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LIEBENTALER KOLONISTENBEZIRK , im Bezirk Odessa (Gouvernement Cherson) gelegener, im Jahr 1805 von aus Württemberg, dem Elsass, Baden, der Pfalz, Sachsen und Bayern stammenden Übersiedlern gegründeter Kolonistenbezirk, dessen Gründung das 1804 von Zar Alexander I. verkündete

Rubrik: Geschichte und Geographie der Ansiedlung der Deutschen im Russischen Reich, in der UdSSR und GUS / Geschichte der Ansiedlung

LIEBENTALER KOLONISTENBEZIRK, im Bezirk Odessa (Gouvernement Cherson) gelegener, im Jahr 1805 von aus Württemberg, dem Elsass, Baden, der Pfalz, Sachsen und Bayern stammenden Übersiedlern gegründeter Kolonistenbezirk, dessen Gründung das 1804 von Zar Alexander I. verkündete Einladungsmanifest zugrunde lag. Zum Bezirk gehörten die Kolonien Großliebental (1804), Kleinliebental (1804), Lustdorf (1805), Josefstal (1804), Alexanderhilf (1805), Neuburg (1805), Mariental (1805), Peterstal (1805), Franzfeld (1805) und Freudental (1806) sowie die 1829 gegründete Kolonie Güldendorf. Heutige Namen der entsprechenden Dörfer: Bolschaja Dolina, Malodolinskoje, Tschernomorka, Jossipowka, Dobroalexandrowka, Nowogradowka, Marjanowka, Petrodolina, Nadlimanskoje, Mirnoje und Krasnosjolka. Mit Ausnahme der katholischen Kolonie Kleinliebental wurden alle Kolonien von lutherischen Deutschen besiedelt, deren konfessionelles Zentrum in Odessa lag. Mit steigender Bevölkerungszahl entstanden in den Kolonien eigenständige religiöse Gemeinden. Im Jahr 1806 hatte der Bezirk 2.500, im Jahr 1811 - 3.510, im Jahr 1812 - 3.992, im Jahr 1836 - 7.213, im Jahr 1859 - 11.902 und im Jahr 1905 - 13.309 Einwohner. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts lebten in allen Kolonien (mit Ausnahme von Freudental) auch Juden oder Ukrainer. Die Kolonisten waren vor allem im Ackerbau, in der Schafzucht, in der Geflügelwirtschaft, im Obstanbau, in der Seidenraupenzucht oder im Imkerwesen tätig. Eine immer größere Rolle spielten zudem Weinbau (Lustdorf), Viehzucht (die Kolonie Großliebental wurde als „Milchmädchen“ Odessas bezeichnet) und Gemüseanbau (Kleinliebental). Kleinere Gemüsegärten, für die bei jedem Hof ¼ Desjatinen zur Verfügung standen, brachten Jahreseinnahmen in Höhe von 150-200 Rubeln. 1852 lag das Durchschnittseinkommen pro arbeitsfähige Person bei 40 Silberrubeln und zehn Kopeken.

1836 wurden in allen Kolonien Schulgebäude gebaut. 1869 wurde in Großliebental eine Zentralschule mit fünf Klassen eingerichtet, 1905 eines der ersten Mädchengymnasien. Während der Russisch-Osmanischen Kriege von 1828 und 1877/78 leisteten die Kolonisten des Bezirks der russischen Armee Hilfe, indem sie Lebensmittel und Fuhrwerke zur Verfügung stellten. Während des Ersten Weltkriegs spendeten die in dem Bezirk ansässigen Kolonisten 25.000 Rubel.

Nach der Etablierung der Sowjetmacht wurde auf Grundlage des Bezirks der Deutsche Nationalrayon Spartakowka eingerichtet.

Literatur

Штах Я., Очерки из истории и современной жизни южнорусских колонистов, М., 1916; Stumpp K., Die Auswanderung aus Deutschland nach Russland in den Jahren 1763 bis 1862, 1991.

Archive

ГАОО, ф. 6, оп. 1, д. 781.
Autoren: Plesskaâ È.G.

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