KRASNODAR (bis 1920 Jekaterinodar), 1793 unter dem Namen Jekaterinodar am Fluss Kuban gegründete Stadt. Zentrum der Region Krasnodar.
Krasnodar wurde im Jahr 1793 von den auf Veranlassung Katharinas II. dorthin umgesiedelten Saporoger Kosaken als Festungsstadt gegründet und bildete das administrative Zentrum des Gebiets des Heeres der Schwarzmeer- bzw. von 1860 an der Kubankosaken. Als Vorposten für die Erschließung des entlang des Kuban sowie auf der Halbinsel Taman gelegenen Gebiets und Ausgangspunkt für das Vorrücken Russlands in Richtung des Schwarzmeergebiets und des westlichen Kaukasus, bewahrte die Stadt lange Zeit ihren Charakter als militärische Grenzsiedlung. Mit der Geschichte der Stadt sind auch die Biographien zahlreicher Russlanddeutscher verbunden. Von Mitte der 1770er Jahre an kommandierte Iwan Fjodorowitsch Brink die in Kuban stationierten Truppen, dem auf diesem Posten Alexander Suworow nachfolgte. Im russischen Kaukasuskorps dienten zudem die Generäle Joseph Karl Anrep-Elmpt, Georg Johann von Glasenapp, Paul Gustav Grabbe, Georg Otto Ewald Freiherr von Saß, Alexander Lorenz Wilhelm von Neidhardt und K.F. Staal. Kommandeure des Kaukasischen Kavallerieregiments des Heeres der Kubankosaken waren unter anderem E.K. Wasmund und Franz Klüge von Klugenau. Im 18. und 19. Jahrhundert besuchten auch zahlreiche deutsche Wissenschaftler und Forschungsreisende wie Hermann von Abich, Nikolai Karl Samuel von Seidlitz, Nikolai Iwanowitsch Karlhof, Gustav Radde, Theodor von Tornau und Andrei Iwanowitsch Delwig auf der Durchreise ins Schwarzmeergebiet und in den Kaukasus die Stadt.
Im frühen 19. Jahrhundert ließen sich in Jekaterinodar auch die ersten Deutschen nieder, die keinen Bezug zum Kosakenstand hatten. 1822 schloss die Heereskanzlei einen Dreijahresvertrag mit dem preußischen Handwerksmeister und Tuchfabrikanten Wassili Iwanowitsch Krause ab, der sich dazu verpflichtete, Arbeiter beiderlei Geschlechts in seiner Kunst zu unterweisen. 1831 wurde Stabsarzt Springer zum ersten Stadtarzt von Jekaterinodar. Im Oktober 1848 kam Jakob Bikelmeier als Gartenmeister von der Krim nach Jekaterinodar, der aus dem neu angelegten Heeres-Garten eine Pflanz- und Baumschule machte, aus der die Setzlinge für Anpflanzungen in verschiedenen Regionen des Nordkaukasus stammten.
In den Jahren 1855-60 hatte Ataman Grigori Philippson in Jekaterinodar seine Residenz, dessen Name mit zahlreichen Stadtentwicklungsmaßnahmen (Straßenpflaster, diverse Bauprojekte, Aufstellung eines Bebauungsplans) sowie mit der 1859 erfolgten Aufnahme des Schifffahrtsbetriebs zwischen der Mündung des Kuban und der Staniza Tiflisskaja verbunden ist.
Ein starker Anstieg der Zahl der in Jekaterinodar ansässigen Deutschen ließ sich in den 1860er Jahren verzeichnen, als sich in der Stadt auch nicht dem Kosakenstand zugehörige Personen offiziell niederlassen durften. Von den 1880er Jahren an waren Jekaterinodar zahlreiche deutschstämmige Unternehmer aktiv. Von 1882 an spielte die Unternehmerdynastie Dizman (und insbesondere N.I. Dizman) eine wichtige Rolle für die wirtschaftliche Entwicklung der Region. Weitere in der Stadt ansässige Großunternehmen waren die Heizkessel- und Maschinenfabriken von Karl und Wladimir Gusnikow sowie die dampfbetriebene Ölmühle Baron Steinheils. 1893 gewann der Petersburger Bauunternehmer und Elektrotechniker K. Siegel die Ausschreibung für den Bau des städtischen Kraftwerks sowie der städtischen Wasserleitung und Pumpstation. Im Bereich der Leicht- und Nahrungsmittelindustrie spielten die Wurstfabrik Weidenbach sowie die Wurst- und Seifenfabrik Wütterich eine führende Rolle. Die Handelsgesellschaft „Münch und Neef“ belieferte Jekaterinodar und die umliegenden Kosakensiedlungen mit Schuhen, Linoleum, Asbest und Baumaterial. Große Bekanntheit erlangte das Filialnetz der Firma „Singer“, die Nähmaschinen, Scheren sowie Werkzeug für das Schuster- und Schneidergewerbe vertrieb.
Nach den Zahlen der Volkszählung von 1897 lebten zu diesem Zeitpunkt etwa 500 Deutsche in Jekaterinodar. 1908 hatte die Stadt 1.282 und 1914 (geschätzt) etwa 2.500 deutschstämmige Einwohner. Während des Bürgerkriegs ging die Bevölkerungszahl rapide zurück, was auch die in der Stadt lebenden Deutschen betraf. 1926 lebten in Krasnodar noch 1.105 Deutsche.
In den späten 1920er und frühen 1930er Jahren wurden im Zuge der Vereinheitlichung und „Internationalisierung“ des städtischen Lebens alle in der Stadt bestehenden deutschen Einrichtungen geschlossen, wovon neben den Kirchen und der deutschen Schule auch die katholische Wohlfahrtsgesellschaft, die lutherische karitative Damengesellschaft und weitere deutsche Einrichtungen betroffen waren. Im August - September 1941 wurde die in Krasnodar ansässige deutsche Bevölkerung in die östlichen Landesteile deportiert.
Seit Ende der 1980er Jahre sind die Russlanddeutschen in der Öffentlichkeit und im Kulturleben der Stadt wieder präsent. Es gibt eine Zweigstelle der Bewegung „Wiedergeburt“ sowie Deutschkurse und Folkloregruppen. 1997 wurde in der Stadt eine deutsche nationale Kulturautonomie gegründet.