RU

neue
illustrierte elektronische

HEIDT, Elena Kondratjewna * 17. September 1970 in Nowotroizkoje (Rayon Tschu, Gebiet Dschambyl, Kasachische SSR)

Rubrik: Biographische Beiträge (Personalien)

HEIDT, Elena Kondratjewna, * 17. September 1970 in Nowotroizkoje (Rayon Tschu, Gebiet Dschambyl, Kasachische SSR). Vertreterin der gesellschaftlichen Selbstorganisation der Russlanddeutschen.

Heidt entstammt einer wolgadeutschen Familie. Vater - Kondrat Kondratjewitsch, Mutter – Pijada Petrowna Diser. Bis zur Deportation lebte die Familie in den im Kanton Mariental (ASSR der Wolgadeutschen) gelegenen Dörfern Herzog (Susly) und Graf (Krutojarowka). Im September 1941 wurde die Familie in die Stadt Kuibyschew (Gebiet Nowosibirsk) deportiert, wo sie bis zur Aufhebung des Sondersiedlungsregimes lebte. Heidts Großvater mütterlicherseits war im Lager Iwdel bei der Arbeitsarmee. Da eine Rückkehr ins Wolgagebiet bis 1972 verboten war, zog die Familie in „wärmere Regionen“ - in das in Südkasachstan gelegene Dorf Nowotroizkoje. In der Familie wurde Deutsch gesprochen. Die ältere Generation vermisste die Wolga. Die Eltern fuhren mehrmals in das Saratower Wolgagebiet, „um die Lage zu erkunden“. Mitte der 1980er Jahre reifte in der Familie der Entschluss, an den Vorkriegswohnort zurückzukehren. Da die beiden Heimatdörfer Herzog und Graf nicht mehr existierten, ließ sich die Familie im Jahr 1985 im nahegelegenen Dorf Swonarjowka (ehemals Schwed, Rayon Marx, Gebiet Saratow) nieder, wo E.K. Heidt im Jahr 1987 erfolgreich die Schule abschloss.

Im Jahr 1990 schloss sie die Saratower Jablonotschkow-Fachoberschule für Elektrogeräte (Produktionstechnologin für mikroelektronische Geräte), 2005 die Landwirtschaftliche Fachoberschule in Marx (Rechtswesen) und 2011 die Juristische Fakultät der Staatlichen Universität Saratow ab. 2006 absolvierte sie im Rahmen des Programms „Wirtschaft und Unternehmensführung“ einen zweijährigen Kurs  an der Russisch-Deutschen Verwaltungshochschule der Volkswirtschaftsakademie bei der Regierung der Russischen Föderation.

Seit 1992 lebt E.K. Heidt in Marx, wo sie sich in der nationalen Bewegung der Russlanddeutschen engagiert. In den Jahren 2000/01 arbeitete sie als Koordinatorin am Zentrum für deutsche Kultur der Abteilung für Kultur und Kino des Rayons Marx. In den Jahren 2001-03 war sie Leiterin des Sozialdienstes der Nationalen Kulturautonomie der Deutschen des Rayons Marx. Seit 2003 steht sie an der Spitze der Organisation, der die deutschen Kulturzentren der im Rayon Marx gelegenen Dörfer Stepnoje, Ossinowka, Pawlowka, Sorkino, Karaman, Lipowka, Polekowskoje und Podlesnoje angehören.

Seit 2001 ist Heidt ständiges Mitglied der Rayonskommission für die Rehabilitierung der Opfer der politischen Repressionen. Seit 2010 leitet sie den Rat für den Austausch mit den religiösen Gemeinschaften der nationalen Minderheiten des Rayons Marx, der sich aktiv an der Planung und Durchführung diverser auf Gebiets-, Rayons- und Stadtebene durchgeführter Maßnahmen beteiligt, deren Zielsetzung darin besteht,  die ethnokulturelle Entwicklung der in der Russischen Föderation lebenden Völker ebenso wie die Einheit der russischen Nation zu stärken und das friedliche Zusammenleben der einzelnen nationalen Gruppen zu  fördern. Seit 2014 ist Heidt Mitglied des Beirats der für den Rayon Marx zuständigen Abteilung des Russischen Innenministeriums. Seit 2015 ist sie Mitglied des Beirats für den Austausch mit nationalen und religiösen Gemeinschaften beim Gouverneur des Gebiets Saratow. Seit 2017 ist sie Mitglied des Beirats beim Komitee für Zivilgesellschaftliche Kontakte und Nationalitätenpolitik des Gebiets Saratow.

E.K. Heidt leistet aktive, auf die Bewahrung der nationalen Kultur, Geschichte und Sprache der Russlanddeutschen ausgerichtete gesellschaftliche Arbeit. Sie hat zahlreiche soziale und kulturelle Projekte und Ausschreibungen unter den im Rayon Marx und im Gebiet Saratow aktiven national-kulturellen Vereinigungen konzipiert und selbst geleitet, die sich die Bewahrung der nationalen Kultur und Eigenständigkeit der Russlanddeutschen sowie die Erziehung zu Patriotismus, Völkerfreundschaft und Liebe zur „kleinen Heimat“ zum Ziel setzen. E.K. Heidt engagiert sich aktiv für die Bewahrung des historischen Erbes der Russlanddeutschen. Mit eingeworbenen Fördermitteln werden Publikationen zur Geschichte des Rayons Marx finanziert (Lemdjajew, W.W.: „Das gelobte Land des Baron Beauregard“; Ders.: „Splitter der Vergangenheit“; Kirsanow, A.I.: „Spaziergänge durch Katharinenstadt“; Ders.: „Geschichten im Stil des Jazz“), von denen zahlreiche Exemplare kostenlos an die Dorf- und Stadtbibliotheken des Rayons verteilt werden. Die nationale Kulturautonomie des Rayons Marx hat einen beträchtlichen Beitrag zur Wiedererrichtung der lutherischen Kirchen in Sorkino und Marx sowie zur Stärkung des interethnischen Zusammenhalts in Stadt und Rayon geleistet.

Mit der Zeit wurde E.K. Heidt zu einer der führenden Kräfte der Selbstorganisation der Russlanddeutschen. Sie ist Mitglied des Rats der Föderalen Nationalen Kulturautonomie der Russlanddeutschen und des Internationalen Verbands der Deutschen Kultur. Seit 2013 ist sie Projektmanagerin des Internationalen Verbands der Deutschen Kultur und Koordinatorin des Überregionalen Koordinierungsrats der Deutschen der Regionen Wolga und Südwestrussland. Im November 2018 wurde sie zur Vizepräsidenten der Föderalen Kulturautonomie der Russlanddeutschen gewählt.

Für ihr der Stärkung des interethnischen Zusammenhalts und der Toleranz auf dem Territorium des Rayons Marx und des Gebiets Saratow dienendes Engagement erhielt E.K. Heidt in den Jahren 2008 und 2010 jeweils ein Dankschreiben der Saratower Gebiets-Duma, im Jahr 2009 ein Dankschreiben des Komitees für Zivilgesellschaftliche Kontakte und Nationalitätenpolitik des Gebiets Saratow und im Jahr 2012 ein Dankschreiben des Gouverneurs von Saratow. Im Jahr 2013 wurde die von E.K. Heidt geführte Nationale Kulturautonomie der Deutschen des Rayons Marx auf die „Ehrentafel“ des Rayons Marx gesetzt. Im Juli 2013 wurde E.K. Heidt mit der Gedenkmedaille „250 Jahre Übersiedlung der Deutschen nach Russland“ ausgezeichnet. Für ihr gesellschaftliches Engagement und ihren Beitrag zur Stärkung der Rolle der Zivilgesellschaft wurde sie 2016 mit einem Dankschreiben des Abgeordneten der Staatsduma W.Ju. Maksimow ausgezeichnet. 2017 wurde sie in ihrer Eigenschaft als Vorsitzende des Rats für den Austausch mit den religiösen Gemeinschaften der nationalen Minderheiten auf die Ehrentafel des Rayons Marx gesetzt.

Dank der engen Zusammenarbeit der von E.K. Heidt geführten Nationalen Kulturautonomie der Deutschen des Rayons Marx mit einzelnen Fachorganisationen der Selbstorganisation der Russlanddeutschen (Internationale Assoziation zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen, Künstlervereinigung der Russlanddeutschen, deutsche Jugendorganisation „Jugendring“ und andere) wurden in Marx und Umgebung zahlreiche internationale wissenschaftliche Konferenzen, ethnographische Expeditionen, Kulturveranstaltungen, Konzerte und Ausstellungen von Vertretern von Kunst und Kultur durchgeführt. Deutsche Jugendliche aus allen Teilen Russlands haben sich an der Restaurierung des alten deutschen Friedhofs und einer Reihe anderer in Stadt und Rayon gelegener Objekte beteiligt. E.K. Heidts Ehemann ist Lehrer im Schuldienst. Sie hat zwei erwachsene Töchter und einen Enkel. Die ältere Tochter lebt und arbeitet mit ihrer Familie in Marx. Die jüngere Tochter studiert an der Juristischen Fakultät der Staatlichen Universität Saratow.

Dank der von E.K. Heidt und ihren Kollegen in der Nationalen Kulturautonomie und in den deutschen Begegnungsstätten geleisteten fruchtbaren Arbeit wurden die Stadt und der Rayon Marx zu einem der bedeutendsten Orte der Bewahrung und Entwicklung der nationalen Kultur der Russlanddeutschen.

Autoren: Jakowlewa Sch.W.

ЗEINE FRAGE STELLEN