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„HENRY MOSER & Co“ (H. Moser&Cie) , auf Fertigung und Verkauf von Uhren spezialisierte Handelsfirma

Rubrik: Wirtschaftsgeschichte
Иоганн Генрих Мозер
Заметка из газеты Нива, 1913 г.
Семья Мейлан, фото с официального сайта компании

„HENRY MOSER & Co“ (H. Moser&Cie), auf Fertigung und Verkauf von Uhren spezialisierte Handelsfirma, die im Jahr 1828 von dem Kaufmann der 1. Gilde Johann Heinrich Moser (1806–1875) gegründet wurde, der seine Geschäfte in seinem am Newski-Prospekt Nr. 26 gelegenen Wohnhaus (wo sich auch seine Uhrmacherwerkstatt befand) sowie am Newski-Prospekt Nr. 38 unterhielt.

Johann Heinrich Moser war Uhrmacher in der zweiten Generation und jüngstes Kind einer kinderreichen Familie. Sein Handwerk erlernte er zunächst bei seinem Vater und setzte seine Ausbildung dann in Le Locle fort, dem Zentrum der Uhrmacherkunst in der Schweiz. Nachdem er bereits eine eigene Uhrmacherwerkstatt aufgebaut hatte, entschloss er sich, seinen Absatzmarkt zu erweitern, und zog nach St. Petersburg, wo er im Jahr 1826 eine Werkstatt eröffnete und sich auf englische Art Henry nannte. Bereits im Jahr 1828 eröffnete Moser in St. Petersburg auch eine Handelsvertretung. Die erste dort angefertigte goldene Uhr machte er unter der Seriennummer 12 dem Zaren Nikolai I. zum Geschenk.

Alle Bestandteile der Uhren bestellte die Firma Moser in den Werkstätten von Le Locle, aus denen dann in St. Petersburg die Uhren gefertigt wurden.

Nachdem Moser 1828 sein erstes Geschäft in St. Petersburg eröffnet hatte, folgten weitere Vertretungen in Moskau und Kiew sowie auf dem Jahrmarkt von Nischni Nowgorod, von wo aus die Uhren bis nach Indien und China gelangten.

Mosers Firma produzierte ein breites Sortiment von Taschenuhren (sowohl Herren- als auch Damenuhren), Uhren mit und ohne Schlag, in Gold-, Silber- und Stahlgehäusen unterschiedlicher Form, die mit einem Schlüssel oder von Hand aufgezogen wurden, und Chronographen. Als besonders wertvoll galten goldene Repetieruhren mit Viertel- und Minutenschlag, mit ewigem Kalender und „Mond“ (d.h. mit Anzeige der Mondphasen). Angeboten wurden Taschenuhren verschiedener Marken: „Blondel“, „Robert“, „Lepin“, Salter“, „Tobias“ und andere. Die Abstufung erfolgte nach den jeweiligen Mechanismen, die zum Schutz vor Plagiaten mit den Druckbuchstaben des kyrillischen Alphabets nummeriert waren (А, Б, В, Г, Д usw.). Die im gotischen Stil gehaltene Firmenaufschrift war nur auf Uhren des höchsten Typs von Mechanismen gesetzt, die ausschließlich in Gehäusen aus Platin oder Gold mit einem 72er-Feingehalt hergestellt wurden. Solche Mechanismen bestellte Carl Fabergé für seine Juwelierarbeiten bei H. Moser. Die Fabrikmarke war auf allen Mechanismen platziert, der Firmenstempel auf allen Uhrgehäusen. Bei allen Wand-, Stand- und Tischuhren war auf die Holzgehäuse ein Aufdruck geprägt. Auf alle eigenen Uhren gab das Geschäft zwei Jahre Garantie.

Wand- und Pendeluhren mit einem wöchentlichen oder zweiwöchigen Aufziehmechanismus wurden in Gehäusen aus Eichen- und Nussholz gefertigt, die Anfang des 20. Jahrhunderts im Design des Jugendstils gehalten waren. Gewöhnlich unterscheidet man Wanduhren und teurere mit einem Viertelstundenschlag ausgestattete Pendeluhren (Regulatoren), nach denen alle anderen in einem Haus befindlichen Uhren gestellt werden. Die Firma produzierte auch Kaminuhren verschiedener Größe, die oft als Tischuhren bezeichnet wurden, in Gehäusen aus schwarzem Marmor und Onyx, mit vergoldeten Bronze- und Zinkverzierungen, mit Schlag und ohne Schlag.

Die von „H. Moser“ gefertigten Taschenuhren waren so populär, dass zahlreiche Fälschungen auftauchten, weswegen die Kataloge der Firma neben einer Auflistung der Geschäftsadressen, einzelnen Uhrentypen und Preise auch „WARNUNGEN“ enthielten. So wies die Firma Moser z.B. in ihrem Katalog im März 1906 darauf hin, dass man allen Interessenten zum Ausschluss des Missbrauchs des Firmennamens empfehle, besondere Aufmerksamkeit darauf zu richten, ob auf den angebotenen Taschenuhren bei den französischsprachigen Aufprägungen und Aufschriften vor dem Namen “MOSER &Co” der Buchstabe “Нy” stehe, da es sich nur in solchen Fällen um Originalanfertigungen der Firma handele.

Nach dem Tod Henry Mosers erbte dessen Witwe Fanny Moser (* 1848) das Geschäft. Nach deren im Jahr 1877 erfolgter Abreise nach Baden ging die Firma an den badischen Staatsangehörigen Alexander Nikolaus Winterhalter (1826-1881) über, während die Fabrik in Le Locle (Schweiz) von Paul Gerard geführt wurde. Laut Vertrag sollten diese Gesellschaften alle Operationen unter dem registrierten Markennamen „Henry Moser&Cie“ führen.

Von 1881 an führte Alexandrina Winterhalter (*1835), Kauffrau der 2. Gilde und Witwe von A. Winterhalter, die Firma, die mit ihren Söhnen Georgi Iwan (*1858), Anton Philipp Iwan (*1866), Adolf Philipp (*1867) und Wiktor Johann (*1869) sowie den Töchtern Cäcilia Alexandrina Sophia und Alexandrina Olga am Newski-Prospekt Nr. 26 wohnte, wo sich auch die Geschäftsräume befanden. 1898 erwarben die Winterhalters das am Newski-Prospekt Nr. 16 gelegene Geschäft der Firma „H. Moser“, dessen Besitzer die Schweizer Staatsbürger Cornelius Adolfowitsch Winterhalter und dessen Tochter Ottilia waren. Am 4. Juli 1910 wurde die Firma zum Handelhaus (Kommanditgesellschaft) „Winterhalter & Co“, die über ein Kapital von 216.352 Rubeln verfügte (Vater und Tochter Winterhalter verfügten als Hauptgesellschafter über 177.852 Rubel, weitere namentlich nicht genannte Einleger über 38.500 Rubel).

Auf Fürsprache der Zarin Alexandra Fjodorowna wurde die Firma „H. Moser“ 1913 zum offiziellen Hoflieferanten, woraufhin sie mit der historischen Aufschrift „Lieferant seiner Hoheit der Zarin Alexandra Fjodorowna“ warb.

Am Vorabend des Ersten Weltkriegs besaßen die Winterhalters Geschäftsräume auf dem Newski-Prospekt Nr. 16 und Nr. 32 und waren auf den Verkauf von Wand- und Tischuhren sowie Taschenuhren mit Juwelier-Einfassung spezialisiert.

Nach der Revolution von 1917 kehrten die Unternehmenseigentümer mittellos in die Schweiz zurück. Die Firma „H. Moser&Cie“ wurde verstaatlicht. Die Fabrikate von „Moser“ galten auch weiterhin als Muster für Genauigkeit und Qualität. „Ein Mensch – nur mit Uhr, eine Uhr – nur von Moser“ - lautete der von W. Majakowski für das Kaufhaus GUM erdachte Werbespruch. Im Historischen Museum wurde die von H. Moser&Cie“ gefertigte Taschenuhr W.I. Lenins mit der Nummer 225590 ausgestellt.

In den 1950er Jahren stiegen die Produktionszahlen von Armbanduhren allgemein deutlich an, was der Firma ernsthafte Konkurrenz bereitete. In den 1970er Jahren wurde die Firma während der durch das Aufkommen von Quarzuhren verursachten Krise zu einem Teil der „Dixi-Mechanique Group“.

Die Firma überlebte und bestand auch in den 1970er Jahren weiter, war aber auf dem europäischen Markt schon kein ernsthafter Konkurrent der erfolgreicheren Häuser wie z.B. Rolex und Omega mehr. Die Familie Gerard nahm die Fabrik „Heinrich Moser&Co“ in LeLocle wieder in Betrieb und produzierte von 1973 an Chronometer und teure Golduhren mit Edelsteinen.

1996 erwarb die Moskauer Firma „Inter-Tschas“ die Namensrechte an „Henry Moser&Cie“ sowie die Sammlung alter Uhren der legendären Marke. Die Firma produziert goldene Armbanduhren mit Schweizer Mechanismen.

Im September 2002 entstand die neue Uhrenfirma „MoserSchaffhausen AG“, mit der Heinrich Mosers Urenkel Roger Nicolas Balsiger die Marke wiedererstehen ließ. Heute gehört er dem Verwaltungsrat des Unternehmens als Ehrenpräsident an. Die Verwaltungsbüros der „MoserSchaffhausen AG“ sind in Schaffhausen in einer Villa mit Rheinblick untergebracht. Die historische Technik wurde an die heutigen Anforderungen angepasst. Einige Traditionen werden in die heutigen Modelle integriert und sorgen für einen hohen Wiedererkennungswert der bekannten Marke.

Im Jahr 2012 übernahm die Familie Meylan die Führung von „H. Moser&Cie“.

Literatur

Барышников М.Н. Деловой мир Петербурга. Исторический справочник / М.Н Барышников. – С.-Пб.:LOGOS, 2000. – 582 с.; Schib K.: Heinrich Moser. In: Schaffhauser Beiträgezur Geschichte. Biographien / Karl Schib. – BandI. 33. –Jg. 1956. – S. 301–310; Rauber U.Schweizer Industrie in Russland / U. Rauber. – Zurich, 1985. – S. 79–83; Polosin G.V.Генри Мозеръ и Ко, Hy Moser &Cie / German V. Polosin [Электронный ресурс] // Режим доступа: http://german242.com/articles/hymoser.htm

Archive

Фабрика часов торгового дома Г. Мозер и К° в Локле, Швейцария: [Рекламное изд.]. – М., 1913. – 50 с.; Pfaff A. Heinrich Moser: Ein Lebensbild / Adam Pfaff. – Schaffhausen: [s.n.], 1875; Официальный сайт компании H. Moser&Cie [Электронный ресурс] // Режим доступа: http://www.h-moser.com/ru/company

Autoren: Samarina L.A., Veremenko V.A.

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