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KINDERLIED , Form der Gesangskunst

Rubrik: Literatur und Kunst der Russlanddeutschen

KINDERLIED, Form der verbalen Tonkunst.

Es lassen sich Volkskinderlieder und Kunstkinderlieder unterscheiden. Zu einem großen Teil wurden diese von den Vertretern der Romantik in der deutschen Literatur Achim von Arnim und Clemens Brentano („Des Knaben Wunderhorn“, 1806-08) und Franz Magnus Böhme („Das deutsche Kinderlied und Kinderspiel“, 1897) zusammengetragen und veröffentlicht. Das Kinderlied wird von Kindern oder für Kinder gesungen, weist eine einfache Form auf (kurze Strophen und Zeilen), orientiert sich inhaltlich an der kindlichen Wahrnehmung, verzichtet auf unnötige Didaktik und gibt das kindliche Lebensgefühl wieder. Zum Kinderlied gehören Schlaflieder („Schlaf, Kindchen, schlaf“; „Da hast 'nen Taler“), Spielverse („Backe, backe Kuchen“), Spielliedchen („Hoppe, hoppe Reiter“), Tanzlieder und Gebete („Die Blümelein, sie schlafen“), Lieder über die Jahreszeiten, Zungenbrecher und Abzählreime. Die meisten Kinderlieder reimen sich, Rhythmus und einfache Assoziationen dominieren über Sinnzusammenhänge. Auch wenn das Volkslied der Russlanddeutschen an sich recht gut erforscht ist (G. Schünemann, W. Schirmunski, G. Dinges, W. Klein, E. Stöckl), ist das Volkskinderlied in den entsprechenden Liedersammlungen und in der wissenschaftlichen Literatur kaum vertreten.

Als poetisches Genre der Belletristik weist das Kinderlied vielfältige Formen auf. Schon Johannes Schaufler passte in seiner „Hopsapolka“ eine einem alten Tanzlied entstammende Zeile an seine Zeit an („Tanz mit mir, tanz mit mir, schöne Komsomolka“). Viele sowjetdeutsche Autoren, die zuvor in anderen Genres aktiv waren, schrieben bei ihrer Rückkehr zur Literatur in den 1960er Jahren Kinderverse bzw. Kinderlieder. Die bekanntesten Vertreter dieses Genres waren Ewald Katzenstein mit seinen fröhlichen und geistreichen Strophen („Freundschaftskarussell“, Barnaul, 1986; „Hundert Wunder“, Alma-Ata, 1989) und Nora Pfeffer, deren Verse zahlreiche Rätsel und Redensarten enthalten, voller Phantasie und Zärtlichkeit sind und meist lustige Tiere zum Helden haben („Fracki, der Kaiserpinguin“, Alma-Ata, 1978; „Meister Hase ist Friseur“, Alma-Ata, 1989). Kinderlieder schrieben auch G. Arnold („Parade der Fragen“, Alma-Ata, 1990; „Duft der Sommerblumen“, Moskau, 1993), D. Jost („Womit beginnt das Heimatland“, Alma-Ata, 1988), A. Kramer („Drum werde stark“, Alma-Ata, 1976; „Gedichte für Groß und Klein“, Barnaul, 1990), R. Pflug („Wenn Oma mich nicht hätte“, Alma-Ata, 1991) und G. Schneider („Gedichte und Geschichten in Versen für Kinder“, Alma-Ata, 1987). Die Bekanntheit vieler neuer Lieder, die zum Teil auch auf Schallplatte veröffentlicht wurden, wurde durch die Musik von Oskar Geilfuß noch gesteigert: So z.B. die Lieder „Oktoberstern“, „Zum 8. März“ und „Schmetterling“ (Text N. Pfeffer, Musik O. Geilfuß) aus den Liedersammlungen „Sonnenregen“ (Alma-Ata, 1973) und „Für alle Kinder“ (Alma-Ata, 1979). Nora Pfeffer wurde auch nach ihrer Übersiedlung nach Deutschland wie schon in Russland oft gedruckt („Wieviel goldene Teller...?“, Bonn, 1994; „Sieben junge Schnatterenten“, Bonn, 1994).

Literatur

Schünemann G., Das Lied der deutschen Kolonisten in Rußland, München, 1923; Wolgadeutsche Volkslieder mit Bildern und Weisen, hrsg. von G. Dinges, Berlin-Leipzig, 1932; Кlein V., Unversiegbarer Born, Alma-Ata, 1974; Schirmunski V., Linguistische und ethnographische Studien über die alten deutschen Siedlungen in der Ukraine, Rußland und Transkaukasien, hrsg. von С J. Hutterer, München, 1992; Stöсkl E., Musikgeschichte der Rußlanddeutschen, Dülmen, 1993.

Autoren: Èngel′-Braunšmidt A.

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