ODESSAER KLEMENSVEREIN, 1908 auf Initiative des römisch-katholischen Bischofs in Odessa gegründete Organisation.
Im Klemensverein waren deutschstämmige Katholiken (nur russische Staatsangehörige) organisiert. Gründer waren die katholischen Geistlichen I. Wolf und A. Keller, der Hauslehrer A. Thauberger und der Stabskapitän a.D. Ja. Gerhardt. Dem Vorstand gehörten Dekan Dobrowolski, die Geistlichen Ja. Scherr, A. Keller, M. Hilfer und I. Ehrismann und der Lehrer I. Frank als Mitglieder sowie Ja. Gerhardt und L. Bigler als Vorsitzende an. Der Verein war auf dem Gebiet der römisch-katholischen Diözese Tiraspol tätig, zu der neben Odessa auch die Gouvernements Cherson, Bessarabien, Jekaterinoslaw, Taurien, Samara, Saratow, und Astrachan, das Gebiet der Donkosaken, die Gebiete Kuban und Terek sowie die im Kaukasus und in Transkaukasien gelegenen Gouvernements gehörten.
Der Verein verfolgte laut Satzung das Ziel, die kulturelle und sittliche Entwicklung der deutschen Katholiken im Geiste der Treue zur russischen Monarchie und der Bekämpfung sozialistischer und illegaler „Irrlehren“ zu fördern, und veranstaltete größtenteils religiösen Themen gewidmete öffentliche Vorträge und Lesungen sowie Theateraufführungen, Konzerte und Ausstellungen. Für die Herausgabe und Verbreitung religiös-sittlicher Literatur unterhielt der Verein in Odessa eine Druckerei sowie einen Buchladen. Über die Aktivitäten des Vereins wurde regelmäßig in der Zeitung „Deutsche Rundschau“ berichtet. 1914 hatte der Verein 325 Mitglieder. Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs (1914-18) stellte er seine Tätigkeit auf Weisung der Behörden ein.
Плесская-Зебольд Э.Г., Одесские немцы, Одесса, 1999.
ГА Одесской обл., ф. 2, оп. 7, д. 253