumige Kücklein,
So gelb wie der Sonnenschein,
Und Schäfschachen so wollig,
Und Kälbchen so drollig,
Rings junges Leben erwacht
mit mir.
Ei - unverzichtbares Attribut des Osterfestes, Symbol der Entstehung des Lebens. Äußerlich ein lebloses Objekt, enthält es den Keim des Lebens und verleiht auch dem Menschen Kraft. Das Ei symbolisierte das Wunder der Auferstehung Christi: „Wie das Küken aus dem Ei schlüpft, das keine Öffnung hat, so ist auch Jesus Christus aus der Höhle auferstanden, vor deren Eingang ein Stein lag.“ Die Tradition, Eier zu färben, gab es bei allen Gruppen der Russlanddeutschen. Die Eier hatten unterschiedliche Farben (rot, blau, bunt, gelb, grünbraun) und wurden mit Rote-Bete-Sud, Zwiebelschalen, Steinmoos („Eierkräutchen“), Wolle, Quendel, Teekraut oder Schöterich gefärbt, wobei Letzterer bereits nach Palmsonntag von den jungen Frauen gesucht wurde. Die Eier wurden schon lange vor Ostern zurückgelegt, so dass bis zum Festtag oft 60-70 Stück zusammenkamen. Beim Färben durften die Kinder nicht zuschauen, um die Legende vom Osterhasen aufrechtzuerhalten. Die Eier wurden sowohl von den Erwachsenen als auch von den Kindern gegessen. Später waren sie eher den Kindern vorbehalten.
Osterhase - Ostersymbol, das auf einen bei vielen Völkern Europas verbreiteten Fruchtbarkeitskult zurückgeht. Als Tier, das den Kindern gefärbte Eier bringt, wurde der Osterhase erstmals 1789 in einem Schweizer Kinderlied erwähnt. Im 19. Jahrhundert war er bereits weit verbreitet. In einigen evangelischen Gemeinden wurden die Eier auch von Eichhörnchen, Hähnen, Störchen oder Kuckucks gebracht.
Osterfeier
Die in der Nacht auf den Ostersonntag oder am frühen Morgen des Ostertags selbst abgehaltenen Ostergottesdienste waren für alle konfessionellen Strömungen der Russlanddeutschen ein zentraler Bestandteil ihrer Kirchentradition.
In einigen an der Wolga gelegenen Dörfern stieg das Dorforchester am frühen Morgen des Ostertags noch vor dem Beginn des Gottesdienstes auf den Kirchturm und spielte geistliche Lieder.
Bei den im Ural und in Sibirien lebenden Wolhyniendeutschen zogen die jungen Leute und Kinder in der Osternacht und an einigen Orten an allen drei Ostertagen durchs Dorf, um unter den Fenstern ihrer Dorfnachbarn Kirchenlieder zu singen und Gaben zu sammeln. An den folgenden Ostertagen hatten diese „Stipper“ (Kurzbesucher, vgl.: Stippvisite) knospende Birkenzweige dabei, mit denen sie jeden, der noch im Bett lag, sanft peitschen konnten.
Stipper, Stipper Osterfas,
Hast du viele Fleenes
Gib mir Eier, gib mir Kuchen
Komme wir aus andere Jahr wieder
Besuchen.
Stipper, Stipper Osterfest,
Du hast viel gesegnetes Essen
Gib mir Eier, gib mir Kuchen
Dann kommen wir dich nächstes Jahr
Wieder besuchen.
Eine ähnliche Tradition gab es auch in den norddeutschen Ländern, aus denen die meisten Wolhyniendeutschen ursprünglich ausgewandert waren.
Ostermorgen
Am Ostermorgen standen die Kinder extra früh auf, um zu gucken, ob der Osterhase gekommen war. In den im Wolgagebiet gelegenen lutherischen Dörfern waren die Kinder früh auf den Beinen, um den Sonnenaufgang nicht zu verpassen, weil in den frühen Sonnenstrahlen angeblich das Osterlamm zu sehen war (bei den Lutheranern wurde Christus mit einem Hirtenstab und einem zu seinen Füßen liegenden Lamm dargestellt). In einigen Siedlungen versuchte man auch, in den Strahlen der aufgehenden Sonne den Osterhasen zu erblicken. In einigen Dörfern besuchte der Osterhase alle Familienmitglieder und legte je nach Wohlstand der Familie verschiedene Geschenke in die Nester.
Gewöhnlich wurde zu Ostern drei Tage gefeiert, die sich nur wenig voneinander unterschieden. An den Ostertagen durfte man keine Kleidung nähen oder stopfen, keine Knöpfe annähen und den Stall nicht ausmisten. Das Vieh wurde lediglich gefüttert. Am ersten Ostertag ging man in den katholischen Dörfern früh morgens zum Gottesdienst. In den in Westsibirien gelegenen deutschen Dörfern ging man nach dem Gottesdienst auf den Friedhof, um Osterlieder zu singen und mitgebrachte Eier auf die Gräber der Angehörigen zu legen oder an Vorübergehende zu verteilen. Bei anderen Gruppen der Russlanddeutschen gab es morgens ein Frühstück, zu dem Gebäck und Kuchen gereicht wurde. Zu Mittag wurde herzhaft gegessen: als Vorspeise eine Hühnersuppe oder ein süßer Hefezopf mit Rosinen, zum Hauptgang ein mit Reis oder Kartoffelpürree gefülltes Huhn, ein gefüllter Schweinemagen oder Rind- und Kalbfleisch, schließlich Salzgebäck und Konfekt. Für die Kinder wurden Teigpuppen gebacken. Zum Frühstück nahm der Hausherr ein bemaltes Ei und schnitt es entsprechend der Zahl der Familienmitglieder in kleine Stücke, so dass jeder sein kleines Stück bekam.
Bei den in Westsibirien lebenden Deutschen gab es zudem längliche „Osterbrötchen“ aus Biscuit.
Der Ostermontag war für Verwandtenbesuche bestimmt. Für verheiratete Frauen war dies oft die einzige Möglichkeit, ihre Familie zu besuchen, wenn diese in einem anderen Dorf lebte. Tagsüber besuchten sich die Erwachsenen gewöhnlich gegenseitig, wobei Kaffee und Kuchen sowie Wein oder Wodka gereicht wurden.
Nach dem Mittagessen besuchten die jüngeren Kinder (unter 14 Jahren) ihre Paten und nahen Verwandten, von denen sie Eier, Süßigkeiten oder Gebäck in Form eines Osterhasen geschenkt bekamen. Man wünschte sich „Freuliche Ostern!”. In den mennonitischen Dörfern besuchte man auch die Häuser von Bekannten. Zu Ostern bekamen auch die Erwachsenen Geschenke. In den südlichen Gouvernements, wo man das Vieh schon im April auf die Weide trieb, pflegte die Hausherrin den Hirten am Ostermorgen ein Stück Kuchen, Hefekringel und bemalte Eier zu schenken.
An diesem Tag hatte aus einer fließenden Quelle geschöpftes Wasser große Bedeutung. Wenn es keinen Fluss gab, wurde das Wasser aus dem Brunnen geholt. Dem Osterwasser schrieben die in Sibirien und im Ural lebenden Deutschen sowie einige katholische Gruppen reinigende und heilende Kraft zu. Es wurde zum Trinken, zum Waschen, zur Heilung von Kranken und manchmal auch zur Tränkung des Viehs genutzt. Der Brauch stammte ursprünglich aus den deutschen Ländern, war aber auch bei den russischen Nachbarn verbreitet.
Vergnügungen und Lustbarkeiten
Am Abend oder Nachmittag des zweiten Ostertags gab es Tanzveranstaltungen, an denen manchmal nur die unverheirateten jungen Leute, manchmal aber auch Vertreter der älteren Generation teilnahmen.
Es gab den Brauch auf einer Wippe zu schaukeln sowie bei den russischen Nachbarn entlehnte Spiele wie „Kopf oder Zahl“. Auf den Wippen und Schaukeln vergnügten sich Kinder und Jugendliche. Einige populäre Ballspiele wie Schlag- oder Eckenball hatten ihren Ursprung in Deutschland. Das Ballspiel hatte auch eine symbolische Bedeutung: So schnell wie der Ball einander zugeworfen wurde, sollte sich auch der Sonnenball beeilen und schnell den Sommer bringen.
Am weitesten verbreitet waren Spiele, die etwas mit Eiern zu tun hatten (Eierrollen, Eierschieben, Eier einschippen, einschurkeln, einschieben, schaufeln, einschuppen, picken usw.). An diesen Spielen nahmen die unverheirateten jungen Männer und Frauen teil, an einigen Orten auch die Kinder und sogar erwachsene Männer.
Am Abend des Ostersonntags oder am Ostermontag fanden in einigen deutschen Kolonien „sportliche“ Wettbewerbe statt. Am weitesten verbreitet waren Wettläufe, bei denen man auf dem Boden ausgelegte Eier in einem Korb sammeln musste. Diese Veranstaltungen gingen mit Musik und Gesang einher und endeten in der Regel spätabends mit Tänzen.
Einige Osterbräuche dienten der Stiftung neuer Familien. So wurde die Straße zwischen den Häusern eines jungen Mannes und einer jungen Frau mit Stroh ausgelegt, um eine künftige Ehe anzubahnen. War die junge Frau nicht geneigt, das Angebot anzunehmen, räumte sie den Weg schnell wieder frei. Wenn junge Leute lange nicht heirateten und „überfällig“ waren, baute man Osternester vor deren Haus, in die man Strohpuppen legte. Wenn eine junge Frau unehrenhaft war oder das Werben nicht erwidert hatte, konnte es auch passieren, dass man ihr ein mit Steinen gefülltes Nest vor das Haus legte.
Weißer Sonntag - der auf Ostern folgende Sonntag, der den Abschluss der Osterzeit bildete. Am Weißen Sonntag fanden Gottesdienste, Kindstaufen und bei den Katholiken Kommunionsfeiern statt, bei denen die Kinder im Alter von 7-10 Jahren erstmals am Abendmahl teilnahmen.
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