JÄGER-SCHÜTZEN-BRIGADE, eine Militäreinheit, die aus den deutschen Kolonisten der Krim während des Bürgerkrieges 1917–1922 gebildet wurde.
Die Bildung der Brigade begann im Frühjahr 1919 auf Initiative des ehemaligen Leutnants der deutschen Armee G. von Homeyer und mit Unterstützung einer Gruppe von Großgrundbesitzern aus einer Reihe der deutschen Kolonisten. Mit der Bildung der Brigade befassten sich neben G. von Homeyer auch Leutnant der Reserve der österreichischen Armee E. Prosche und Stabskapitän der russischen Armee I. I. von der Launitz. Am 15. März 1919 bestätigte der Ministerrat der Krim-Landesregierung unter General M. A. Sulkewitsch die Prinzipien der Bildung der Einheit sowie die Bedingungen, unter denen sie gegründet wurde. Demnach bildete die Regierung die Brigade, um die Krim zu schützen und in Ordnung zu halten, und verfolgte dabei keine politischen Ziele. Als Truppenteil war sie dem Kommandeur der Krim-Asowschen Freiwilligenarmee unterworfen.
Das Personal der Brigade sollte aus Personen deutscher Abstammung bestehen. Dabei genossen russische und ausländische Bürger gleiche Rechte. Die Zusammenstellung des Offizierskorps wurde vom Kommando der Brigade mit der Landesregierung vereinbart. Die Regierung übernahm teilweise die Finanzierung aller Ränge der Brigade. Die Brigadestärke sollte ungefähr 3.000 Mann betragen.
Auch die Freiwilligenarmee leistete dabei Hilfe. So wurden erfahrene Generalstabsoffiziere zur Verfügung gestellt, um den Brigadestab zu formen, und Generalmajor A. I. Didenko übernahm das Kommando über die Brigade selbst. In Wirklichkeit war jedoch G. von Homeyer mit seiner engen Umgebung der tatsächliche Befehlshaber der Brigade. Die Kommandoführung der Weißen Armee befahl auch ihren Truppen, den im Dienst stehenden deutschen Kolonisten nicht in den Weg zu treten, falls sie zur Brigade übergehen. Am 21. März 1919 zählte die Brigade bereits 800 Kämpfer und verfügte über zwei 4-Waffenbetterien. Die Mannschaft der Brigade trug die alte Uniform des 51. Infanterieregiments von Litauen: schwarze Soldatenröcke und weiße schirmlose Mützen. Die Offiziere trugen hingegen die herkömmliche Felduniform der russischen Armee.
Doch brach die Verteidigungsfront der Weißen Armee gegen Ende März in Nordtaurien zusammen, und die sowjetischen Truppen konnten die Krim-Landengen erreichen, wobei sie aktiv versuchten, in die Krim einzudringen. Es war klar, dass die Weiße Armee nicht stark genug war, um den Vormarsch der Bolschewiki aufzuhalten. Die meisten Kolonisten wollten sich jedoch nicht aus der Krim zurückziehen, denn sie befürchteten, dass die Bolschewiki ihre Kolonien plündern würden, weil sie bei der Weißen Armee Wehrdienst leisteten. Aus diesem Grund betrieb von G. von Homeyer mit seinen Offizieren insgeheim Propaganda in den Freiwilligenverbänden, die aus einer hohen Anzahl deutscher Soldaten, vor allem im Krim-Kavallerie-Regiment, bestanden. Das Ziel war es, die Kämpfer dazu zu zwingen, gemäß Anweisung massenhaft zur Brigade überzugehen. Der Rückzug der Freiwilligenarmee ins Innerste der Krim und die beginnende Evakuation Simferopols dienten als Signal zu diesem Übergang. Am 29. März 1919 ging fast der ganze Mannschaftsbestand der 1. und der 2. Schwadron des Krim-Kavallerie-Regiments (über 250 Menschen) unter Führung von Leutnant M. Bart und anderen Offizieren aus einer Reihe deutscher Kolonisten zur Jäger-Schützen-Brigade über. Sie bildeten anschließend eine vollwertige Kavallerie-Schwadron bei der Brigade. Die Leitung der Brigade erklärte, dass die Brigade nicht mit den Truppenteilen der Freiwilligenarmee nach Ak-Manaj auf der Halbinsel Kertsch zurücktreten würde. Stattdessen würde sie in Simferopol bleiben, um die Ordnung aufrechtzuerhalten, bis die Rote Armee eintrifft, und um „dem Roten Kommando die Macht schmerzlos zu übergeben“. Die Jäger-Einheiten schützten die Rückzugswege der Freiwilligenarmee. Beim Treffen mit den sowjetischen Truppen am 11. April 1919 nördlich von Simferopol teilte von Homeyer dem roten Kommando mit, dass die Brigade die Sowjetmacht anerkenne und sie schützen würde. Doch der Kommandeur der sowjetischen Dritten ukrainischen (der Ersten Dnjepr-) Schützendivision, P. E.Dybenko, verfügte Ende April nach Beratungen mit der Führung der Ukrainischen Sowjetischen Sozialistischen Republik, die Jäger-Schützen-Brigade aufzulösen und deren Kommando vor Gericht zu bringen.
Doch die Führung der Brigade, mit Homeyer an der Spitze, konnte vor dem Gericht flüchten. Anfang Mai 1919 gaben die Soldaten der Brigade ihre Waffen ab, einige Soldaten wurden dabei entlassen. Andere Soldaten der ehemaligen Brigade schlossen sich dem deutschen Schützenbataillon der Roten Arbeiter- und Bauernarmee (RKKA) an. Das Bataillon existierte bis Juli 1919, als Einheiten der Roten Armee durch die Weiße Garde niedergeschlagen wurden und die Krim verlassen mussten.
Nach einigen Angaben erlebte die Jäger-Schützen-Brigade Ende Sommer 1920 ihre Wiedergeburt in der Russischen Armee von General P. N. Wrangel. Im Oktober 1920 befand sie sich unter Leitung von General Waschadse in der Reserve des 3. Armeekorpses und umfasste das 1. und das 2. Jäger-Bataillon, ein zusammengestelltes Schützenbataillon und eine Partisanen-Kavallerie-Division, mit einer Gesamtstärke von 1020 Infanteristen und 120 Reiter. Anfang November 1920 hörte sie auf, zu bestehen.
Гражданская война на Украине. 1918–1920 // Сборник документов и материалов. Киев, 1967. Т. 1. Кн. 2; Бобков А. Егерская бригада немцев-колонистов. Вооруженные силы Юга России. 1919 год // Однострiй.– №3. – 2000; Возрожденные полки Русской армии в Белой борьбе на Юге России / Ред., сост. С.А. Волков. М., 2002; Какурин Н.Е. Гражданская война. 1918–1921 / Н.Е. Какурин, И.И. Вацетис; Под ред. А.С. Бубнова и др. – СПб., 2002.