SMIRNOWA (SCHERBAKOWA), Tatjana Borissowna * 19.05.1963 in Saratow. Ethnographin, Ethnosoziologin, Begründerin der den Sibiriendeutschen gewidmeten ethnosozialen Forschung, Doktor der Historischen Wissenschaften, Professorin am Lehrstuhl für Ethnographie und Museumskunde der Omsker Staatlichen F.M. Dostojewski-Universität, Prorektorin für Studium und Lehre, Stellvertretende Vorsitzende der Internationalen Assoziation zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen
SMIRNOWA (SCHERBAKOWA), Tatjana Borissowna, * 19.05.1963 in Saratow. Ethnographin, Ethnosoziologin, Begründerin der den Sibiriendeutschen gewidmeten ethnosozialen Forschung, Doktor der Historischen Wissenschaften, Professorin am Lehrstuhl für Ethnographie und Museumskunde der Omsker Staatlichen F.M. Dostojewski-Universität, Prorektorin für Studium und Lehre, Stellvertretende Vorsitzende der Internationalen Assoziation zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen.
Nach Abschluss der allgemeinbildenden Mittelschule Nr. 53 in Omsk studierte Smirnowa in den Jahren 1980–85 an der Historischen Fakultät der Staatlichen Universität Omsk und war anschließend mehrere Jahre im Gebiet Tjumen im Schuldienst tätig. 1988 kehrte sie als Assistentin am Lehrstuhl für Ethnographie, Historiographie und Quellenkunde der Geschichte der UdSSR an die Universität Omsk zurück, für die sie seitdem in unterschiedlichen Funktionen tätig ist.
Schon früh fand Smirnowa ihr wissenschaftliches Interessengebiet: Ethnographie und aktuelle ethnosoziale Entwicklungen unter den in Sibrien ansässigen Deutschen. Bereits im Juli 1989 unternahm sie eine erste in die Gebiete Omsk, Nowosibirsk und Kemerowo führende ethnographische Expedition.
1995 promovierte Smirnowa unter der wissenschaftlichen Leitung N.A. Tomilows mit dem Thema „Aktuelle ethnosoziale Prozesse unter den in Westsibirien ansässigen Deutschen“ zur Kandidatin der Wissenschaften.
1996 wurde unter Smirnowas Leitung das Wissenschaftliche Forschungslabor für die Ethnographie und Geschichte der Sibiriendeutschen gegründet, das zahlreiche ins In- und Ausland führende ethnographische Expeditionen organisierte (Gebiet Omsk, Gebiet Nowosibirsk, Gebiet Kemerowo, Region Altaj, Wolgagebiet, Nordkasachstan, Südukraine) und eine für die wissenschaftliche Forschung einzigartige Quellenbasis zusammentrug, auf deren Grundlage insgesamt acht Kandidatendissertationen verfasst wurden. Unter der wissenschaftlichen Leitung T.B. Smirnowas promovierten J. Wiel, A. Blinowa und T. Kisser zu Kandidaten der Wissenschaften.
1993 fand die erste wissenschaftlich-praktische Konferenz „Die Deutschen Sibiriens: Geschichte und Kultur“ statt, der in den Jahren 1996, 1999, 2002, 2006 und 2010 fünf weitere Konferenzen folgten, die immer zahlreiche Teilnehmer unter anderem aus Kasachstan, der Ukraine, Österreich, Deutschland, den Niederlanden, Kanada und den USA anzogen. Smirnowa gehört zu den Organisatoren und Leitern der Sektion für Ethnographie und Museumskunde des Kulturhistorischen Seminars für junge Forscher aus Russland und Deutschland und ist Mitglied des Organisationskomitees des Russischen Anthropologen- und Ethnologenkongresses.
Im Jahr 2007 schloss T.B. Smirnowa ihr Promotionsstudium an der Staatlichen Universität ab. Am 22. Dezember 2009 verteidigte sie am Institut für Archäologie und Ethnographie der Sibirischen Abteilung der Russischen Akademie der Wissenschaften mit dem Thema „Die Bevölkerung Westsibiriens Ende des 19. - Anfang des 21. Jahrhunderts: Entstehung und Entwicklung einer Diasporagruppe“ ihre Dissertation (am 28. Mai 2010 von der Obersten Attestierungsbehörde bestätigt), in der sie die ethnische Gemeinschaft der in Westsibirien ansässigen Deutsche umfassend darstellt und ihr Konzept einer Diasporagruppe darlegt, die als Teil einer größeren Diasporagruppe nicht allein territorial definiert ist, sondern auch eine Kultur-, Sprach- und Identitätsgemeinschaft bildet.
Im Jahr 2010 wurde T.B. Smirnowa Professorin am Lehrstuhl für Anthropologie, Ethnologie und Museumskunde der Staatlichen F.M. Dostojewskij-Universität Omsk.
Ihre Forschungstätigkeit wurde mehrfach von russischen und ausländischen Stiftungen gefördert (Russischer Fonds für Grundlagenforschung, Russische Stiftung für Geistes- und Sozialwissenschaften, Programm für überregionale Forschung in den Gesellschaftswissenschaften, Stiftung „Russki Mir“ („Russische Welt“), Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, Mennonitische Historische Gesellschaft u.a.).
Dank Smirnowas Engagement gehört die Omsker Ethnographie zu den führenden wissenschaftlich-pädagogischen Schulen der Russischen Föderation. Smirnowa war an der Erstellung der Föderalen Staatlichen Bildungsstandards für die Fächer Anthropologie und Ethnologie beteiligt. Seit 2014 ist sie Prorektorin für Studium und Lehre der Staatlichen Universität Omsk.
T.B. Smirnowa leistet große Arbeit zur Bewahrung des kulturellen und sprachlichen Erbes der nationalen Minderheiten. In den Jahren 2011-12 war sie Mitglied einer Arbeitsgruppe, die im Rahmen der Zusammenarbeit zwischen dem Kulturministerium der Russischen Föderation und der Direktion für Kultur und kulturelles und natürliches Erbe des Generalsekretariats des Europäischen Rats eine analytische Übersicht über die in der Russischen Föderation geleistete Kulturpolitik erstellte. Smirnowa ist an der Arbeit der Föderalistischen Union der Europäischen Nationalitäten (FUEN) beteiligt und Vorsitzende des Expertenrats des Instituts für ethnokulturelle Bildung (BiZ, Moskau). Seit 2013 führt sie die Abteilung für Nationale Kulturen und Historisch-Kulturelles Erbe der Sibirischen Außenstelle des Russischen D.S Lichatschow Wissenschaftlichen Forschungsinstituts für Kulturelles und Natürliches Erbe.
Smirnowa gehört zu den führenden Experten für staatliche Nationalitätenpolitik, ist Mitglied der Kommission für Fragen der Bewahrung und Entwicklung der kulturellen und sprachlichen Vielfalt der Völker Russlands des Rats für interethnische Beziehungen beim Präsidenten der Russischen Föderation, Expertin des „Forum on Early Warning and Early Response“ (FEWER) und des Wissenschaftlichen Zentrums für Interethnische und Interreligiöse Probleme, Mitglied des Wissenschaftlichen Rats der Russischen Akademie der Wissenschaften für komplexe ethnische Fragen und interethnische Beziehungen sowie Mitglied des Präsidiums des Russischen Anthropologen- und Ethnologenverbands.
T.B. Smirnowa engagiert sich in der gesellschaftlichen Arbeit und im Bildungsbereich, ist Mitglied der Russischen Geografischen Gesellschaft, der Russischen Historischen Gesellschaft und der Russischen Gesellschaft „Wissen“, Vorsitzende des Redaktionsrats der Jahresschrift der Internationalen Assoziation zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen, Repräsentantin der Staatlichen Universität Omsk beim Internationalen Zusammenschluss der Bildungsprogramme für die deutsche nationale Minderheit umsetzenden Universitäten, Mitglied des Beirats für Interethnische und Interkonfessionelle Beziehungen beim Gouverneur des Gebiets Omsk, Mitglied des Öffentlichen Rats bei der Hauptverwaltung für Innenpolitik des Gebiets Omsk, Mitglied des Expertenrats für Nationalitäten- und Religionsfragen bei der Omsker Stadtverwaltung sowie Mitglied des Kuratoriums des Russisch-Deutschen Hauses in Omsk.
Auszeichnungen: Abzeichen „Ehrenarbeiter der Hochschulbildung der Russischen Föderation (2009), Dankschreiben des Kulturministers der Russischen Föderation (2012), „Verdienter Hochschulmitarbeiter der Russischen Föderation“.
T.B. Smirnowa ist Autorin von über 180 Publikationen, darunter 13 Lehrbücher und 12 Monographien. Ihre Monographie „Die Ethnographie der Russlanddeutschen“ erschien 2012 und wurde 2016 vom Internationalen Verband der Deutschen Kultur wiederaufgelegt.
Veröffentlichungen
Smirnova T.B. Siberian Germans // Encyclopedia of world cultures. Boston, 1992. Volume VI. P. 337–341; Брук С.И., Смирнова Т.Б. Немцы // Народы России: энциклопедия. М., 1994. С. 246–249; Смирнова Т.Б., Филимонова Т.Д. Немцы // Народы и религии мира: Энциклопедия. М.: Большая российская энциклопедия, 1998. С. 371–375; Рублевская С.А., Смирнова Т.Б. Традиционная обрядность немцев Сибири Омск: Издательство ОмГПУ, 1998. – 154 с.; Смирнова Т.Б. Немцы Сибири: этнические процессы. Омск: ИЦ «РУСИНКО», 2002. – 210 с.; Смирнова Т.Б. Немцы Сибири: этнические процессы и этнокультурное взаимодействие. Новосибирск: Изд-во Института археологии и этнографии СО РАН, 2003. – 88 с.; Смирнова Т.Б. Обычай венчания покойников у немцев Сибири // Этнографическое обозрение. 2008. № 5. С. 133–144; Смирнова Т.Б. Язык как основная характеристика этнической группы российских немцев: исторический аспект // Актуальные вопросы изучения и преподавания немецкого языка: Язык как основа сохранения и развития идентичности российских немцев: Материалы международной научно-практической языковой конференции. М., 2010. С. 37–43; Smirnova T.B. Die Sprache als wichtigstes Kriterium zur Charakterisierung der Volksgrupp der Russlanddeutschen: Der historische Aspekt // Sprache als Grundlage fur die Identitatssicherung der Russlanddeutschen: Internationale wissenschaftlich-praktische Konferenz. – Moskau, 2010. S. 36–42; Смирнова Т.Б. Результаты этносоциологического опроса и мониторинга общественных организаций российских немцев // Немцы новой России: проблемы и перспективы развития: Материалы 2-й международной научно-практической конференции. – М, 2010. С. 6–59; Курске С.В, Смирнова Т.Б. Этническая идентичность российских немцев в начале XXI в. (по результатам всероссийского опроса) // Журнал социологии и социальной антропологии. 2011. № 1. С. 160–177; Смирнова Т.Б. Массовая миграция в Германию из стран СНГ в конце XX – начале XXI вв.: причины, динамика, последствия // Миграционные процессы в современной Европе: эволюция миграционный взаимодействий ЕС и государств Центральной и Восточной Европы: Материалы международной научной конференции. Одесса: Симекс-принт, 2011. С. 392–408; Смирнова Т.Б. Будет ли российское могущество прирастать Сибирью? // Антропология социальных перемен: сб. статей. М.: РОССПЭН, 2011. С. 579–595; Смирнова Т.Б. Омская область // Этнополитическая ситуация в России и сопредельных государствах в 2010 году / Ежегодный доклад Сети этнологического мониторинга и раннего предупреждения конфликтов. М.: ИЭА РАН, 2011. С. 406–413. Смирнова Т.Б. Воспроизводство этнической культуры в диаспоре (на примере немцев в Сибири) / Восток России: миграции и диаспоры в переселенческом обществе. Рубежи XIX–XX и XX–XXI веков / науч. ред. В.И. Дятлов. Иркутск: Оттиск, 2011. С. 412–426. (глава в коллективной монографии); Smirnova T.B. Mennonites and Germans in Russia Today: A Study of Ethno-Sociological Polls // Journal of Mennonite Studies. - Winnipeg, 2012. - V. 30. P. 13-22; Блинова А.Н., Смирнова Т.Б. Культура немцев, латышей, эстонцев Западной Сибири в коллекциях Музея археологии и этнографии Омского государственного университета имени Ф.М. Достоевского. Омск: Издательский дом «Наука», 2012. - 166 с.; Смирнова Т.Б. Вопросы сохранения культурного наследия в деятельности Международного союза немецкой культуры // Вестник Новосибирского государственного университета. Серия «История, филология». 2013. Т. 12. Вып. 3. С. 123-133; Смирнова Т.Б. От переписи к переписи: причины изменения численности российских немцев в последнее десятилетие // Два с половиной века с Россией (к 250-летию начала массового переселения немцев в Россию): Материалы 4-й международной научно-практической конференции. М.: МСНК-пресс, 2013. С. 668–675; Бетхер А.Р., Курманова С.Р., Смирнова Т.Б. Хозяйство и материальная культура немцев Омск: Издательский дом «Наука», 2013. – 280 с.; Обзор культурной политики в Российской Федерации: Аналитический доклад / Совет Европы; отв. ред. К.Э Разлогов, Т. Санделл Ульяновск: ООО «Мастер Студия», 2013. – 138 с.; Смирнова Т.Б. Этнографическое изучение немецкой диаспоры в Сибири // Вестник Российского гуманитарного научного фонда. 2014. № 4 (77). С. 31–42; Смирнова Т.Б. Этнические миграции в Сибири по данным статистики и неформальным наблюдениям // Вестник Омского университета. Серия «Исторические науки». 2015. № 1 (5). С. 71–75; Смирнова Т.Б. Мониторинг общественных организаций российских немцев: языковая работа и состояние немецкого языка // Немцы России: стратегии развития языковой работы. 5 лет ответственности: материалы Международной научно-практической языковой конференции. М., 2016. С. 75–81; Смирнова Т.Б. Этнография российских немцев. 2-е изд., испр. М.: РусДойч Медиа, 2016. – 316 с.; Смирнова Т.Б. Депортация немцев в Омскую область // Невольные сибиряки. Книга памяти депортированных в Омскую область. Т. 1. Омск: ООО «Омскбланкиздат», 2017. С. 28–32; Киссер Т.С., Смирнова Т.Б. Многообразие немцев // Уральский исторический вестник. 2017. № 2 (55). С. 44–54; Смирнова Т.Б. Антропология и этнологи. Опыт Омского университета // Сибирские исторические исследования. 2018. № 3. С. 79–89; Смирнова Т.Б., Шлегель Е.А Трансформация родного языка немцев в России // Вестник Омского университета. Серия: Исторические науки. 2018. № 3 (19). С. 282–287; Межэтнические отношения и религиозная ситуация в регионах Центра, Северо-Запада, Сибири и Дальнего Востока России / Степанов В.В., Смирнова Т.Б., Бубликов В.В., Ермак Г.Г., Кальмина Л.В., Мельник Е.В., Тюхтенева С.П., Черникова В.В., Шабаев Ю.П., Шевцова Е.В. // Экспертный доклад за 2018 год / Под общей редакцией академика В.А. Тишкова. Москва-Омск, 2019. 127 с.