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„Genossenschaft der Jokisch-Wolltuchmanufaktur“

Rubrik: Wirtschaftsgeschichte

„Genossenschaft der Jokisch-Wolltuchmanufaktur“. 1878 gegründet auf der Grundlage von zwei Unternehmen, die dem Handelshaus „Wassilij Jokisch & Söhne“ gehörten und feine Wollstoffe herstellten. Gründer: der Inhaber des Handelshauses und Kaufmann der 1. Gilde sowie Ehrenbürger mit langen Traditionen Wassilij Iwanowitsch Jokisch (Jokisch, Wilhelm August) und seine älteren Söhne Wassilij Wassiljewitsch und Alexander Wassiljewitsch. Rechtsform: Aktiengesellschaft (Anteilsgenossenschaft) mit einem Stammkapital von 800 000 Rubel, das in 800 Anteile aufgeteilt war (jeder für 1000 Rbl.), von denen 600 Anteile unmittelbar W. I. Jokisch gehörten. Bis zu seinem Lebensende blieb er ständiger Direktor der Genossenschaft. Wie in der Satzung verankert worden war, wurde die Genossenschaft gegründet „für die Beibehaltung und Entwicklung der Aktivitäten und die dem Handelshaus „W. Jokisch & Söhne“ gehörenden Fabriken: a) der Tuchfabrik, die sich im Dörfchen Michalkowo des Moskauer Gouvernements und Ujesds befindet, und b) der Tuchwirkfabrik und Färberei, die sich auch im Moskauer Gouvernement und Ujesd beim Dorf Gawrilkowo befinden“. Nach Aussagen des Hygienearztes F. F. Erisman, der beide Fabriken der Genossenschaft im Dezember 1880 untersucht hatte, befasst sich die Fabrik in Michalkowo „mit der gesamten Tuchproduktion, vom Sortieren und Waschen der Wolle bis zur Fertigung der  einzelnen Ware. Hergestellt wird vorrangig glatte Ware – Tuchware, Satin, Biber (für Mäntel), Castor aller Farbschattierungen u. a. Das Färben, Walken und Waschen der Ware erfolgen in der Fabrik in Gawrilkowo. Verwendet wird spanische Wolle (russischer Herkunft). Die Fabrik erhält sie unsortiert und ungewaschen. Die Fabrik arbeitet mit Dampf. Die Handwebstühle werden immer mehr durch Webmaschinen ersetzt“. Zusammen mit den Fabriken ging auch das Recht an die Genossenschaft über, auf den Erzeugnissen, Firmenschildern und Dokumenten Darstellungen aller erhaltenen Medaillen und des Staatswappens zu verwenden, das früher W. I. Jokisch und dem durch ihn gegründeten Handelshaus eingeräumt worden war. Der Vorstand der Genossenschaft und das Lager für die Tuchwaren befanden sich im Geschäftszentrum Moskaus jener Zeit, in der Nachbarschaft zur Moskauer Börse: anfangs in der Rybnyj-Gasse, und nach der Errichtung eines bis in unsere Tage erhalten gebliebenen Gebäudes durch die Moskauer Kaufmannsgesellschaft am Botschafterhof (Iljinka 8) 1890 wurden sie dorthin verlegt. Auf der Allrussischen Industrie- und Kunstausstellung von 1882 in Moskau wurde die Genossenschaft „Jokisch“ ein zweites Mal mit der höchsten russischen Industrieauszeichnung – mit dem Recht, die hergestellten Erzeugnisse und Firmenschilder mit Darstellungen des Staatswappens zu markieren – gewürdigt (die erste derartige Auszeichnung war dem Unternehmen 1865 verliehen worden). Diese Auszeichnung war "für die qualitativ vollkommene Herstellung von Wollstoffen, Satin, schweren Wollstoffen und anderen gewalkten Wollerzeugnissen bei erheblichen Produktionsumfängen" zuerkannt worden. Der Jahresproduktionsumfang der Genossenschaft belief sich auf 960 000 Rubel. Nach dem Ableben von W. I. Jokisch 1887 wurde sein älterer Sohn W. W. Jokisch Direktor der Genossenschaft. Neben ihm gehörten zum Vorstand und zu den Direktoren auch seine Brüder Alexander, Fjodor und Iwan Wassiljewitsch. Und nach dem Tode letzteren – dessen Witwe Praskowja Iwanowna Jokisch. Anteilsbesitzer und Direktoren der Genossenschaft waren in verschiedenen Jahren W. I. Kusnetsow, Ju. I. Bernhof, W. K. Peltzer, A. A. Peltzer, N. T. Kaschtanow, I. P. Nikitin u. a. Bis 1896 waren alle Handwebstühle in Michalkowo durch mechanische ersetzt worden. In der Fabrik arbeiteten 845 Menschen bei 3900 Spindeln und 114 Webstühlen. Hergestellt wurden Erzeugnisse mit einem Gesamtwert von 1,2 Mio Rubel. Auf der Ausstellung von 1896 in Nischnij Nowgorod erhielt die Genossenschaft ihren dritten „Adler“ „für die ausgezeichnete Herstellung von Wollstoffen, Satin, Biber und Castor bei erheblichen Produktionsumfängen und unter Berücksichtigung des langjährigen Bestehens der Firma“. Ab dieser Zeit wurden alle Dokumente der Genossenschaft mit der Darstellung von drei Staatswappen des Russischen Reichs versehen. Nach dem Tod von W. W. Jokisch 1897 ging die Firmenleitung an den vom Alter her nächsten Bruder – an Alexander Wassiljewitsch Jokisch – über. Er blieb bis zu seinem Tode 1914 der Geschäftsführer der Genossenschaft. 1906 wurde das Stammkapital der Genossenschaft bis auf 1 Mio Rubel aufgestockt. Ende 1907 wurden die Fabrik und die Wohngebäude elektrifiziert, bis 1910 war das Unternehmen vollkommen mechanisiert worden. Die Zahl der Arbeiter erreichte 1000 Mann, und die Jahresproduktion – 2 Mio Rbl. Hinsichtlich des Umfangs des Stammkapitals belegte die Genossenschaft den 12. und hinsichtlich der Spindeln den 9. Platz unter allen Wolltuchmanufakturen des Russischen Reichs. Im Moskauer Gouvernement war sie hinsichtlich dieser Parameter die fünfte bzw. dritte. Die Genossenschaft „Jokisch“ hatte ihre Handelsvertretungen nicht nur in Moskau, sondern auch in Sankt Petersburg, Warschau, Charkow und Riga. Hergestellt wurden praktisch alle Arten feiner Wollstoffe: florfreie Wollstoffe für Offiziers- und Soldatenuniformen, Wollstoffe unterschiedlicher Farben mit Flor, Billardwollstoffe, aber auch schwere Wollstoffe, Cashmere, Strickgewebe, Tweed und andere. Für ihre Herstellung wurde sowohl einheimische als auch ausländische Rohwolle verwendet. Die Erzeugnisse wurden praktisch in alle Gouvernements des europäischen und asiatischen Teils von Russland einschließlich des Territoriums des heutigen Polens und Finnlands geliefert, aber auch exportiert. 1917 hatte sich das Stammkapital der Genossenschaft bis auf 6 Mio Rbl. erhöht. 1918 wurde das Unternehmen nationalisiert und in Pjotr-Alexejew-Fabrik umbenannt, die bis 2011 arbeitete.  

Literatur

Петрова Е.Г. История и география семьи и мануфактуры Йокиш: Германия – Москва – Михалково. Издание второе. М., 2016. – 192 с.

Autoren: Petrowa Je. G.

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