RU

neue
illustrierte elektronische

BELENINA, Irma Wiktorowna geborene Koch, * 5. Juli 1957 in Otradny (Gebiet Kuibyschew). Vertreterin der gesellschaftlichen Selbstorganisation der Russlanddeutschen

Rubrik: Biographische Beiträge (Personalien)

BELENINA, Irma Wiktorowna, geborene Koch, * 5. Juli 1957 in Otradny (Gebiet Kuibyschew). Vertreterin der gesellschaftlichen Selbstorganisation der Russlanddeutschen.

Irma Belenina-Koch entstammt einer russlanddeutschen Familie. Ihr Vater Wiktor Genrichowitsch Koch wurde 1926 im Dorf Müller (Krestowy Bujerak, ASSR der Wolgadeutschen), ihre Mutter Cäcilia Antonowna geborene Heck 1929 im Dorf Rosental (Rayon Suja, ASSR Krim) geboren. Im Zuge der Deportation der Sowjetdeutschen kam die Familie des Vaters im Herbst 1941 in das Gebiet Tjumen und die Familie der Mutter nach Kasachstan. Als Wiktor Koch 1942 im Alter von 15 Jahren zur Arbeitsarmee eingezogen wurde, leistete er seine Arbeitspflicht im Gebiet Perm ab (Stadt Kisel, Siedlung Kospasch, Bergwerk Nr. 3), wohin auch Cäcilias Mutter mit ihren drei minderjährigen Kinder kam. Beleninas Eltern heirateten im Jahr 1950.

Als das Sondersiedlungsregime für die Russlanddeutschen aufgrund des entsprechenden Erlasses des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR vom 13.12.1955 aufgehoben wurde, beschlossen Beleninas Eltern zu den älteren Schwestern des Vaters zu ziehen, die ihre Arbeitspflicht in den Kriegsjahren auf den im Gebiet Kuibyschew gelegenen Ölfeldern abgeleistet und dort die folgenden zehn Jahre in der Sondersiedlung verbracht hatten. So kam die Familie nach Otradny, das zu jener Zeit eine junge und schnell wachsende Stadt war, in der vor allem Öl- und Bauarbeiter ansässig waren. Dort konnte sich Wiktor Koch innerhalb kurzer Zeit vom ungelernten Hilfsarbeiter zum Leiter einer großen Baueinheit hocharbeiten, der staatswichtige Aufträge anvertraut wurden. Für seine Verdienste wurde er mit dem Rotbannerorden der Arbeit ausgezeichnet.

Für Irma Belenina war ihr Vater immer ein unübertreffliches Vorbild an Standfestigkeit, Fleiß, Bescheidenheit, Güte und Weisheit. Nach Abschluss der Mittelschule im Jahr 1974 studierte sie am A.I. Mikojan-Institut für Bauingenieurwesen in Kuibyschew mit der Fachrichtung „Bauingenieur für Industrie- und Zivilbauten“. Nach Abschluss ihres Studiums begann sie ihre Berufstätigkeit bei der Reparatur- und Bauverwaltung des Hauptversorgungsunternehmens Mittlere Wolga der Stadt Kuibyschew, wo sie sich auch gesellschaftlich engagierte und zur Vorsitzenden des Gewerkschaftskomitees gewählt wurde.

Seit 1991 engagiert sich I. Belenina aktiv in der gesellschaftlichen Bewegung der Russlanddeutschen. 1992 wurde sie in den Rat des in Samara ansässigen Deutschen Kulturzentrums „Hoffnung“ gewählt und als Referentin eingestellt. Seit 1995 leitet sie das Deutsche Kulturzentrum „Hoffnung“, zu dem auch fünf Außenstellen gehören, die die kulturellen Bedürfnisse der in den Städten Togliatti, Sysran, Pochwistnewo, Otradny und im Dorf Makarjewka (Rayon Besentschuk) lebenden Russlanddeutschen befriedigen. Unter der Leitung und unmittelbaren Beteiligung I.W. Beleninas betreibt die Organisation umfassende Bildungsarbeit, zu deren Schwerpunkten die Bewahrung und Wiedergeburt der russlanddeutschen Kultur, die Popularisierung der deutschen Sprache und Geschichte sowie die Würdigung des von den Russlanddeutschen zur Entwicklung der Region Samara und zur Entwicklung der russisch-deutschen Beziehungen geleisteten Beitrags gehören. Seit 1993 ist I.W. Belenina ständiges Mitglied der städtischen Kommission für die Rehabilitierung der Opfer politischer Repression. In den Jahren 1997, 1999, 2001, 2003, 2005, 2007, 2009, 2011, 2013, 2015 wurde sie in dieser Funktion jeweils einstimmig wiedergewählt. Seit März 2017 ist sie Geschäftsführende Direktorin des regionalen deutschen Kulturzentrums „Hoffnung“, seit 2017 Vorsitzende des Rats für Sozialarbeit der Selbstorganisation der Russlanddeutschen. Im November 2018 wurde sie zur Stellvertretenden Vorsitzenden des „Internationalen Verbands der deutschen Kultur“ gewählt.

I.W. Belenina nimmt regelmäßig an den Arbeitstreffen der Russisch-Deutschen Regierungskommission für Angelegenheiten der Russlanddeutschen teil (2013-19). Unter ihrer unmittelbaren Beteiligung und Führung betreibt das deutsche Kulturzentrum „Hoffnung“ umfangreiche Bildungsarbeit, zu deren Schwerpunkten die Bewahrung und Wiedergeburt der russlanddeutschen Kultur, die Popularisierung der deutschen Sprache und Geschichte sowie die Würdigung des von den Russlanddeutschen zur Entwicklung der Region Samara und zur Entwicklung der russisch-deutschen Beziehungen geleisteten Beitrags gehören. Die Organisation führt wissenschaftlich-praktische Konferenzen mit Beteiligung örtlicher Wissenschaftler, Seminare für Schullehrer und Lehrkräfte anderer Bildungseinrichtungen, Sprachsommerlager sowie das alljährliche Festival „Musikalischer Hof“ durch und betreibt Sozialarbeit unter Veteranen und früheren Mitgliedern der Arbeitsarmee.

Gewürdigt wurde I.W. Beleninas Beitrag zur Bewahrung und Entwicklung der Kultur der in der Region Samara ansässigen Russlanddeutschen mit einem Dankschreiben der Deutschen Botschaft „Für aktive Zusammenarbeit im Rahmen des Deutschen Jahres in Russland“ (November 2004), mit einem Dankschreiben des Gouverneurs des Gebiets Samara „Für den großen Beitrag zur Bewahrung der nationalen Traditionen der Wolgadeutschen“ (November 2006), mit einem Dankschreiben des Ministeriums für Regionale Entwicklung „Für den großen Beitrag zur Bewahrung stabiler interethnischer Beziehungen im Gebiet Samara und im Zusammenhang mit dem 10. Jahrestag der Gründung des Haus der Freundschaft der Völker“ (November 2011), mit der Gedenkmedaille „250 Jahre Übersiedlung der Deutschen nach Russland“ (Juli 2013), mit einem Dankschreiben des Gouverneurs des Gebiets Samara „Für die aktive Teilnahme am gesellschaftlich-politischen Leben des Gebiets Samara“ (2014), mit einem Dankschreiben des Duma-Vorsitzenden und Chefs der Stadtverwaltung von Samara „Für erfolgreiche Arbeit, aktive Lebenseinstellung und Beteiligung an der Durchführung wichtiger sozialer Maßnahmen“ (2015), mit der Ehrenurkunde des Stadtoberhaupts von Samara (2016) sowie mit der Ehrenurkunde des Gouverneurs des Gebiets Samara „Für den großen Beitrag zur Stärkung der Freundschaft der Völker und Bewahrung und Entwicklung der nationalen Kulturen im Gebiet Samara“ (2016).

Seit 2012 leitet I.W. Belenina innerhalb des Systems der Selbstorganisation der Russlanddeutschen den Überregionalen Koordinierungsrat der Russlanddeutschen der Regionen Wolga und Südwestrusslands, der die Arbeit der deutschen gesellschaftlichen Organisationen in den folgenden 15 Subjekten der Russischen Föderation koordiniert: Republik Baschkortostan, Republik Karatschajewo-Tscherkessien, Republik Nordossetien-Alanija, Republik Tatarstan, Region Krasnodar, Region Stawropol, Gebiet Wolgograd, Gebiet Pensa, Gebiet Rostow, Gebiet Samara, Gebiet Saratow und Gebiet Uljanowsk.

In dieser verantwortungsvollen Funktion zeichnet sich I.W. Belenina durch großes Organisationstalent sowie die Fähigkeit aus, sowohl zu den für die Arbeit des Überregionalen Koordinierungszentrums wichtigen Organisationen der Russlanddeutschen als zu den in den entsprechenden Subjekten der Russischen Föderation zuständigen Vertretern von Staat und Gesellschaft gute Beziehungen zu unterhalten.

Hinter I.W Belenina steht eine starke und glückliche Familie. Sie ist seit über 40 Jahren verheiratet. Ihr Mann Wjatscheslaw unterstützt ihr gesellschaftliches Engagement und leistet ihr große Hilfe. Ihre Söhne Daniil und Andrej standen an der Wiege der Gründung der Jugendbewegung der Russlanddeutschen.Heute ist Daniil Korrespondent der Samaraer Allrussischen staatlichen Fernseh- und Radiogesellschaft und Preisträger vieler journalistischer Fernsehpreise. Andrej ist im Bauwesen tätig. Beide sind aktive Mitglieder der Gesellschaft der Russlanddeutschen in Samara. Beleninas Enkelkinder Vera und Maxim gehen noch zur Schule und besuchen neben dem regulären Unterricht auch die deutsche Sonntagsschule.

Autoren: I.M. Kaschtanowa

ЗEINE FRAGE STELLEN