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"Bellino u. Fenderich" , Eisengießerei in Odessa

Rubrik: Wirtschaftsgeschichte
Таблица 1
Таблица 2

BELLINO FENDERICH, Eisengießerei und Maschinenfabrik in Odessa, die im Jahr 1873 auf Grundlage einer Reparaturwerkstatt für englische Landmaschinen entstand, die im Besitz des 1810 gegründeten gleichnamigen Handelshauses stand und über ein Stammkapital von über einer Million Rubel verfügte. Gründer waren der Mitinhaber des Handelshauses und Kaufmann der 1. Gilde Adolf Bellino, der württembergische Staatsangehörige E. Hegg sowie der Odessaer Kaufmann Ludwig Commerell.

1859 baute das Handelshaus „S. Fenderich & Co“ zunächst einen Handel mit ausländischen Landmaschinen auf und nahm wenig später in den 1860er Jahren unter dem Namen „Bellino-Fenderich“ die Produktion eigener nach englischen Mustern gefertigter Landmaschinen auf. Nach der Gründung der Gesellschaft dehnte die Firma ihre Geschäftstätigkeit auf die Produktion von Dampfkesseln und Dampfmaschinen, Waggons der Pferdebahn, Brandschutzinstrumenten, Pumpen sowie Betriebsanlagen für Dampfmühlen, Brauereien, Zuckerfabriken und andere Produktionsstätten aus. Von 1875 an war die Gesellschaft zudem im Schiffbau aktiv (Kutter, Passagierschiffe, Binnenschiffe, Schlepper). Nachdem die Firma 1889 auch in die Bereiche Schiffsreparatur und Schiffsausstattung expandiert war, konnte sie praktisch alle Aufträge der Odessaer Schiffseigner mit Ausnahme der Russischen Gesellschaft für Dampfschifffahrt und Handel (ROPiT) bei sich bündeln. Von diesem Zeitpunkt an wurden Flottenaufträge und Schiffsbau zum Hauptgeschäftsfeld der Firma. Ende der 1880er Jahre errichtete die Firma eine Schiffsbauhalle (Helling) und eine zweite mechanische Werkstatt. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Unternehmen bereits über 250 verschiedene Schiffe repariert, 45 Dampfschiffe gebaut und große Mengen Dampfkessel und Dampfmaschinen produziert. Durch den forcierten Bau von Transportschiffen trug die Firma maßgeblich zur Entwicklung der russischen Kohleindustrie bei, die die heimische Kohle nach Odessa liefern und dadurch der englischen Kohle Konkurrenz machen konnte. Ende der 1880er Jahre wurde eine neue dampfbetriebene Schiffsreparatur- und Schiffsbauhalle gebaut, die für Schiffe mit 60 Metern Länge und einer Verdrängung von drei Metern (ohne Fracht) ausgelegt war. Die Verwaltung der Schwarzmeerhäfen stufte die Firma als beste Werft an der gesamten Küste des Schwarzen und des Asowschen Meeres ein. In den Jahren 1890-91 wurden auf der Werft die Torpedoboote Nr. 252 und 253 der Schwarzmeerflotte gebaut. Ende des 19. Jahrhunderts war die Firma (mit einem Jahresumsatz von über 700.000 Rubeln) das größte Maschinenbauunternehmen in Odessa und Anfang des 20. Jahrhunderts sogar in ganz Neurussland. 1910 wurde der Bergungsschlepper „Tschernomorez“ mit einer Verdrängung von 1.100 Tonnen gebaut. 1914 produzierte die Werft vor allem Dampfschiffe, Dampfmaschinen und Dampfkessel, Motoren, Ölpumpen und Walzanlagen, die in Odessa, St. Petersburg, Sewastopol, Jekaterinoslaw, Kiew und Taschkent verkauft wurden.

Der 1887 zu verzeichnende Rückgang des Produktions-Jahreswerts ist durch die Erhöhung der Zollgebühren für Kohle und Metall zu erklären (siehe Tabelle 1).

Das Unternehmen galt als Vorzeigebetrieb und wurde Touristen zur Besichtigung empfohlen (siehe Tabelle 2).

1914 gehörten dem Vorstand W.I. Prignitz (geschäftsführender Direktor), A.F. Kilius und I.I. van der Gucht an. 1917 wurde die Fabrik beschlagnahmt und dem Ministerium für Handel und Industrie unterstellt, 1920 unterstand die Fabrik der Flotte der Freiwilligenarmee und 1921 der Schwarzmeertransportgesellschaft (Schiffsreparaturwerk Nr. 1, später W.I. Lenin-Werkzeugmaschinenbau). Mitte der 1940er Jahre wurde sie mit der Schiffswerft Nr. 1 (frühere Russische Gesellschaft für Dampfschifffahrt und Handel, ROPiT) zusammengelegt.

 

Literatur

Autoren: Plesskaâ È.G.

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