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DIE INTERNATIONALE ASSOZIATION ZUR ERFORSCHUNG DER GESCHICHTE UND KULTUR DER RUSSLANDEUTSCHEN , gesellschaftliche Organisation

Rubrik: Kultur, Wissenschaft, Bildung, Medizin
Таблица 1. Гражданство членов МАИИКРН

Die Internationale Assoziation zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen ist eine internationale gesellschaftliche Organisation, der über 130 Wissenschaftler – Historiker, Ethnografen, Soziologen, Philologen, Sprachwissenschaftler, Politologen, Kultur- und Kunstwissenschaftler – aus zehn Ländern der Erde (Russland, Aserbaidschan, Deutschland, Kasachstan, Kirgisistan, Usbekistan, Ukraine, Lettland, Belarus und Japan) angehören.

Den Ländern nach werden die Mitglieder der Assoziation  gemäß den Kennwerten von Tabelle 1 aufgeteilt.

Die Tatsache, dass von 133 Mitgliedern der Assoziation  52 (39%) Staatsbürger ausländischer Staaten sind, zeigt das große Interesse der Erforscher an der gemeinsamen Arbeit und dem hohen Ansehen der Assoziation, welcher Bedingungen für eine erfolgreiche gemeinsame Arbeit gewährleistet. Alle 20 Jahre der Existenz der Assoziation wurde die Nationalität, die Staatsbürgerschaft der Wissenschaftler niemals berücksichtigt und spielte auch keine Rolle in deren Arbeit. Die wichtigsten Kriterien waren immer wissenschaftliches Interesse, wissenschaftliche Gewissenhaftigkeit und Verantwortung für die eigene Arbeit.

Der Begriff „Russlanddeutsche“, welcher in die Bezeichnung der Assoziation gelang, ist hier im breiten Sinne angewandt – für Deutsche des Russischen Kaiserreichs, der Sowjetunion und des ehemaligen sowjetischen Raumes. Darauf hatten sich die Gründer der Assoziation geeinigt. Dieser Ansatz ließ Perspektiven für eine komplexe Erforschung, der Vereinigung aller Wissenschaftler ohne jegliche Einschränkungen und aus jedem Land der Erde entstehen. So kam es auch. Es ist wohl durchaus selbstverständlich, dass Wissenschaftler aus Russland, Deutschland, der Ukraine und Kasachstan nach der Anzahl in der Assoziation die Mehrheit bilden. Allerdings ist der Tabelle auch zu entnehmen, dass es Wissenschaftler auch aus anderen Ländern gibt.

Die Geschichte der Assoziation nimmt ihren Anfang im September 1994, als die Teilnehmer der deutsch-russischen wissenschaftlichen Konferenz „Die Russlanddeutschen am Don, im Kaukasus und an der Wolga“ nach einer Analyse „des derzeitigen Standes der wissenschaftlichen Forschung […] beschlossen, eine Assoziation zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen zu gründen“. Ebenda, auf der Konferenz in Anapa, wurde ein Koordinationsrat gebildet. Dieser legte nicht nur den Entwurf für eine Satzung vor, sondern organisierte auch die Herausgabe eines thematischen wissenschaftlichen Informationsbulletins, das unter dem Titel „Die Russlanddeutschen“ zum offiziellen Organ der Assoziation wurde und zwischen 1995 und 2014 einmal im Quartal erschien. Ab 2015 ist das offizielle Organ der Assoziation – das „Jahrbuch der Internationalen Assoziation zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen“.

Die Gründung der Internationalen Assoziation wurde offiziell auf der 2. Internationalen Konferenz zur Erforschung der Geschichte und Kultur verkündet, die im September 1995 in Anapa stattfand. Die Gründungsversammlung, auf der auch die Satzung der Assoziation verabschiedet wurde, fand am 6. Februar 1996 statt. Vorsitzender der Assoziation wurde Igor Plewe. Im Mai 1996 wurde die Assoziation im Justizministerium der Russischen Föderation angemeldet. Der erste Vorstand bestand aus 7 Personen (А. Eisfeld, E.R. Barbaschina, А.А. German, L.W. Malinowski, W. Petri, I.R. Plewe, S. Smirnitskaja). Plewe wurde Vorstandsvorsitzender, Eisfeld und Barbaschina – seine Stellvertreter, Petri – verantwortlicher Sekretär. Eine große Rolle im Aufbau der Assoziation spielte der Internationale Verband der deutschen Kultur (IVDK) und das Institut der deutschen und osteuropäischen Forschungen in Göttingen (Deutschland), deren Leiter Heinrich Martens und Alfred Eisfeld.

Die Satzungsziele der Assoziation sind: Erhaltung des historischen und kulturellen Erbes der Russlanddeutschen; Erforschung der kulturellen Traditionen und Bräuchen; Durchführung von verschiedenen Forschungsprojekten zu Geschichte, Religion, Ethnographie, Kultur und Traditionen, Volksdichtung und Literatur der Deutschen in den GUS-Ländern; Koordinierung der wissenschaftlichen Forschungsarbeiten in verschiedenen Regionen Russlands; Kontaktpflege zwischen einzelnen Forschern in den Ländern des postsowjetischen Raumes.

Im Einklang mit seinen Zielen entfaltete die Assoziation eine aktive Tätigkeit zu folgenden grundlegenden Richtungen: Organisation wissenschaftlicher Forschungsarbeit zur Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen in alten und neuen kompakten Siedlungsgebieten von Russlanddeutschen; Erforschung von Archivmaterialien, Entdeckung von Dokumenten zur Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen, Vorbereitung annotierter Verzeichnisse, Listen, Katalogen von Dokumenten in Zusammenarbeit mit zentralen und regionalen Archiven; Durchführung von Feldforschungsarbeiten; Durchführung von soziologischen Erforschungen; Zusammenfassung und Systematisierung von wissenschaftlichen Erforschungen, ihre Approbation bei regelmäßig durchführenden internationalen wissenschaftlichen Konferenzen; Verlagstätigkeit; Aufstellung von Informationsarbeit auf Grundlage des Bulletins „Die Russlanddeutschen“; Popularisierung der Geschichte der Russlanddeutschen mittels Vorbereitung von lehrmethodischen Handbüchern und Material, der Organisierung und Durchführung von heimatgeschichtlicher Arbeit.

Die Gründung der Assoziation ergab eine starke Anregung der Entwicklung der Geschichtsschreibung der Russlanddeutschen. Vertreten durch den Assoziationsvorstand entstand ein einheitliches Koordinierungszentrum, das die Situation der wissenschaftlichen Forschung analysierte, die jeweils schwächsten Stellen auswählte und Empfehlungen für das Thema der folgenden Konferenz ausarbeitete, was einen mobilisierenden Effekt schuf, dessen Ergebnis die zielgerichtete Entwicklung der Geschichtsschreibung war, im Ganzen mehr oder weniger gleichmäßig.

Zu bedeutendsten Veranstaltungen, welche den Wissenschaftlern verhalfen, ihre Schritte in wissenschaftlichen Erforschungen abzustimmen, wurden internationale wissenschaftliche Konferenzen der Assoziation. Sie wurden alljährlich durchgeführt: in Anapa (1994–1997), in Moskau (1998–2003, 2006–2010, 2012, 2015), in Saratow (2004, 2011), in Kislowodsk (2013). Die der Reihe nach zwanzigste Konferenz wurde im August 2015 in der Stadt Marx des Gebiets Saratow durchgeführt. Im Ergebnis werden die Konferenzbeiträge in Sammelbänden veröffentlicht.

Als man begann, in den Regionen wissenschaftliche Studien zu betreiben, stieß das auf ein großes Interesse der dort ansässigen Wissenschaftler, die daraufhin begannen, sich aktiv in die Arbeit der Assoziation einzubringen und deren Reihen aufzufüllen. In Saratow, Omsk, Nowosibirsk, Barnaul, Tomsk, Wolgograd, St. Petersburg, Moskau und weiteren Städten entstanden nach und nach Forschungszentren. Außerhalb Russlands wurden solche Zentren in Dnepropetrowsk, Donezk, Odessa, Simferopol, Baku Alma-Ata, Ust-Kamenogorsk und Karaganda gegründet.

Neben solchen Altmeistern wie Lew Malinowski, Iwan Kulinitsch, Walentina Tschebotarjowa oder Larissa Belkowez, die sich bereits zu Sowjetzeit mit der deutschen Thematik befasst hatten, schlossen sich jetzt auch viele Wissenschaftler der mittleren und jüngeren Generation an. Das waren nicht nur Hochschullehrer, wissenschaftliche Mitarbeiter aus Forschungsinstituten, Habilitanden oder Doktoranden, sondern auch Studenten. Im Laufe dieser Jahre wurden über 60 Dissertationen und mehr als 20 Habilitationsschriften verfasst: Аrkadi German (1995), Тamara Ilarionowa (1997), Igor Plewe (1998), Nina Waschkau (1999), Larissa Moskaljuk (2003), Тatjana Plochotnjuk (2004), Оlga Litzenberger (2005), Viktor Dönninghaus (2006); Jelena Seifert (2008); Iraida Nam (2009), Irina Tscherkasjanowa (2009), Natalja Wenger (Ostaschewa) (2010); Pjotr Wiebe (2010), Tatjana Smirnowa (2010), Olga Jerochina (2012), Natalja Markdorf (2012) Jelena Tschernopluzkaja (2012) u. a.

Es wurden wichtige Nachschlagewerke veröffentlicht: Bibliografien der Ausgaben zur Geschichte der Russlanddeutschen, Chronik der Dissertationen zur Geschichte der Russlanddeutschen, Handbuch über Mitglieder der Assoziation.

Auf der turnusmäßigen Wahlberichtsversammlung der Assoziation im Jahre 2002 wurde der Vorstand erneuert. An der Spitze der Assoziation stand nun Prof. Dr. hist. Arkadi German. 2003 fasste die in Moskau abgehaltene Mitgliedervollversammlung den Beschluss zur „Mitgliedschaft der Internationalen Assoziation zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen in der Assoziation gesellschaftlicher Vereinigungen ‚Internationaler Verband der deutschen Kultur‘“ mit den Rechten eines assoziierten Mitgliedes.

2007 fand die erste wissenschaftlich-praktische Konferenz der Internationalen Assoziation statt, die die historischen Erfahrungen der Selbstorganisation der Deutschen aufarbeitete, neu bewertete und konkrete Empfehlungen zur Organisation des derzeitigen Selbstverwaltungssystems der Russlanddeutschen gab. Der Erfolg dieser Konferenz begründete die Tradition regelmäßig stattfindender wissenschaftlich-praktischer Konferenzen. Die wissenschaftlichen und wissenschaftlich-praktischen Konferenzen wechselten sich von nun an ab. In der Folgezeit fanden wissenschaftliche Konferenzen 2008, 2010, 2013, 2015 und 2016 statt, wissenschaftlich-praktische Konferenzen – 2009, 2011, 2012 und 2015.

Außer von diesen „zentralen“ Konferenzen unter Schirmherrschaft der Assoziation und unter Teilnahme deren Mitglieder wurden während der 20 Jahre viele verschiedene Konferenzen in den Regionen sowie in den Herkunftsländern der Assoziationsmitglieder durchgeführt. Die Konferenzen wurden in Omsk, St. Petersburg, Saratow, Wolgograd, Dnepropetrovsk, Odessa und Göttingen veranstaltet. Als Beispiel kann man die Konferenz in Sankt Petersburg Ende September 2015 anführen, die dem 250. Jahrestag der Gründung der ersten deutschen Kolonien bei St. Petersburg gewidmet war.

Die Konstanz der jährlich von der Assoziation organisierten und veranstalteten Konferenzen ist im Großen und Ganzen der entscheidende Faktor, um das Interesse der Wissenschaftler auf bestimmte Themen zu lenken und die erwünschten Ergebnisse zu erzielen. Die Konferenzen und die veröffentlichten Sammelbände mit den Konferenzbeiträgen waren es in erster Linie, die zu bedeutenden Ergebnissen bei der wissenschaftlichen Erforschung von Geschichte, Ethnografie, Sprache und Kultur der Russlanddeutschen führten.

Zu einem wichtigen Teil der Arbeit der Assoziation wurde die Organisation und Durchführung von wissenschaftlichen Expeditionen in die ehemaligen deutschen Dörfer in den Jahren 19961998 und 20122016. Sie ermöglichten, sehr viel praktisches Material von wissenschaftlicher Bedeutung zu sammeln. Dank der letzten Expeditionen wird jetzt ein Verzeichnis aller deutschen Siedlungen Russlands erstellt, das ausführliche Informationen und auch Fotomaterial über den Zustand der Reste der materiellen Kultur der ehemaligen Russlanddeutschen enthält.

Das Projekt der Feldarbeiten der 1990er Jahre verfolgte als Ziel, Materialien für Ausstellungen lokaler heimatkundlicher Museen zu sammeln, den Zustand ehemaliger deutscher Dörfer zu erforschen, mündliche Interviews bei damals noch vielzähligen Deutschen in den Regionen zu nehmen. Die Mehrzahl von ihnen bereitete sich schon auf den Umzug nach Deutschland vor. Das zweite Projekt, welches in den letzten Jahren ausgearbeitet wurde, hatte als Ziel die Erstellung eines Registers der Überreste der materiellen Kultur der Deutschen des Wolgagebiets und anderer ehemaliger kompakter Siedlungsgebiete.

Nach dem Material der Expeditionen der Jahre 2012–2016 wird ein „Register der deutschen Siedlungen in Russland“ ausgearbeitet, welches detaillierte Informationen enthält, darunter auch Fotomaterialien über den Zustand der Überreste der materiellen Kultur.

Dank der Vermehrung und Aufarbeitung eines großen Umfangs von Tatsachenmaterial war es 2005 möglich, ein komplexes Lehrmaterial „Geschichte der Deutschen Russlands“ mit einem Lehrbuch, einem Sammelband von Dokumentation zum Thema sowie methodischen Materialien vorzubereiten. Im Moment hat es sich in den deutschen Kulturzentren fest etabliert und ist eine Grundlage für das breitenwirksame Studium der Geschichte der Russlanddeutschen.

In den Jahren 2011–2015 wurde von den Mitgliedern der Assoziation ein dreibändiges Werk (sog. „Schwarze Bücher“) vorbereitet, welche die Deportation, die Arbeitsarmee und das Sondersiedlungsregime beschrieb. In diesem sind wissenschaftliche Forschungen mit vielzähligen Erinnerungen einfacher Deutscher vereint, was den Büchern einen besonderen Wert für den Massenleser bietet.

Auf dem Portal RusDeutsch existiert eine elektronische Bibliothek, in welcher ein Großteil von Büchern zur Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen untergebracht, eine detailfreundlichere und gut illustrierte elektronische Fassung der Geschichte der Deutschen Russlands herausgelegt ist, es gibt auch ein virtuelles Museum.

Neben der Veröffentlichung historischer Literatur führt die Assoziation regelmäßig historisch-heimatkundliche Ausbildungsseminare mit Mitarbeitern von Begegnungszentren durch, welche für die historisch-heimatkundliche Arbeit verantwortlich sind. Dies erlaubt erstens, solche Arbeit vor Ort zu aktivieren und zweitens, dieser einen wissenschaftlichen fachlichen Charakter zu vermitteln.

Zurzeit setzt die Assoziation folgende wichtige Projekte um: „Neue elektronische illustrierte Enzyklopädie der Deutschen Russlands“ (auf der Webseite veröffentlicht, ist frei zugänglich, die Arbeit an dieser geht aktiv voran); „ Register der deutschen Siedlungen Russlands“. Ab 2015 begann die Ausarbeitung eines neuen Projekts – „Das vereinte EDV-Gedenkbuch „Repressionspolitik gegen Russlanddeutsche im 20. Jahrhundert“, welches den Aufbau einer einheitlichen modernen Quelle über Deutsche Russlands voraussetzt, die zur verschiedenen Zeit während des 20. Jahrhunderts zu Opfern politischer Repressionen wurden.

Die Internationale Assoziation wird bei ihrer Arbeit von den Regierungen Russlands, Deutschlands und auch anderer Staaten, in denen Mitglieder der Assoziation tätig sind, unterstützt.

Die Tätigkeit der Assoziation ist auf dem Informationsportal der Russlanddeutschen RusDeutsch vorgestellt. 2016 entstand die Webseite der Assoziation www.maiikrn.ru (www.de.maiikrn.ru) 

Literatur

Международная ассоциация исследователей истории и культуры российских немцев. 1995–2010: Справочник / Сост. И.В. Черказьянова, Т.Б. Смирнова. – М.: МСНК-пресс, 2010; Черказьянова И.В. Летопись диссертаций по истории и культуре российских немцев (1960-е – 2009). – СПб: Нестор, 2009. Чернова Т.Н. Российские немцы: отечественная библиография 1991–2000 гг. М., 2001; URL:// http://www.rusdeutsch.ru/?menu00=1&menu=13&level2=&z=1

Autoren: Silantjewa O. Ju.

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