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BERDJANSK , Stadt und Kreiszentrum der Ukraine

Rubrik: Geschichte und Geographie der Ansiedlung der Deutschen im Russischen Reich, in der UdSSR und GUS / Geschichte der Ansiedlung

Berdjansk, an der Mündung des Flusses Berda ins Asowsche Meer gelegene Stadt und Hauptort des gleichnamigen Rayons in der Ukraine. Die Stadt liegt zum größten Teil an der Nordküste des Asowschen Meeres und erstreckt sich im Süden bis auf die Berdjansker Nehrung. Im Jahr 1993 hatte Berdjansk 135.000 Einwohner.

Am heutigen Standort der Stadt entstand im Jahr 1827 eine erste Siedlung samt Hafen. Am 1. Juni 1830 wurde der Schiffsanleger der Siedlung offiziell in Betrieb genommen, die zu diesem Zeitpunkt noch Berda hieß und erst 1841 in Berdjansk umbenannt wurde. 1842 erhielt die Stadt den Status eines Bezirkszentrums. Für die Wahl des Standorts zeichnete Hauptmann Kritski verantwortlich, der im Auftrag des Gouverneurs von Neurussland Graf Woronzow ein „neues Tor zur See für Südrussland“ suchen sollte. Dank seines 1836 in Betrieb genommenen Hafens spielte Berdjansk lange Zeit eine führende Rolle im Weizenhandel. Der Stadtname leitet sich vom Fluss Berda ab, dessen Name wiederum auf das turksprachige Wort für „von Gott geschenkt, fruchtbar, segensreich“ zurückgeht.

Nach zunächst eher ungeordneter Bautätigkeit wurde Berdjansk schon sehr bald nach allen Regeln des damals modernen Städtebaus errichtet. Im Zentrum ließen sich Staatsbeamte, Kaufleute und Geistliche nieder, in den Randbezirken entstanden Siedlungen wie die Matrosen-, die Soldaten- und die Deutsche Vorstadt (die heute eher unter der Bezeichnung „Deutsche Kolonie“ bekannt ist).

Ursprünglich lebten 211 Personen in der Siedlung Berda. Mit dem Ausbau der sozialen und ökonomischen Infrastruktur wuchs auch die Einwohnerzahl der zunehmend polyethnisch geprägten Stadt. So lebten in Berdjansk neben Ukrainern und Russen auch zahlreiche Nogajer, Bulgaren und Griechen. Bei der Volkszählung von 1840 hatte Berdjansk 3.400, im Jahr 1856 bereits 10.000 Einwohner. Nach Angaben für das Jahr 1849 hatte die Stadt eine Fläche von 10.000 Desjatinen. In den Jahren 1849-53 liefen 8,8% des gesamten Warenumschlags am Schwarzen und am Asowschen Meer über den Berdjansker Hafen. In den 1840er Jahren wurde die an den Salz-Limanen gelegene Deutsche Vorstadt angelegt, in der sich etwa 100 zum Teil aus den Kolonien Chortiza und Molotschansk kommende deutsch-mennonitische Familien niederließen. Die Nähe zu den mennonitischen Kolonien erwies als ein Faktor, der für alle Seiten zum Glücksfall wurde. So gelang es, Kapital anzuziehen, Landwirtschaft und Handel zu entwickeln und ein günstiges Wirtschaftsklima zu schaffen.

Zugleich lag die Siedlung der deutschen und mennonitischen Bevölkerung allerdings an einem vergleichsweise ungünstigen Standort, da das zurückweichende Meer dort einen sandigen und lehmigen Boden zurückgelassen hatte, der sich nur bedingt für die Landwirtschaft eignete. So waren die Bewohner vor allem in den Bereichen Weinanbau, Weinherstellung und -brennerei, Obstanbau, Mehlproduktion und Seidenraupenzucht tätig. Die natürlichen Rahmenbedingungen gaben die Richtung der wirtschaftlichen Entwicklung der deutschen und mennonitischen Siedler vor, die zunächst vor allem im produzierenden Gewerbe und im Bereich der Weiterverarbeitung landwirtschaftlicher Produkte tätig waren und dann im Zuge der durch die Reformen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ausgelösten Veränderungen zunehmend zur industriellen Produktion übergingen.

Auch wenn der Gouverneur von Neurussland Woronzow bereits im Jahr 1830 angeordnet hatte, in Berdjansk Obst- und Weingärten anzulegen, dauerte es fast 20 Jahre, bis im Mai 1849 auch für Deutsche und Mennoniten entsprechende Flächen in der Größe von jeweils einer Desjatine ausgewiesen wurden: David Fast, Johann Isaak, die Brüder Hildebrandt, Johann und Jakob Riesen, Gerhardt und Johann Fast, Peter Rempel und David Eisen. Insgesamt wurden im östlichen Teil der Berdjansker Vorstadt 49 Desjatinen Land ausgewiesen, auf denen 24 aus den Molotschnaer Kolonien und acht aus Chortizaer Kolonien stammende Familien sowie Neusiedler aus dem preußischen Polen angesiedelt wurden, um dort Obstgärten anzulegen. Auf einem späteren im Jahr 1864 vom Landvermesser aufgestellten Plan waren statt der ursprünglich 49 nur noch 17 Landstücke verzeichnet, während die von den Kolonisten bewirtschaftete Fläche zugleich auf 62 Desjatinen gewachsen war. Wenig später war die Zahl der einzelnen Landstücke auf zehn gesunken, die deren Besitzer nun als Linien zu bezeichnen begannen, was sich als Prinzip der Straßenbenennung in der Altstadt bis zum heutigen Tag erhalten hat.

Bereits vor 1845 ließ sich der vor allem im Wollhandel tätige Kaufmann Abraham Wiebe in Berdjansk nieder. 1848 wurden die Mennoniten Isaak Mattias aus Rudnerweide und Heinrich Janzen aus Schönsee in den Berdjansker Kaufmannsstand aufgenommen, die die Stadt zu ihrem Hauptwohnsitz machten, zugleich aber Rang und Status von Kolonisten bewahrten. In den 1850er und 1860er Jahren wurden Jakob Garder (1856), Johann Neufeld (1860), Isaak Dick (1860), Nikolaj Wins (1860), Jakob Esau (1861), David Pauls (1866), Maria Fog und ihre Söhne Julius, Alexander, Tabius und Theodor sowie deren Schwester Ernestia in die 2. und 3. Gilde der Berdjansker Kaufleute aufgenommen, woran sich ablesen lässt, über welche finanziellen Möglichkeiten die Übersiedler verfügten.

Die in der Stadt ansässigen Deutschen und Mennoniten waren größtenteils im Handel aktiv, es gab aber auch einige im produzierenden Gewerbe tätige Unternehmer wie z.B. den aus Tiegenhagen stammenden Jakob Martens, der als einer der ersten deutschen Unternehmer in Berdjansk eine Essigfabrik gründete. Im Jahr 1840 baute I. Friesen eine mechanische Mühle. 1841 folgte Jakob Süderman seinem Beispiel, dessen Sohn David Süderman wiederum im Getreidehandel tätig war. 1845 baute auch Abraham Süderman eine mechanische Mühle. 1852 gab es in Berdjansk bereits eine ganze Reihe von Unternehmen, die sich in mennonitischem Besitz befanden: die Windmühlen von Jakob Berg, Peter Rempel und Jakob Süderman, die Butterei von Isaak Enz, die mechanischen Mühlen von Jakob Bühler, Kornelius Klassen, David Fast und Johann Rempel; das Getreidehandelskontor von Nikolai Winz und Jakob Isaak Süderman sowie die Uhrmacherwerkstatt von B. Wedel und das Handelskontor von Julius Winz.

Vor dem Hintergrund der rasanten wirtschaftlichen Entwicklung war Berdjansk eine schnell wachsende Stadt. Anfang der 1870er Jahre gab es bereits 20 Fischfabriken, 16 Ziegeleien, die Mauerziegel produzierten, sieben Ziegeleien, die Dachziegel produzierten, sechs Fettschmelzen eine Seifensiederei, einen Markt, eine Bezirks- und eine Gemeindeschule sowie eine orthodoxe, eine lutherische und mehrere katholische Kirchen. Zudem wiesen die städtischen Behörden den Mennoniten Grundstücke zu, auf denen sie ein Kirchengebäude und eine Schule errichten konnten. Im Jahr 1852 lebten in Berdjansk bereits 250 Mennoniten. Der von ihnen bewohnte Stadtbezirk wurde als „Deutsche Vorstadt“ bezeichnet.

Auch in den 1860er gründeten die Mennoniten weitere gewerbliche Unternehmen wie z.B. die mechanische Mühle von David Hiebert oder die Seilerei „Winz und Janzen“. Der Verleger und Finanzier Heinrich Ediger eröffnete in Berdjansk eine Buchhandlung. 1860 entstand in der Gegend des sogenannten „Makorty“ eine weitere von Mennoniten gegründete Vorstadt.

Auch wenn einige in Berdjansk ansässige Mennoniten infolge der Reformen von 1871-74 emigrierten, blieb die Stadt für die meisten von ihnen ein attraktiver Lebens- und Arbeitsort.

In den 1880er Jahren wurde die Stadt an die Strom- und Wasserversorgung angeschlossen. Berdjansk entwickelte sich zu einer großen Industrie-, Hafen- und Handelsstadt. Es gab drei Bibliotheken und vier Buchhandlungen.

Der ökonomische Boom ging mit einer zunehmenden Urbanisierung einher. Bei der Volkszählung von 1897 hatte Berdjansk bereits 26.497 Einwohner. Ungeachtet ihres eher geringen Bevölkerungsanteils spielten Deutsche und Mennoniten innerhalb der städtischen Selbstverwaltung eine sichtbare Rolle. So stand I.F. Mattias in den Jahren 1861-62 an der Spitze der Stadtverwaltung. In den Jahren 1876-86 war P.P. Schmidt Senior Stadtoberhaupt und Hafenchef. Für den Bau der Berdjansker Wellenbrecher war der Ingenieur Robert von Desin verantwortlich.

Ungeachtet der boomenden Wirtschaft war das Leben allerdings alles andere als ungetrübt. So wurde die Stadt immer wieder von Ruhr-, Pocken und Choleraepidemien heimgesucht. 1883 lag die Kindersterblichkeit bei 70,6 %, wobei die Deutsche Vorstadt besonders betroffen war und auch unter älteren Kindern recht viele Opfer zu beklagen hatte. Den Quellen ist zu entnehmen, dass sich das frühere Stadtoberhaupt Iwan Filippowitsch Mattias immer wieder an Hilfsmaßnahmen für Hungernde beteiligte, die er meist aus eigenen Mitteln bestritt.

I.F. Mattias war ein geschäftstüchtiger Kaufmann, Unternehmer und Mäzen, der in den 1880er Jahren auf Grundlage einer kleingewerblichen Produktionsstätte eine in der Woronzow-Straße gelegene Maschinenfabrik gründete (aus der später die Landmaschinenfabrik „1. Mai“ hervorging). An gleicher Stelle wurde auch das Handelshaus „Witwe Mattias & Söhne“ eröffnet. Ein großer Absatzmarkt und niedrige Arbeitskosten ließen überaus günstige Bedingungen für auswärtige Investoren (Russen und Ausländer gleichermaßen) entstehen, zumal es der örtlichen Bevölkerung an Kapital und Erfahrung mangelte. So wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zahlreiche deutsche und mennonitische Unternehmen gegründet und erfolgreich betrieben, zu denen auch die Landmaschinenfabrik und Reparaturwerkstatt Schreider (heute „Juschdormasch“) gehörte, die zunächst drei- und fünfscharige Jätpflüge und Holzeggen mit Eisenzähnen produzierte. Später gründete der Besitzer zudem eine Gießerei, die seine Söhne nach seinem Tod an Gorochow und Janzen verkauften. 1914 trennte sich Janzen von Gorochow und gründete zusammen mit Winz eine Seilerei, die auch heute noch fortbesteht.

Zu den großen Unternehmen der Stadt gehörte auch die Fabrik des Mennoniten Johann Johannowitsch Krieger (1895), die im Jahr 1910 Waren im Wert von 33.000 Rubel produzierte und der Kontrolle der Fabrikinspektion unterstand.

Von Interesse ist auch die Greaves-Fabrik, deren mutmaßlich englischstämmige Gründer verwandtschaftliche Beziehungen zur mennonitischen Dynastie der Sudermanns unterhielten. So war John Greaves Tochter Emilia mit Jakob Isaak Suderman verheiratet, der wiederum mit Piter Lepp verwandt war, der die größte Maschinenbaudynastie im Gouvernement Jekaterinoslaw aufgebaut hatte. John Greaves gründete im Jahr 1876 zunächst ein Lager und eine Werkstatt, bevor er im Jahr 1883 in der Woronzow-Straße eine eigene Produktionsstätte aufbaute, die im Jahr 1884 zu einer Aktiengesellschaft wurde. Auch nach dem 1899 erfolgten Verkauf des Unternehmens an eine anonyme belgische Gesellschaft war Greaves noch einige Zeit als Direktor tätig.

Berdjansk war eine Handels- und Kaufmannsstadt, die in unterschiedlichen Geschäftsbereichen aktiv war. So gab es Aufkäufer und große Außenhandelskaufleute, die den Getreideexport organisierten. Die Interessen der ausländischen Firmen und Bürger wurden in Berdjansk durch akkreditierte franko-belgische, italienische, schwedische, griechische, dänische, österreich-ungarische und reichsdeutsche Konsulate geschützt.

Die Hauptstütze der Wirtschaft der gesamten Region war und ist bis heute der Hafen. Angesichts des immer größeren Frachtumschlags mussten die Kai- und Hafenanlagen ausgebaut und gesichert werden. In diesem Zusammenhang begann im Jahr 1862 südlich des Kais der Bau eines steinernen Wellenbrechers. Auf Anordnung des Transportministers kam am 19. August 1861 der Ingenieur R.P. von Desin nach Berdjansk, um sich an Planung und Bau zu beteiligen. Mitte der 1860er Jahre schirmte der Wellenbrecher den Hafen auf einer Länge von 640 m zuverlässig gegen Sturmfluten ab. Zur gleichen Zeit wurde auch die Hafensignalisation verbessert und der Ober-Berdjansker Leuchtturm in Betrieb genommen. Ende des 19. - Anfang des 20. Jahrhunderts war der Berdjansker Hafen das Zentrum des Getreideexports aus dem nördlichen Asow-Gebiet. Allein im Jahr 1900 wurden 20 Millionen Pud Getreide ausgeführt.

Die Stadt brauchte dringend einen Damm und eine Eisenbahnanbindung. Robert von Desin entwarf 1862 einen Plan, der aber aufgrund fehlender Finanzmittel auch noch 1870 nicht umgesetzt war, als von Desin zum Bau der Livländischen Eisenbahn abberufen wurde. Desins Traum, von Charkow aus eine nach Berdjansk führende Eisenbahnlinie zu bauen, ging schließlich 1899 in Erfüllung, wodurch der Warenaustausch mit anderen Landesteilen erheblich erleichtert wurde. Unter den Vorstandsmitgliedern der Tokmaker Eisenbahn waren auch die Brüder Peter und Heinrich Ediger. Letzterer war zudem Prediger der mennonitischen Gemeinde sowie Mitbegründer und Redakteur der zweimal wöchentlich erscheinenden örtlichen deutschen Zeitung. Sein Kompagnon war der Druckereibesitzer Tissen.

Von 1885 an beteiligte sich Heinrich Ediger (1858–1943) auch aktiv an der Arbeit der Organe der städtischen Selbstverwaltung und war Mitglied sowie in den Jahren 1886-89 Handelsagent der Berdjansker Stadtduma.

1894 wurde Ediger auf seinem Posten als Mitglied der Berdjansker Stadtverwaltung bestätigt. Er gehört dem Kontrollrat der Berdjansker Zweigstelle der Staatsbank (ab 1895) und der Handels- und Industriekreditgesellschaft (1901) an. Ediger selbst sah seinen Lebensinhalt vor allem in seiner Tätigkeit als Verleger, bei der er durchaus reüssierte. So war sein Verlag im Februar 1894 auf der Petersburger „Ersten Gesamtrussischen Graphik-Ausstellung“ vertreten und wurde in den Kategorien Graphik und Buchbindekunst ausgezeichnet. Darüber hinaus veröffentlichte Ediger auch der Geschichte der mennonitischen Kolonien gewidmete Bücher wie z.B. „Die Chortiza-Zentralschule 1842-92“ oder „Informationen über die Mennoniten Russlands“, das im Jahr 1914 vor dem Hintergrund der Verabschiedung der antideutschen sogenannten Liquidationsgesetze erschien und Teil der von den Mennoniten betriebenen Gegenkampagne war.

Eine weitere ursprünglich auf von Disen zurückgehende Idee, auf dem im Stadtzentrum gelegenen Zollplatz einen Park anzulegen, wurde schließlich von dem Bürgermeister und Hafenchef Pjotr Petrowitsch Schmidt umgesetzt, der sich von den Kosten nicht abschrecken ließ und den Park, der bis heute seinen Namen trägt, 1878 aus eigenen Mitteln finanzierte.

Unweit des Parks wurde 1876 nach einem Entwurf des Ingenieurs Jelski das Knabengymnasium errichtet, das Schmidts Sohn Pjotr Petrowitsch Junior besuchte, der später als Leutnant Schmidt bekannt werden sollte. Heute ist dort das Gebäude Nr. 1 der Berdjansker Staatlichen Polina Ossipenko-Universität untergebracht.

1834-40 kam die Familie des späteren Predigers der Berdjansker Filiale der Pardenauer Mennonitischen Kirche Abraham Suderman (1790–1865) aus Kaldowo nach Berdjansk. An die Gemeinde war auch die von Pjotr Jakowlewitsch Wiebe geführte Grundschule angeschlossen. Das mennonitische Kirchengebäude ist bis heute erhalten und wird von „Juschdormasch“ als Werkhalle genutzt.

1905 wurde die private Realschule von A.A. Neufeldt eröffnet, deren Direktor von 1909 an P.P. Fast war. In den Jahren 1903-04 wurde bei der neuen lutherischen Kirche eine Schule eröffnet (heute Gebäude 3 des Berdjansker Staatlichen Pädagogischen Instituts).

Eine bedeutende Rolle spielte Baron N.A. Korff für die Entwicklung der Volksbildungswesens sowohl der Stadt als auch des Bezirks Berdjansk, der von 1871 an als Sonderinspektor der von den Semstwos betriebenen Volksschulen tätig war, deren Gründung das Bildungsniveau der Bevölkerung weit über die deutschen Kolonien hinaus steigerte. N.A. Korff forderte immer wieder eine bessere Finanzierung der Schulen und insbesondere eine Erhöhung der Lehrergehälter. Darüber hinaus hatte er das Recht, Einfluss auf die Auswahl der Lehrer sowohl der Dorf- als auch der städtischen Schulen zu nehmen.

In den Jahren 1900–01 versuchte Gustav Hamm, in der Stadt einen Buchhandel aufzubauen, was allerdings nicht von Erfolg gekrönt war.

Auch wenn heute nur noch sehr wenige Deutsche in Berdjansk leben, hat ihr über Generationen gepflegtes geistiges Erbe in den letzten Jahren eine Renaissance erlebt. Am 19. Mai 1989 gründete eine von Heinrich Groth geführte Gruppe die von Deutschstämmigen und deren Familien getragene Gesellschaft „Wiedergeburt“, die ungeachtet ihrer vergleichsweise kleinen Mitgliederzahl von etwa 100 Personen aktive Bildungs- und Kulturarbeit betreibt. Die Organisation hat sich zum Ziel gesetzt, das kulturelle Erbe der Deutschen zu bewahren, die eigene Geschichte zu erforschen, die internationalen Beziehungen auszuweiten und die Verbindungen zur Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit zu pflegen. Die Organisation unterhält ein deutsches Kulturzentrum, hat eine eigene Jugendorganisation und bietet Deutschkurse an.

Im Jahr 1997 wurde in Berdjansk die lutherische Kirche wiedererrichtet, an die der deutschsprachige Diskussionsklub Klub „Quelle“ sowie eine Sonntagsschule angeschlossen sind, die Bibelstunden, Deutsch- und Gesangsunterricht sowie Handarbeits- und Kunsthandwerkskurse für Kinder anbietet.

Literatur

Демура Ю. М. Формування іноземних колоній у Північному Приазов’ї (остання чверть ХVІІІ–ХІХ ст.) / Ю. М. Демура // Українська державність: історія і сучасність. Зб. матеріалів ІV Всеукраїнської науково-практичної конференції студентів і молодих науковців 30 листопада 2007 р. – Ч. 1. – Маріуполь, 2007. – С. 93–96; Дынгес А. А. очерк истории германского населения Приазовья. – Донецк, 1992. – 156 с.; Захарченко Т. К. Культура садівництва виноградарства та виноробства приазовських німців і менонітів (ХІХ-початок ХХ ст.): перспективи реанімації сільськогосподарських галузей виробництва / Т. К. Захарченко // Північне Приазов’я: наукова збірка. – Донецьк, Бердянськ, Норд-Прес, 2008. – С. 170–180. Захарченко Т. К. Німці та меноніти Бердянщини / Т. К. Захарченко // Збірник наукових праць. Серія «Історія та географія / Харк. Нац.. ун-т ім. Г. С. Сковороди. – Харків, 2011. – Вип. 42.

 

Autoren: Bobyleva S.I., Wenger N.W.

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