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Kampf gegen dieHitler-Hilfe, Kampf Gegen Faschisten Und Ihre Helfershelfer, in den Jahren 1933-35 von den Sowjetbehörden betriebene ideologische und politische Kampagne, deren Ziel darin bestand, die Annahme und Verbreitung aus dem Ausland kommender humanitärer Hilfe unter den Sowjetdeutschen zu verhindern

Rubrik: Politische Geschichte

 „Kampf Gegen Faschisten Und Ihre Helfershelfer“, “Kampf gegen die Hitlerhilfe“, in den Jahren 1933-35 von den Sowjetbehörden betriebene ideologische und politische Kampagne, deren Ziel darin bestand, die Annahme und Verbreitung aus dem Ausland kommender humanitärer Hilfe unter den Sowjetdeutschen zu verhindern. Die humanitären Hilfslieferungen in die UdSSR standen in Zusammenhang mit den Folgen der in der UdSSR und insbesondere in der Ukraine und im Wolgagebiet herrschenden Hungersnot, unter der auch die in diesen Regionen ansässige deutsche Bevölkerung schwer zu leiden hatte.

Ungeachtet des Verbots von Seiten der Sowjetbehörden, öffentlich über die Hungersnot zu sprechen, sickerten Informationen über die schwierige Lage der in den Hungergebieten lebenden (deutschen) Bevölkerung ins Ausland. Eines der ersten Länder, in denen die Notlage der deutschen Bevölkerung bekannt wurde, war Deutschland, wo viele Menschen Verwandte in der UdSSR hatten, mit denen sie ungeachtet aller Einschränkungen von Seiten der Sowjetbehörden in Korrespondenz standen. Die in der UdSSR bestehende Lage sorgte in Deutschland sowohl in der Öffentlichkeit als auch auf Seiten der Staatsführung für ernsthafte Besorgnis.

Die in der Sowjetunion herrschende Hungersnot fiel zeitlich mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland zusammen, die sich schon bald an die Spitze der angesichts immer neuer Schreckensmeldungen über die angeblich von den bolschewistischen Machthabern provozierte Hungersnot schnell wachsenden antisowjetischen Kampagne stellten. Von deutscher Seite folgte eine Reihe diplomatischer Protestnoten, in denen diese ihrer Besorgnis angesichts des „Leidens der deutschen Kolonisten“ und insbesondere der in der UdSSR lebenden reichsdeutschen Staatsbürger Ausdruck verlieh und die Sowjetbehörden aufforderte, Hilfsleistungen an die in den von der Hungersnot betroffenen Regionen lebenden Deutschen zuzulassen.

Die sowjetische Seite dementierte, dass es eine Hungersnot gebe, und lehnte die Annahme der angebotenen Hilfe ab. Im März 1933 erhob die deutsche Führung gegenüber der Sowjetführung öffentlich die Anschuldigung, die Wahrheit über den Hunger zu verheimlichen. Im Juni fand in Berlin eine Ausstellung von Briefen hungernder Sowjetdeutscher statt.

Ihren Höhepunkt erreichte die Kampagne, die gegen die Sowjetbehörden den Vorwurf erhob, die „Vernichtung der [in der Sowjetunion] lebenden deutschen Minderheit durch Hunger“ zu betreiben, im Juni 1933. Mehrere Organisationen (Deutsches Rotes Kreuz, Oberster Rat der Evangelischen Kirchen, Bund der Auslandsdeutschen usw.) wandten sich mit einem Aufruf an die deutsche Öffentlichkeit, Spendensammlungen für die in der UdSSR leidenden Deutschen zu starten. Bei den Banken wurde ein Spendenkonto (“Brüder in Not”) eingerichtet, auf das als erste Spender Reichspräsident P. von Hindenburg und Reichskanzler Hitler jeweils 1.000 Mark aus ihrem Privatvermögen einzahlten. Die deutsche Reichsregierung wies für die für Sowjetdeutsche bestimmte Hungerhilfe 17 Mio. Mark an. Die nationalsozialistischen Führer nutzten das Schweigen der Sowjetbehörden geschickt dazu aus, ihre Popularität durch Instrumentalisierung der Idee der nationalen Solidarität zu steigern.

Im Gegenzug stellte die Sowjetführung die in Deutschland losgetretene Kampagne als Verleumdung dar und startete Mitte Juli 1933 eine Gegenkampagne der organisierten „Empörung der Sowjetdeutschen über die Lüge der faschistischen Propaganda“. In Industrieunternehmen, Kolchosen, Sowchosen, Maschinen-Traktoren-Stationen, Ämtern und Lehranstalten der ASSR der Wolgadeutschen und der in anderen Regionen der UdSSR gelegenen deutschen Rayone wurden Versammlungen abgehalten, die Protestresolutionen gegen die „Behauptungen der faschistischen Propaganda“ verfassten. In allen deutschsprachigen Zeitungen der UdSSR wurden Erklärungen und an die zentralen Partei- und Staatsorgane addressierte „Schreiben der Werktätigen“ veröffentlicht, deren Verfasser Protest zum Ausdruck brachten.

Alle Proteste liefen auf die Erklärung hinaus, dass die Sowjetdeutschen auf die Hilfe des faschistischen Deutschland nicht angewiesen seien, das nach Aussagen der Verfasser selbst „wirklich schwere Tage des Hungers und der Not“ durchmachte, und man unter keinerlei Umständen Pakete von „deutschen Faschisten“ annehmen werde. Gleichzeitig wurde in den Erklärungen und Schreiben die Bereitschaft zum Ausdruck gebracht, Lebensmittel für die „arbeitslosen, hungernden Bauern Deutschlands“ zu sammeln. Im August brachte das Exekutivkomitee der Komintern die zur Verbreitung im Ausland bestimmte Broschüre „Brüder in Not?“ heraus, in der Sowjetdeutsche von ihrem „wohlhabenden und glücklichen Leben“ berichteten.

Parallel zu der gegen die „faschistische Hilfe“ gerichteten Kampagne wurde in der sowjetischen Presse verstärkt Material über die Verfolgungen veröffentlicht, denen Kommunisten, Sozialdemokraten, Kirchenleute und Juden in Deutschland ausgesetzt waren, um den Terrorcharakter des Regimes zu entlarven. Vielleicht trugen diese Enthüllungen dazu bei, dass die antisowjetische Kampagne in Deutschland recht schnell erlosch.

Nichtsdestotrotz sahen sich die Sowjetbehörden durch die in Deutschland gestartete Hilfsaktion für die in der UdSSR lebenden Deutschen und das Echo in anderen Ländern gezwungen, das Verbot für Hilfe von außen zu lockern und private, an konkrete Personen gerichtete Hilfsleistungen aus Deutschland zuzulassen. Von Ende 1933 an nahm die für die deutsche Bevölkerung der UdSSR bestimmte, in Form von Lebensmittelpakten und Geldüberweisungen in Reichsmark und US-Dollarn geleistete karitative Hilfe immer größeres Ausmaß an. Allein im in der ASSR der Wolgadeutschen gelegenen Kanton Kamenka, in dem etwas mehr als 38.000 Einwohner lebten, erhielten 1934/35 494 Familien Hilfe aus Deutschland. Mit den aus Deutschland erhaltenen Devisen wurden in den in den Republiks-, Gebiets- und Regionszentren bestehenden „Torgsin“-Läden Lebensmittel erworben, um deren Verteilung sich in den meisten Fällen die Geistlichen kümmerten. Neben einfachen Bürgern erhielten (in der Regel über Strohmänner) auch einige Partei- und Sowjetmitarbeiter Hilfsleistungen.

Die im Zusammenhang mit den ausländischen Hilfsleistungen entstandene Lage konnte der höchsten Führung der UdSSR in keiner Weise recht sein, da sie das eigene Regime kompromittierte. Am 5. November 1934 teilte das ZK der WKP(b) allen ZKs der Unionsrepubliken und allen Regions- und Gebietsparteikomitees der WKP(b) in einer speziellen Direktive mit, dass in den von Deutschen bewohnten Rayonen in jüngster Zeit antisowjetische Elemente aktiv seien und offen konterrevolutionäre Arbeit betrieben. Die örtlichen Parteiorganisationen und Organe des NKWD wurden beschuldigt, „viel zu schwach auf diese Fälle zu reagieren und de facto Beihilfe durch Unterlassung“ zu leisten, weil sie wohl von der falschen Annahme ausgingen, dass außenpolitische Erwägungen solche Zugeständnisse an die Deutschen oder andere in der UdSSR lebende „illoyale“ Nationalitäten erforderlich machten. Das ZK ordnete an, gegenüber den aktiven, konterevolutionär und antisowjetisch gesinnten Elemente repressive Maßnahmen zu ergreifen, Verhaftungen und Ausweisungen vorzunehmen und die „arglistigen“ Führer zum Tod durch Erschießen zu verurteilen. Besonders hob das ZK hervor, dass die örtlichen Organe der Staatsmacht die deutsche Bevölkerung dazu bringen müssten, jegliche Verbindungen zu ausländischen, bourgeois-faschistischen Organisationen sowie den Erhalt von Geld und Paketen einzustellen.

Auf Grundlage der Direktive des ZK der WKP(b) starteten Presse und Radio an den kompakten Siedlungsorten der Deutschen eine massive Kampagne, um die öffentliche Meinung gegen die sogenannte „faschistische Hilfe“ und deren Empfänger aufzubringen. Die Verbreiter der humanitären Hilfe wurden öffentlich zu „Faschisten“ und die Empfänger der Hilfsleistungen zu „Helfershelfern des Faschismus“ erkärt. Initiiert und umfassend propagiert wurde die Praxis, die Annahme der Hilfe demonstrativ zu verweigern, Hilfspakete demonstrativ zu zerstören und Devisen auf das Konto der Internationalen Roten Hilfe zu überweisen.

Verbreitet war auch die Praxis, die Bevölkerung zur Abhaltung „allgemeiner Versammlungen“ zu zwingen, auf denen „faschistische Agenten“ entlarvt wurden, Empfänger der „faschistischen“ Hilfe Reue bekundeten und den „Verrat an der sozialistischen Heimat“ gestanden und andere Empfänger „entlarvten“. In der Regel wurde auf diesen Versammlungen „einstimmig“ gefordert, die „Faschisten“ vor Gericht zu stellen. Gleichzeitig wurde ein beispielloser Druck auf die in der UdSSR lebenden reichsdeutschen oder sonstigen ausländischen Staatsbürger ausgeübt, um diese zur Annahme der sowjetischen Staatsbürgerschaft zu zwingen.

Nach „faschistischen konterrevolutionären Organisationen“ wurde aktiv gesucht. Die Organe des NKWD berichteten, dass „Faschisten“ die ASSR der Wolgadeutschen und die in anderen Regionen des Landes gelegenen deutschen Rayone und Dörfer „überfluteten“, sich in die örtlichen Machtorgane, in Unternehmens- und Kolchosführungen, in Kultureinrichtungen und Zeitungsredaktionen einschlichen und sich in Hochschulen, Fachoberschulen und Allgemeinschulen einnisteten. Im Zuge von Massenrepressionen wurden allein in der ASSR der Wolgadeutschen innerhalb von zwei Monaten (bis zum 15. Januar 1935) laut Information der Republiksverwaltung des NKWD 187 Personen verhaftet. Im Deutschen Rayon des Altaj (Region Westsibirien) wurden bis zum 19. Dezember 1934 293 Personen verhaftet. Im Verlauf des Jahres 1935 wurden in der Ukrainischen SSR 24.900 Deutsche repressiert. Ein erheblicher Teil der Repressierten wurde zum Tod durch Erschießen verurteilt.

Bis Ende 1935 wurde der Erhalt aus dem Ausland kommender humanitärer Hilfsleistungen von Seiten der Sowjetdeutschen praktisch eingestellt. Aber die gegen die deutsche Bevölkerung gerichteten Repressionen gingen weiter und nahmen die Form des „Kampfes gegen den deutschen Nationalismus“ an, der Ende der 1930er – Anfang der 1940er schließlich in die Auflösung der deutschen nationalen Rayone und die anschließende Deportation der Bevölkerung mündete.

Literatur

 Герман А. А., Немецкая автономия на Волге, ч. 2. Саратов, 1994; Бабиченко Л., Дипломатические игры, “Волга”, 1995, № 5–6; Бруль В., Немцы в Западной Сибири, ч. 1, Топчиха, 1995; Вопросы германской истории: Немцы в Украине, Днепропетровск, 1996.

Autoren: German A.

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