HUTTERER, Hutterische Brüder. Anhänger einer 1627 von Jakob Hutter in Mähren begründeten Strömung des Protestantismus.
Die Glaubenslehre der Hutterer ähnelt jener der Mennoniten (Verzicht auf jegliche Teilhabe am staatlichen Leben, Verweigerung von Eid und Wehrdienst usw.). Im Alltag halten die Hutterer strenge Askese, ihr Hausrat und ihre Kleidung sind schlicht und für alle gleich. Feiertage und weltliche Zerstreuung sind verboten, aber der geistlichen Musik und dem geistlichen Gesang wird große Bedeutung beigemessen. Die Hutterer meiden den „weltlichen“ Umgang und sondern sich von der Außenwelt ab. Ihre Gemeinden leitet ein für ein Jahr gewählter Ökonom. Das Leben der Hutterer ist strenger Disziplin unterworfen: Ehen werden anhand der Liste der Gemeindemitglieder arrangiert. Die Kinder werden von ihren Eltern getrennt und unter der Aufsicht älterer Gemeindemitglieder erzogen. Infolge religiöser Verfolgungen siedelte ein Teil der Hutterer aus Mähren nach Polen-Litauen und Preußen (Gnadenfeld) und ein anderer Teil über Transsylvanien nach Ungarn, in die Walachei und nach Moldawien (1757) über.
1770 kamen die Hutterer auf Einladung von Feldmarschall Graf P.A. Rumjanzew auf das Gebiet des Russischen Reichs, auf dessen in Wolhynien gelegenem Gut Wischenki sie die Kolonie Raditschew („Raditschew-Brüder“) gründeten. 1817 kam es in der florierenden Gemeinde zu einem Konflikt, der sich an der entstandenen materiellen Ungleichheit entzündete. 1834 baten die Hutterer in einem an das Fürsorgekomitee gerichteten Gesuch, in die Region Neurussland umsiedeln zu dürfen, da es ihnen an Land mangelte und der Sohn des mittlerweile verstorbenen Grafen Rumjanzew versuchte, die Kolonisten in die Leibeigenschaft zu zwingen. 1842 durften die „Raditschew-Brüder“ in voller Stärke in das Gouvernement Taurien übersiedeln, wo sie die am Fluss Molotschna gelegene Kolonie Huttertal und 1852 die Tochtersiedlung Johannesruh gründeten. Bald kam es in den Kolonien erneut zum Konflikt, da die Prinzipien der Gütergemeinschaft verletzt wurden.
Unter dem Einfluss der sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den Kolonien Südrusslands verbreitenden Ideen des Pietismus und der Predigten Eduard Wüsts unternahmen die Hutterer erneut den Versuch, zu den von ihren Vorvätern gepredigten Geboten der Gütergemeinschaft zurückzukehren. 1856 verkauften vierzig in der Kolonie Huttertal (Bezirk Melitopol) ansässige Familien ihren gesamten Besitz und gründeten die Siedlung Hutterdorf. Die alte Kolonie verfiel, während die neue florierte. Ihren letzten Versuch, eine Kommune zu gründen, unternahmen die Hutterer im Jahr 1866, als 23 in den Kolonien Huttertal und Johannesruh ansässige Familien einschließlich der wohlhabenden Kolonisten Hoffer und Kleinfosser ihre Höfe zusammenlegten und eine eigene Gemeinschaft bildeten, die aber bereits ein Jahr später infolge innerer Konflikte wieder zerfiel. Nach der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in Russland (1874) wanderten fast alle Hutterer in die USA (South Dakota) und nach Kanada (Provinz Saskatchewan) aus.
Клаус А., Колонисты-сектаторы, «Вестник Европы», 1868, кн. 1; Алексий (Дородницын), епископ, Религиозно-рационалистическое движение на Юге России во 2-й половине XIX столетия, Казань, 1909.