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AUFSPÜRUNG DER KULAKENWIRTSCHAFTEN , im Sommer 1929 aufgrund einer entsprechenden Direktive des Rats der Volkskommissare der RSFSR in der Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik der Wolgadeutschen im Rahmen der allgemeinen Anti-Kulaken-Politik der späten 1920er Jahre durchgeführte politische Kampagne, die der flächendeckenden Kollektivierung unmittelbar voranging

Rubrik: Wirtschaftsgeschichte

AUFSPÜRUNG DER KULAKENWIRTSCHAFTEN, im Sommer 1929 aufgrund einer entsprechenden Direktive des Rats der Volkskommissare der RSFSR in der Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik der Wolgadeutschen im Rahmen der allgemeinen Anti-Kulaken-Politik der späten 1920er Jahre durchgeführte politische Kampagne, die der flächendeckenden Kollektivierung unmittelbar voranging. Das Ziel der Kampagne bestand darin, alle wohlhabenden Wirtschaften mit einem durchschnittlichen Jahreseinkommen von mindestens 900 Rubeln pro Familienmitglied ausfindig zu machen, um sie einer „individuellen Besteuerung“ zu unterziehen, d.h. ihnen bewusst unerfüllbare Abgabenormen für Getreide und andere Lebensmittel aufzuerlegen, um ihren Besitz anschließend unter dem Vorwand der Nichterfüllung der Normen konfiszieren und die „Kulakenwirtschaft“ auf diese Weise in den Ruin treiben zu können. In seiner Direktive legte der Rat der Volkskommissare der RSFSR bereits im Vorfeld eine feste Norm von 2,5% aller Wirtschaften fest, die unter die individuelle Besteuerung fallen sollten.

Im Juli wurden in der Republik der Wolgadeutschen gerade einmal 1,4% aller Höfe als Kulakenwirtschaften eingestuft, was deutlich unter der Norm lag, so dass die Regierung der ASSR im August eine Fortsetzung der Kampagne anordnete. Dabei hatten die Behörden vor Ort, was die konkrete Umsetzung der Vorgaben betraf, weitgehend freie Hand, was geradezu zwangsläufig willkürliche oder absichtliche Abweichungen von den festgelegten Kriterien und Normen provozierte, zumal die Partei- und Staatsbeamten immer wieder betonten, dass der Plan der „Aufspürung der Kulakenwirtschaften“ um jeden Preis erfüllt werden müsse. Im Zuge der Augustkampagne richtete sich der Schlag vor allem gegen die bäuerlichen Subpächter der Deutschen Wolgabank für Landwirtschaftskredite. Die Augustkampagne trieb das „unter den Fittichen der Deutschen Wolgabank gebaute Kulakennest“ in den Ruin, woraufhin die bäuerliche Subpacht zu bestehen aufhörte und nach etwas mehr als einem halben Jahr auch die Deutsche Wolgabank ihre Selbständigkeit verlor, zu einer Filiale der Allunions-Kooperativ- und Kolchosbank wurde und die Möglichkeit verlor, über das eigene Kapital zu verfügen. Im Zuge der Kampagne zur Aufspürung der Kulakenwirtschaften wurden Hunderte starke Bauernwirtschaften in den Ruin getrieben, deren Besitz auf verschiedene staatliche und genossenschaftliche Einrichtungen und die Kolchosen überging.

Literatur

Герман А. А., Немецкая автономия на Волге. 1918–1941, ч. 2, Автономная республика, 1924–1941, Саратов, 1994.

Autoren: German A.

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