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KOLONISTENPFLUG , von den in Südrussland ansässigen deutschen Kolonisten im 19. Jahrhundert entwickelte Abart des traditionellen ukrainischen schweren Pflugs

Rubrik: Kultur, Wissenschaft, Bildung, Medizin

KOLONISTENPFLUG, von den in Südrussland ansässigen deutschen Kolonisten im 19. Jahrhundert entwickelte Abart des traditionellen ukrainischen schweren Pflugs, deren Entwicklung eng mit dem Namen des Kolonisten Bethold verbunden ist, der das hölzerne Streichbrett des traditionellen ukrainischen Pflugs durch eine gebogene Eisenschar ersetzte und diese effektiver mit der Grindel verband.

Die von den ersten deutschen Übersiedlern Ende des 18. Jahrhunderts in die Ukraine gebrachten (Rheinischen und Danziger) Pflüge erwiesen sich für die schweren Neulandböden der Steppengebiete als wenig geeignet. Über die Entstehung des Kolonistenpflugs schrieb ein Zeitgenosse: „Als die Kolonisten in unseren Breiten auftauchten, brachten sie ihr eigenes landwirtschaftliches Gerät mit: Das waren sehr gut gefertigte, aufwendig bemalte kleine Hakenpflüge, von denen sie aber nach der ersten Erfahrung auf unserem Boden abließen. Sie hatten nichts, womit sie pflügen konnten, also nahmen die Kolonisten notgedrungen die Bauernpflüge, die in ihren Händen zu Kolonistenpflügen wurden“ (P. Parfonow: Briefe über die Landwirtschaft in Südwestrussland, in: Russischer Bote, 1873, Nr. 2, S. 634).

Nach der Bauernbefreiung von 1861 fand der Kolonistenpflug auch außerhalb der deutschen Kolonien in der gesamten Südukraine weite Verbreitung. Die Bauern nannten ihn in Abgrenzung zu den durchgehend aus Eisen gefertigten Industriepflügen einfach „Holzpflug“. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der Kolonistenpflug weiter optimiert. Er wurde von Kleinhandwerkern sowie in mechanisierten Betrieben und Schmieden in den Gouvernements Cherson und Jekaterinoslaw gefertigt. Eine industriell gefertigte Variante des Kolonistenpflugs, für die sich der Name „Fabrikpflug“ einbürgerte, wurde im Odessaer Landmaschinenwerk von Johannes Höhn entwickelt und in großer Zahl produziert. Ende des 19. Jahrhunderts war die Grindel das einzige verbliebene aus Holz gefertigte Teil des Kolonistenpflugs. Der käfigförmige Pflugkörper wurde aus Bandeisen hergestellt. Neu war zudem eine Vorrichtung zur Regulierung der Pflugtiefe.

Literatur

Гюльденштедт А., Описание некоторых в Малой России употребляемых плугов, «Технологический журнал» 1804, т. 1,ч. 2; Скальковский А., Опыт статистического описания Новороссийского края, Одесса, 1853, ч. 2; Клаус А., Наши колонии, СПБ, 1869; Русский колонистский плуг, «Записки императорского общества сельского хозяйства Южной России», 1887, № 1, с. 40–63; Алов A.A., Кустарное производство с.-х. орудий и машин, СПБ, 1900; Горленко В.Ф., Бойко I.Д., Кушський О.С., Народна землеробська технiка украïнцiв, Киïв, 1971.

Autoren: Botscharowa N. (Dnepropetrowsk)

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