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DEUTSCHES PÄDAGOGISCHES INSTITUT ODESSA , (1933-38), für die Ausbildung der an den deutschen Schulen tätigen Lehrer zuständige Hochschule

Rubrik: Kultur, Wissenschaft, Bildung, Medizin

DEUTSCHES PÄDAGOGISCHES INSTITUT ODESSA, (1933-38), für die Ausbildung der an den deutschen Schulen tätigen Lehrer zuständige Hochschule.

Das Deutsche Pädagogische Institut ging aus der am 26. Juni 1924 auf Beschluss des Präsidiums der Hauptverwaltung für Berufliche Bildung der Ukraine gegründeten Deutschen Abteilung beim Institut für Volksbildung in Odessa hervor, deren Hauptziel darin bestand, Erzieher und Lehrer für die an den kompakten deutschen Siedlungsorten bestehenden deutschen Erziehungs- und Lehranstalten (Schulen, Waisenhäuser, Kindergärten, Klubs und Bibliotheken) auszubilden – insgesamt dreißig in den Gebieten Odessa, Kiew, Dnepropetrowsk und Donezk gelegene Rayone. Der Leiter der Deutschen Abteilung war einem Sekretär des Instituts für Volksbildung mit den Rechten eines Dekans gleichgestellt. Die Aufnahme der Studenten erfolgte entsprechend dem allgemeinen Auswahlverfahren sowie auf Empfehlung der Deutschen Sektion der Odessaer Gouvernementsabteilung für Volksbildung. In Ausnahmefällen war (mit Blick auf die Tatsache, dass auch ukrainische Studenten und Aspiranten an deutschen Hochschulen studierten) die Aufnahme deutscher Staatsbürger aufgrund persönlicher Fürsprache des deutschen Konsuls erlaubt. Im Oktober 1924 wurden die ersten vierzig Studenten aufgenommen, die nach einem einjährigen Vorbereitungskurs ein vierjähriges Studium an der Fakultät für Soziale Erziehung absolvieren sollten. Zur Förderung der Studenten wurden einige staatliche Stipendien vergeben. Der Unterricht fand in Gebäuden in der Pasteur-Straße Nr. 42 und in der Straße der Komintern Nr. 2 statt. Bei Bedarf wurden Wohnheimplätze zur Verfügung gestellt.

Das Programm des Instituts umfasste Kurse und Vorlesungen in den Fächern Mathematik, Physik, Chemie, Botanik, Zoologie, Anatomie, Physiologie, Didaktik, Reflexologie, Wirtschaftsgeographie, Sprachwissenschaft, Geschichte des Klassenkampfes, Pädagogik und Pädologie sowie zu Fragen des Volksbildungssystems. Die Studenten lernten Deutsch, Französisch und Englisch sowie Ukrainische Sprache und Literatur. Im Programm waren auch militärische Fächer vorgesehen. Die offizielle Unterrichtssprache war Deutsch, auch wenn in der Praxis zahlreiche Fächer in russischer oder ukrainischer Sprache unterrichtet wurden, da es an Lehrkräften mit entsprechenden Sprachkenntnissen fehlte. Deutsche Lehrkräfte waren unter anderem A. Brauner (Agrarbiologie), Bosse (Physik), Mayer (Chemie und Allgemeine Psychologie) und T.K. Mickwitz (Russische und Ukrainische Geschichte, Deutsche Literatur, Methodik der Gesellschaftskunde, Geschichte des Klassenkampfs).

Im Zuge der 1931 erfolgten Auflösung des Instituts für Volksbildung wurde dessen Deutsche Abteilung an das Odessaer Ukrainische Pädagogische Institut in Odessa überstellt. 1933 ging aus der Deutschen Abteilung das Odessaer Deutsche Pädagogische Institut hervor, dessen Unterricht auch weiterhin in der Pasteur-Straße Nr. 42 stattfand. Die Studentenwohnheime waren in der Kleinen Gasse Nr. 7 und in der Komsomol-Straße Nr. 59 untergebracht. Wie zuvor schon an der Deutschen Abteilung des Instituts für Volksbildung fand der Unterricht auch am Pädagogischen Institut teilweise in russischer und ukrainischer Sprache statt, weil es an deutschsprachigen Lehrkräften fehlte. Die Dokumentation erfolgte in ukrainischer Sprache. Innerhalb des Instituts gab es eine Fakultät für Literatur- und Sprachwissenschaft, eine Physikalisch-Mathematische Fakultät, eine Chemisch-Biologische Fakultät, eine Geographisch-Historische Fakultät und eine Abteilung für das Fernstudium sowie Vorbereitungskurse und Arbeiterfakultäten in Odessa, Großliebental und Chortiza. Die Studienzeit betrug vier Jahre. Die Studenten absolvierten Praktika in der im Gebäude der früheren St. Pauli-Realschule untergebrachten Deutschen Mittelschule Nr. 38. 1935 hatte das Institut 384 Studenten (371 Deutsche, drei Russen, zwei Ukrainer, acht Juden). Zu unterschiedlichen Zeiten waren Professor Alfred Ströhm sowie die Dozenten Denk, Hofmann und Neumack am Institut tätig. Vorlesungen hielten auch aus Hitlerdeutschland geflohene Kommunisten wie der Schriftsteller Willi Bredel. 1934 wurden Mickwitz und Ströhm unter der Anschuldigung, deutsch-faschistische konterrevolutionäre Tätigkeit und nationalistische Propaganda betrieben zu haben, repressiert. Durch die Repressionen, die auch zahlreiche weitere Lehrkräfte und Studenten trafen, wurde die Einstellung nationaler Kader am Institut erheblich erschwert.

Am 20. Juni 1938 wurde das Odessaer Deutsche Pädagogische Institut im Zusammenhang mit der Einführung des Ukrainischen als Unterrichtssprache in allen nationalen Schulen der Ukraine auf Beschluss des Rats der Volkskommissare der Ukraine aufgelöst.

Literatur

Малинова Г.Л., Дело антисоветской немецкой организации преподавателей Одесского педагогического института, Одесский мартиролог, т. 1, Од., 1997.

Archive

ГА Одесской обл., ф. Р-1561, 1593.

Autoren: Plesskaâ È.G.

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