RU

neue
illustrierte elektronische

SIMFEROPOLER REITERDIVISION , im Juni 1919 auf Initiative des Großgrundbesitzers P.N. Schneider auf der Krim aufgestellter Freiwilligenverband innerhalb der Russischen Armee General P.N. Wrangels

Rubrik: Geschichte und Geographie der Ansiedlung der Deutschen im Russischen Reich, in der UdSSR und GUS

SIMFEROPOLER REITERDIVISION, im Juni 1919 auf Initiative des Großgrundbesitzers P.N. Schneider auf der Krim aufgestellter Freiwilligenverband innerhalb der Russischen Armee General P.N. Wrangels. Der größtenteils aus wohlhabenden deutschen Kolonisten und einigen wenigen Krimtataren bestehende Verband hieß ursprünglich berittene Partisanenstaffel Schneiders und war 30 Mann stark. Jeder Freiwillige musste beim Eintritt in die Staffel sein eigenes Pferd und nach Möglichkeit eine Waffe einbringen. Finanziert wurde die Staffel durch Spenden der Großgrundbesitzer in Höhe von fünf Rubeln pro Desjatine Landbesitz. Im Herbst 1919 war die Staffel bereits 60 Mann stark und wurde vor allem im Kampf gegen Manifestationen des Bolschewismus unter der Bevölkerung der Krim eingesetzt. Das Kommando der Weißen Armee übertrug Schneider uneingeschränkte Vollmachten und Rechte einschließlich der Verhängung der Todesstrafe. Bei der Staffel wurde ein Feldgericht eingerichtet, dem Schneider, der frühere Kommandeur des Tekkeischen Kavallerieregiments Oberst N.P. von Kügelgen, dessen Adjutant Kornett Gintel, Oberst Trofimenko und Kornett Levicki angehörten. Im August und Dezember 1919 unternahm  die Staffel Strafexpeditionen in das Dorf Sably (Kreis Simferopol'), Anfang 1920 in die Dörfer Nikolaevka, Pokrovka und Tavel' (Kreis Simferopol'), Bijuk-Onlar (Kreis Perekop), Kučuk-Uzen' (Kreis Jalta), in die Stadt Karasubazar und eine Reihe weiterer auf der Krim gelegene Ortschaften, bei denen zahlreiche der Unterstützung der Bolschewiki verdächtige Personen erschossen bzw. aufgehängt und viele Sympathisanten der Sowjetmacht der Prügelstrafe unterzogen wurden. Einige Soldaten der Staffel waren an der Vollstreckung der von Gerichtsorganen der Weißen Armee verhängten Todesurteile beteiligt – z.B. an der Erschießung der Mitglieder des Islamischen Büros des Gebietsparteikomitees der RKP(b) der Krim und der Erhängung von acht Bolschewiki im Frühjahr 1920. Große Aufmerksamkeit widmete das Kommando der Staffel dem Kampf gegen die in den Bergen der Krim aktiven „rot-grünen“ Kräfte. Die militärischen Operationen leitete Oberst von Kügelgen, der im Januar 1920 faktisch das Kommando der Staffel übernahm. Einer der Soldaten (Kuršut Arčinskij) wurde für seine Verdienste im Kampf mit dem Georgskreuz 4. Rangs ausgezeichnet. Die Staffel bestand aus vier Zügen und einem Maschinengewehrkommando. Den ersten Zug kommandierte Aleksandr Nuss, den dritten Christian Bechtold, den vierten Albert Vernovskij. Die einfachen Soldaten trugen die Felduniform der Russischen Armee, aber mit gelben Schulterstücken. Als Kopfbedeckung diente eine weiße Papache. Im Juni 1920 erreichte die Staffel eine Stärke von 100 Mann und wurde zur Simferopoler Reiterdivision umgewandelt. Die Pferde wurden von den deutschen Kolonien Neusatz, Rosental und Friedental bereitgestellt. Am 12. Juni 1920 übernahm Oberst A.N. Emmanuel das Kommando der Schwadron, die im Herbst in den Kämpfen gegen Einheiten der Roten Armee in Taurien eingesetzt wurde. Am 1. Oktober war die Schwadron 125 Kavalleristen stark und agierte innerhalb des Dnepr-Verbands. Am 25. Oktober beteiligte sie sich innerhalb der 34. Infanteriedivision an der Verteidigung der Stellungen bei Kachovka. Später trat sie den Rückzug auf die Krim an, wo sie sich auflöste. Sämtliche Offiziere und ein Teil der Soldaten wurden in die Türkei evakuiert. Der frühere Organisator der Einheit Schneider setzte den Kampf gegen die Sowjetmacht von Konstantinopel aus fort. 1922 versuchte er einen kleinen Verband unter dem Kommando von Moiseev aufzustellen und im Rayon Partenit an der Küste der Krim auszusetzen, um dort einen Aufstand auszulösen. Aber das Vorhaben scheiterte. 1925 leitete die GPU der Krim die Suche nach Angehörigen der berittenen Partisanenstaffel bzw. der Simferopoler Reiterdivion ein. Im Zuge des Ermittlungsverfahrens wurden Informationen über 105 Personen zusammengetragen, die in den Jahren 1919-20 in diesen Einheiten gedient hatten: 71 deutsche Kolonisten, 22 Tataren und zwölf Russen bzw. Ukrainer. Im Zuge des eingeleiteten Strafverfahrens wurde gegen 45 Personen nach Artikel 64 und gegen eine Person nach Artikel 61 des Strafgesetzbuchs der RSFSR Anklage erhoben. Im Dezember 1925 fand die öffentliche Verhandlung vor dem Hauptgericht der ASSR Krim statt, auf der P. Schneider (in Abwesenheit), V. Gaar, A. Schneider, K. Arčinskij, V. Kuz'minskij und L. Braksmeier zum Tod durch Erschießung und Enteignung ihres Besitzes verurteilt wurden. Allerdings wurde das Urteil im Februar 1926 vom Obersten Gericht der UdSSR angefochten. Das weitere Schicksal der Angeklagten ist nicht bekannt. 

Literatur

Волков С.В. Офицеры армейской кавалерии: Опыт мартиролога.– М.: Русский путь, 2004.– С.300; Лаптев Ю.Н. Немцы и меннониты Юга Украины в гражданской войне (1918–1920 гг.) //Вопросы германской истории. Сборник научных статей. – Днепропетровск, 2000. – С.249–260; Малышкин А.Г. Описание боевых действий 6-й армии по овладению Крымом // Крымский Архив. Историко-краеведческий и литературно-философский журнал, №7, 2001. – С. 26; Слащев-Крымский Я.А. Белый Крым. 1920.– М., 1990. – С.226; Beznosov A. Für sich selbst: Selbstschutz und bewaffnete Formationen der deutschen Kolonisten in der Ukraine (1918–1921) // Loyalität, Legitimität, Legalität Zerfalls-, Separations- und Souveränisierungsprozesse in Ostmittel- und Osteuropa. 1914–1921. Hg. von Alfred Eisfeld und Konrad Maier, Wiesbaden, 2014. – S. 48.

Autoren: Besnossow A.

ЗEINE FRAGE STELLEN