Moskauer Deutsche Zeitung (abgekürzt: MDZ), deutschsprachige Zeitung in Moskau (gegenwärtig erscheint ein Teil der Zeitung in russ. Sprache). Erschien vom 15. (27.) Januar 1870 bis einschließlich 23. Dezember 1914 (5. Januar 1915), nach langer Unterbrechung – seit dem 12. April 1998 bis zum heutigen Tage.
Die MDZ in den Jahren 1870–1914 (1915)
Anfangs erschien sie 3mal wöchentlich, ab Dezember 1882 – täglich außer sonntags und an Feiertagen, ab Dezember 1891 – täglich.
Gründer, erster Inhaber und verantwortlicher Redakteur des Blattes war Theodor Ries. In verschiedenen Jahren waren Christian Woldemar (1870), Christian Kicherer und Gustav Hannemann (1871–1900), Karl Kicherer (ab 1905, lt. anderen Angaben – ab 1912) Verleger. Redakteure waren Christian Woldemar (1870), Theodor Ries, Christian Kicherer (1875–1905) und Gustav Hannemann (1875–1890), Louis von Denffer (1899–1905), Karl Kicherer (ab 1905, lt. anderen Angaben – ab 1912), Karl Fenner (zweiter Redakteur ab 1905 bis zur Einstellung, lt. anderen Angaben – ab 1907).
Die Redaktion befand sich dort, wo auch die Druckereien waren, in denen Zeitungen gedruckt wurden: 1870–1887 in der Druckerei und Schriftgießerei von Th. Ries, 1887–1900 – in der Druckerei und Litographie-Werkstatt der Firma „Techniker“, 1990–1913 – in der „A.-I.-Mamontow-Genossenschaft“, ab 1913 bis zur Einstellung – in der Druckerei „Mysl“. Th. Ries hatte die Zeitung als ein kommerzielles Projekt herausgegeben.
In der Zeitung wurden ohne eine vorherige Zensur eine objektive Übersicht über tägliche politische Ereignisse, Artikel über das Geschehen in Russland, Korrespondenzen über das Geschehen sowohl im In- als auch im Ausland, Beiträge über Theater, Musik und Literatur, lokale Moskauer Nachrichten, Übersichten der Moskauer, Petersburger und Berliner Börse, aber auch Depeschen der Russischen Telegrafenagentur (später – der Russland-Telegrafenagentur) publiziert. Die Zeitung brachte auch die russische Kultur den Deutschen bei. So veröffentlichte sie 1870 in deutscher Sprache Auszüge aus Leo Tolstois „Krieg und Frieden“, das ein Jahr zuvor erschienen war, und 1898 schätzte hoch sie die Aufführung von „Die Möwe“ am Moskauer Künstlertheater, „anders als die überwiegende Mehrheit der heimischen Kritiker", sagten die Biographen von Anton Tschechow.
In der Zeitung gab es viele Anzeigen und Werbung. Die Schrift in den Zeitungsbeiträgen war eine gotische, in den Anzeigen wurde die lateinische Schrift verwendet. In den Publikationen (und nicht nur in der Kopfzeile) wurde das zweierlei Datum – sowohl nach dem Julianischen, als auch nach dem Gregorianischen Kalender – angegeben. Das war bequem für Leser aus verschiedenen Ländern.
Die MDZ seit Ende des 20. Jh. bis in unsere Tage
Die Pilotausgabe erschien am 12. April 1998, die erste Nummer – im Juni 1998. Anfangs war das Blatt eine Monatszeitung. Seit Dezember 1999 erscheint es alle zwei Wochen. Der russischsprachige und der deutschsprachige Teil werden zu eigenständigen Zeitungen. Der Umfang der deutschsprachigen Zeitung – 24 Seiten, der russischsprachigen – 16 Seiten. Einen Monat später ändert sich erstmals das Layout, und im „Kopf“ wird ausgewiesen, dass die Zeitung seit 1870 erscheint. Somit wird erklärt, dass das Blatt die Traditionen der vorrevolutionären Moskauer Deutschen Zeitung fortsetzt. Am Vorabend des 10jährigen Erscheinungsjubiläums, im März 2008, wurde das Design der MDZ aktualisiert. Der russischsprachige und der deutschsprachige Teil wurden vereint. Umfang des deutschsprachigen Teils – 16 Seiten, des russischsprachigen – 8 Seiten. Zum 15jährigen Bestehen wurde das Layout des Blattes grundlegend verändert. Die Zeitung wurde zu einer vollfarbigen.
Zum Gründer der wiedergeborenen MDZ und ersten Chefredakteur wurde Heinrich Martens, der Vorsitzende des Internationalen Verbands der deutschen Kultur. Ab September 2010 wurde Olga Martens, 1. Stellvertreterin des Vorsitzenden des Internationalen Verbands der deutschen Kultur und Generaldirektor der MaWI Group AG, zur Mitherausgeberin.
Ab 2002 war Michail Podwigin Chefredakteur der deutschsprachigen Zeitung, Redakteur der russischsprachigen Zeitung – Larisa Chudikowa (bis Juli 2009). Nach dem Ausscheiden von Michail Podwigin im März 2006 waren Angelina Timofejewa (März – Juni 2006), Jochen Stappenbeck (April 2007 – Juli 2010) und Alexej Knelz (März – Dezember 2013) Chefredakteure. Von Dezember 2013 bis Dezember 2016 war Bojan Krustulovic Chefredakteur. Seit Januar 2017 bis Juni 2019 war Olga Silantjewa Chefredakteurin der MDZ, seit Juli 2019 ist Igor Beresin der Chefredakteur. In verschiedenen Zeiträumen erschien die Zeitung ohne einen Chefredakteur.
Die Redaktion der Zeitung befand sich 1998 in einem Wohnhaus in der Bojzowaja-Straße in einem der Stadtbezirke am Ostrand Moskaus, seit September 1998 hat sie ihren Sitz im Deutsch-Russischen Haus an der Malaja Pirogowskaja 5 in Moskau.
Die Zeitung wird als ein kommerzielles Projekt herausgegeben.
Der deutschsprachige Teil der neuaufgelegten Zeitung berichtet ausgewogen und objektiv über Russland, Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur. Der russischsprachige Teil wendet sich vor allem an den deutschen Ethnos in den Ländern des postsowjetischen Raums, aber auch an Deutsch-Studenten und – Lehrer sowie an alle, die sich für die deutsche Sprache und Kultur interessieren.
Auflagenhöhe seit 1998 – 25 000 Exemplare. Seit 2022 – 20 000 Exemplare.
Moskauer Deutsche Zeitung (№ 1, 15./27. Januar 1870 – № 292, 23. Dezember 1914 / 5. Januar 1915); Moskauer Deutsche Zeitung / Московская немецкая газета (№ 1 (1), Juni 1998 – № 24 (415), 17. Dezember 2015).
Silant’eva, O. Echo vremeni: „Moskovskaja gazeta“ otmečaet 15-letniy jubiley (Echo der Zeit: Die „Moskauer Zeitung“ begeht 15jähriges Jubiläum) // BiZ-Bote. № 3 / 2013. S. 40–41; All Moscow 1990/1991 / Ed. T. Mitrofanova, L. Mitrofanova. Nürnberg, 1991; Illarionova Т. Die deutsche Presse in Moskau von den 1860er Jahren bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges // Nordost-Archiv, Lüneburg, III, 1994, H. 1, S. 113–132; Kratz G. Die Moskauer deutsche Zeitung. 1870–1914, in: Newspapers in Central and Eastern Europe. München, Saur 2004.