KANTON DOBRINKA, 1935 durch Ausgliederung aus dem Kanton Kamenka gegründete Gebietskörperschaft der Republik der Wolgadeutschen. Kantonszentrum war das Dorf Nischnjaja Dobrinka. Nach Stand zum 1. Januar 1941 hatte der Kanton Dobrinka eine Fläche von 1.293,6 km2. Flächennutzung: (in Tausend Hektar): Höfe – 1,6; Nutz- und Gemüsegärten – 2,4; Obstgärten – 0,5; Ackerland – 83,1; Wiesen – 3,2; Weideland – 12,0; Wald und Buschland – 11,3; Gewässer – 4,6; sonstige Flächen – 10,7. Insgesamt 129.400 Hektar. Bevölkerung: 26.300 Einwohner, davon 97,5% Deutsche. 13.200 Männer und 13.100 Frauen. Bevölkerungsdichte: 21 Einwohner pro km2. Auf dem Gebiet des Kantons lagen 15 Dörfer.
In Industrie und Gewerbe des Kantons gab es 19 Staatsunternehmen, 16 gewerbliche Genossenschaften und 120 kleinere Kolchosbetriebe. Hauptzweig war die Nahrungsmittelindustrie (zwei Mühlen, Gemüsefabrik, Molkerei) In der Industrie des Kantons waren 610 Arbeiter beschäftigt, davon 138 in den staatlichen Unternehmen und 226 bei den gewerblichen Genossenschaften.
Kantonsführung (nach Stand zum 1. Januar 1941)
Posten |
Name |
Geburtsjahr |
Bildungsstand |
Parteimitglied seit |
Nationalität |
Amtszeit seit |
1. Sekretär des Kantonsparteikomitees der WKP(b) |
S.P. Krugow |
1904 |
Siebenklassenschule |
1924 |
Russisch |
1938 |
2. Sekretär des Kantonsparteikomitees der WKP(b) |
G.Ch. Heinz |
1905 |
Grundschule |
1928 |
Deutsch |
1940 |
Vorsitzender des Kantonsexekutivkomitees |
D.G. Beker |
1908 |
Grundschule |
1931 |
Deutsch |
1940 |
Chef der Kantonsabteilung des NKWD |
G.I. Bertenew |
1913 |
Mittelschule |
1939 |
Russisch |
1940 |
Staatsanwalt |
G.I. Trikolle |
1913 |
Grundschule |
1938 |
Deutsch |
1939 |
Die Kollektivierungsquote lag bei 99,96%, 4.803 bäuerliche Wirtschaften waren in 25 Kolchosen zusammengeschlossen. Die durchschnittliche Saatfläche pro Kolchose lag bei 2.647,6 Hektar. Die Saatfläche des Kantons betrug 68.637 Hektar, davon entfielen 56.313 Hektar auf Getreide, 3863 Hektar auf Industriepflanzen, 3.507 Hektar auf Gemüse, Melonen und Kürbisgewächse (davon 1.009 auf Kartoffeln) und 4.954 Hektar auf Futterpflanzen. Die Kolchosen wurden von vier Maschinen-Traktoren-Stationen bedient (Dreispitz, Göbel, Mühlberg, Semjonowka), die über 305 Traktoren, 88 Mähdrescher und 26 Lastkraftwagen verfügten. In den Kolchosen gab es neun Lastkraftwagen. Der durchschnittliche Ernteertrag für Getreide lag im Kanton in den Jahren 1935-40 bei 4,0 Doppelzentnern pro Hektar. 431 Hektar wurden künstlich bewässert.
Viehbestand im Kanton (nach Zählung von 1940):
Tierart |
Gesamtzahl |
in den Kolchosen |
Privatvieh |
Rinder |
8268 |
3870 |
4398 |
davon Kühe |
3188 |
797 |
2391 |
davon Ochsen |
1594 |
1566 |
28 |
Schafe und Ziegen |
17 542 |
6140 |
11 402 |
Schweine |
4659 |
2379 |
2280 |
Pferde |
2450 |
2239 |
3 |
davon Arbeitspferde |
1421 |
1228 |
3 |
In den Kolchosen gab es 106 Farmen, davon jeweils 25 Rinder- und Schaffarmen, 24 Schweinefarmen, vier Pferdehöfe, 18 Geflügelfarmen und zehn Kaninchenfarmen.
Im Kanton gab es vier Grundschulen, zehn Siebenklassenschulen und drei Mittelschulen mit insgesamt 5.382 Schülern. Es gab einen Kindergarten mit 22 Plätzen, ein Kulturhaus, 15 Lesehütten, 22 Klubs, sechs Bibliotheken und ein Kino mit 147 Plätzen. Es erschien die Kantonszeitung „Roter Stürmer“ in deutscher Sprache. Eine Rundfunkzentrale mit einer Leistung von neun Watt bediente 191 Rundfunkanschlüsse. Im Gesundheitswesen gab es zwei Krankenhäuser mit 38 Betten, vier Ambulanzen, vier Sanitäts- und Geburtshilfe-Stationen, neun Trachom-Punkte, vier Entbindungsstationen mit 15 Betten und eine Apotheke.
Die Kantonsparteiorganisation der WKP(b) hatte 203 Mitglieder und 144 Kandidaten für eine Mitgliedschaft, 26 Basisparteiorganisationen und sechs Kandidatengruppen. Im Kanton gab es 767 Komsomolzen und 59 Basisorganisationen des Komsomol.