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1. BARONSKER INTERNATIONALES (FREIWILLIGEN-) REGIMENT

Rubrik: Republik der Wolgadeutschen

1. BARONSKER INTERNATIONALES (FREIWILLIGEN-) REGIMENT - militärische Einheit der Roten Armee, deren Gründung auf die 3. und 4. deutsch-ungarische Kompanie zurückging.

Im Juli 1918 kamen acht vom Volkskommissariat für Nationalitätenfragen entsandte Rotarmisten aus Moskau nach Saratow, um aus den Reihen der deutschen Kolonisten rekrutierte Militäreinheiten aufzustellen und „in Katherinenstadt und Goly Karamysch die Rote Armee zu gründen“. In der Folge stellte eben diese Gruppe Rotarmisten die organisatorische Keimzelle der Gründung der 3. und 4. deutsch-ungarischen Kompanie dar, denen ortansässige deutsche Kolonisten und ungarische Kriegsgefangene angehörten. Die 3. Kompanie wurde von Kun, die 4. Kompanie von Richter kommandiert. Zur Komplettierung der Einheiten rief das Wolgakommissariat für deutsche Angelegenheiten alle mit der Sowjetmacht sympatisierenden deutschen Kolonisten auf, sich freiwillig zur Armee zu melden, um gegen die Tschechoslowaken und Kosaken zu kämpfen.

Die Anwerbung der Freiwilligen erfolgte durch Agenten und Agitatoren, die vom Wolgakommissariat für deutsche Angelegenheiten und den betroffenen Bezirkssowjets gestellt wurden. Besonders aktive Agitationsarbeit leisteten die Bezirkskommissariate in Katharinenstadt (Baronsk), Rowno und Goly Karamysch sowie die aus Vertretern des Wolgakommissariats und der deutschen Bezirkssowjets bestehenden Sonderkommissionen in Krasny Kut und Kamyschin. Die Sammelpunkte, an denen sich die Freiwilligen einfinden sollten, sollten bei der in Katharinenstadt (Baronsk) stationierten Einheit der Internationalen Legion sowie bei den Bezirksmilitärkommissariaten in Krasny Kut und Kamyschin sein. Eben dort sollte unter der Leitung erfahrener und idealerweise der deutschen Sprache mächtiger Instrukteure auch die Aufstellung, Einkleidung und Ausbildung erfolgen.

Im Sommer 1918 wurden die beiden Kompanien dem in Saratow stationierten 1. Internationalen Regiment angeschlossen, das seinerseits unmittelbar dem Saratower Gouvernementskriegskommissariat unterstellt war.

Grundvoraussetzung für den Posten des Regimentskommandanten, dessen Besetzung in enger Abstimmung mit dem Wolgakommissariat für deutsche Angelegenheiten und der höheren Militärführung erfolgen sollte, war die Kenntnis der deutschen Sprache.

An das 1. Internationale Regiment wurden auch alle aus den deutschen Kolonien stammenden Rotarmisten überstellt, die bereits zu einem früheren Zeitpunkt mobilisiert worden waren oder in der Internationalen Legion geführt wurden.

Als das zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollständig aufgestellte 1. Internationale Regiment Ende September - Anfang Oktober 1918 an die Front geschickt wurde, wurden die 3. und die 4. deutsch-ungarische Kompanie nach Katharinenstadt (Baronsk) verlegt, um den Kern eines neuen internationalen Regiments zu bilden, das dort von Juli 1918 an auf Initiative des örtlichen Exekutivkomitees aufgestellt wurde. Das neue Regiment, das ursprünglich auf reiner Freiwilligenbasis aufgestellt werden sollte, sollte nach dem Ort seiner Aufstellung den Namen 1. Baronsker Freiwilligenregiment erhalten und in den Verband der Wolgadivision eingegliedert werden. Schon bald stellte sich allerdings heraus, dass die Bereitschaft, sich freiwillig zu melden, unter den Deutschen nicht sonderlich groß war, so dass in den deutschen Dörfern zwangsmobilisiert werden musste, was allerdings die Zahl der Deserteure sprunghaft ansteigen ließ.

Noch während der Aufstellung stellte das Regiment kleinere Einheiten ab, die an der Front an den Kriegshandlungen teilnehmen sollten. In einigen Fällen zettelten solche Einheiten allerdings selbst antisowjetische Aufstände an. Ende November 1918 kehrte eine der für die Front abgestellten Einheiten eigenmächtig nach Katharinenstadt zurück. „Unter den Rotarmisten herrschte der totale Sittenverfall. Sie gingen mit ihrer Waffe einfach nach Hause und schossen die ganze Nacht in der Gegend herum. Einzelne Rotarmisten erzählten, dass sich die Einheit gegen das Exekutivkomitee verschworen habe. Am Vorabend der Verschwörung sollte eine geheime Versammlung stattfinden. Aber die Pläne der Verschwörer wurden den Bolschewiki bekannt, die sofort reagierten und die Verschwörung mit Hilfte der örtlichen Kommunisten erstickten.“

Der Versuch, ohne entsprechende „Politarbeit“ eine aus deutschen Rotarmisten bestehende kampftaugliche Einheit aufzustellen, war zum Scheitern verurteilt. So musste der Kriegskommissar des Gebiets der Wolgadeutschen A. Ebenholz konstatieren, dass im 1. Baronsker Internationalen Regiment, das einmal 1.100 Mann stark war, völliges Chaos und Fahnenflucht herrschten: Um die verbliebenen 600 Mann, die noch nicht weggelaufen waren, zu halten, sollten diese mit dem im Aufbau befindlichen 1. Katharinenstädter Kommunistischen Deutschen Regiment verschmolzen werden, was dann auch geschah.

Autoren: Schulga I.

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