Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e. V. (LmDR, bis 1955 „Arbeitsgemeinschaft der Ostumsiedler“) – die älteste und größte Organisation der Russlanddeutschen in der Bundesrepublik Deutschland, ein gemeinnütziger Verein, der sich als Interessenvertretung, Hilfsorganisation und Kulturverein der Russlanddeutschen nicht nur in Deutschland, sondern auch in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion unbeschadet der weltanschaulichen und politischen Einstellung des Einzelnen betrachtet. LmDR zählt zu den Deutschen aus Russland die Deutschen, die in den Grenzen der ehemaligen UdSSR oder deren Nachfolgestaaten geboren sind, sowie deren Nachkommen und Ehepartner, sofern sich diese zur Volksgruppe der Deutschen aus Russland bekennen. Der Verein ist freiheitlich-demokratisch, überparteilich und überkonfessionell. Die Bundesgeschäftsstelle der LmDR befindet sich in Stuttgart.
LmdR wurde am 22. April 1950 als „Arbeitsgemeinschaft der Ostumsiedler“ gegründet und 1955 in LmDR umbenannt. Erster Vorsitzende – Pfarrer Heinrich Römmich. Im Juli 1950 wurde die LmDR in den Verein Ostdeutscher Landsmannschaften aufgenommen. Am 7. Oktober 1950 wurde die Delegation der Russlanddeutschen durch Bundespräsident Th. Heuss empfangen. Die endgültige Konstituierung der LmdR wie auch die Wahl des ersten Vorstandes (O. Appel, K. Kiefel, Dr. G. Leibbrandt, A. Mergenthaler, J. Merling, R. Metzler, Dr. W. Schlau, Prof. B. Unruh, G. Wessel) geschah am 15. Oktober 1950 bei der Delegiertenversammlung in Kassel. Pfarrer Römmich (ab 1952 Geschäftsführer, ab 1954 der Geschäftsführende Vorsitzende, 1955–1963 Vorsitzende, ab 1968 Ehrenpräsident und Berater auf Lebenszeit) zog sich bei der Delegiertenversammlung in sein Amt als Leiter des Hilfskomitees der evangelisch-lutherischen Ostumsiedler zurück, zum 1. Vorsitzenden wurde Dr. Gottlieb Leibbrandt (Vorsitzende bis 1952) gewählt. Im Dezember 1950 erschien zum ersten Mal die Verbandszeitung „Volk auf dem Weg“. Das erste Bundestreffen wurde am 13.–14. Mai 1951 in Stuttgart organisiert. Am 18.–19. April 1953 fand in Nürnberg die erste Bundesjugendtag der LmdR, am 1.–3. Januar 1960 – das erste Jugendtreffen auf Landesebene statt. 1957 zählte LmDR 42 Ortsvereine und 7 Landesverbände, 1961 gab es bereits 103 Orts- und Kreisgruppen, 1995 stieg die Zahl der Ortsgruppen auf 150. In der 1950–1970er Jahren waren in der LmDR im Vorstand und auch auf anderen Positionen (Sprecher, Vorsitzender, Ehrenpräsidenten) Dr. Matthias Hagin, Pastor Johannes Schleuning, Dr. Karl Stumpp (Vorsitzender seit 1963), Joseph Schnurr (Vorsitzender bis 1975) u.a. tätig. Die Bundesvorsitzende der LmDR: Edmund Leibham (1975–1977), Franz Usselmann (1978–1991), Alois Reiss (1991–2000), Adolf Braun (2000–2003), 2003 bis 2013 Adolf Fetsch (2003–2013), Waldemar Eisenbraun (2013–2018), Johann Thießen (seit 2018).
Die LmDR mit dem Bund der Vertriebenen als Dachverband bekennt sich zur „Charta der Deutschen Heimatvertriebenen“ vom 5. August 1950. Die Ziele des Vereins sind nicht nur die Förderung der Familienzusammenführung und Aufnahme aller Statusdeutschen und ihrer Familienangehörigen, die die Nachfolgestaaten der Sowjetunion verlassen möchten sondern auch eine Betreuung und Beratung der Aussiedler, Spätaussiedler und Vertriebenen aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion in allen Fragen der rechtlichen, sozialen und wirtschaftlichen Eingliederung. Hilfesuchende Personen anderer Herkunft können sich ebenfalls an den Verein wenden. Zu den Zwecken des Vereins gehört laut Satzung sowohl eine Förderung des landsmannschaftlichen Zusammenhalts in Deutschland als auch eine Förderung der sprachlichen, kulturell-ethnischen und religiösen Identität der Deutschen in den ehemaligen Sowjetrepubliken. Das Ziel der LmdR ist auch die Wahrnehmung der Brückenfunktion, die Verbreitung und Popularisierung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen, Unterstützung von Forschungsvorhaben auf wissenschaftlichem, ethnischem und kulturellem Gebiet u.s.w.
Die Satzungszwecke werden verwirklicht durch die Wahrung und Vertretung der sozialen, wirtschaftlichen und heimatpolitischen Interessen der Mitglieder und Landsleute im Rahmen der Gesetze, durch die Zusammenarbeit mit allen zuständigen Behörden, mit anderen landsmannschaftlichen Vereinigungen im In- und Ausland, mit entsprechenden Lehr- und Forschungseinrichtungen und auch durch die Herausgabe von Publikationen zur Erfassung, Sicherung, Pflege und Popularisierung des Kulturgutes der Deutschen aus Russland durch die Errichtung und Unterhaltung von Ehrenmalen oder Gedenktafeln, und auch durch die Durchführung von Ausstellungen zur Darstellung der Geschichte, insbesondere auch des Kriegs- sowie Kriegsfolgenschicksals der Deutschen aus Russland.
Ordentliches Mitglied kann jede natürliche Person werden, wenn deren Hauptwohnsitz in Deutschland ist. Mitglieder verpflichten sich mit dem Beitritt, die Satzung, die Verbandsordnung und die Beschlüsse der zuständigen Vereinsorgane zu beachten und den Mitgliedsbeitrag jährlich im Voraus zu entrichten. Vereine, Gruppen, Gemeinschaften und religiöse Gemeinden sowie Institutionen und juristische Personen mit Sitz in Deutschland können die Fördermitgliedschaft erwerben.
Die LmDR gliedert sich in Landesverbände, die die Arbeit der Orts- bzw. Kreisgruppen (insgesamt 119, Stand Dezember 2020) koordinieren. Die Landesvorstände sind für die Repräsentation nach innen und außen im jeweiligen Bundesland zuständig. Vertreter der Orts- und Kreisgruppen wählen bei der alle drei Jahre stattfindenden Bundesdelegiertenversammlung den ehrenamtlich tätigen Bundesvorstand. Koordiniert wird die Arbeit der LmDR durch die in Stuttgart ansässige Bundesgeschäftsstelle. Bundesorgane der LmdR sind die Bundesdelegiertenversammlung, der Bundesvorstand, der Beirat und die Bundesschiedskommission. Die Bundesdelegiertenversammlung hat folgende Aufgaben: Beschlussfassung über die Satzung, über die Berichte der Bundesprüfungskommission und des Bundesvorstandes sowie seine Entlastung, Wahl des Bundesvorsitzenden, Festsetzung der Mindesthöhe der Mitgliedsbeiträge, Abberufung des Bundesvorstandes u.a. Der Bundesvorstand besteht aus sieben Mitgliedern: dem Bundesvorsitzenden, drei Stellvertretern des Bundesvorsitzenden und drei weiteren Mitgliedern des Vorstandes. Der Bundesvorstand wird auf drei Jahre gewählt und bleibt bis zur Neuwahl im Amt. Der Bundesvorstand führt die Geschäfte des Vereins und leitet die Verbandspolitik. Weitere Mitarbeiter (Redaktion des Vereinsorgans „Volk auf dem Weg“ sowie weiterer Publikationen, Beratungsstellen, Projektstellen) sind in Außenstellen im gesamten Bundesgebiet tätig. Die Mitarbeiter der LmDR in den Bundes-, Landes und Ortsvorständen arbeiten grundsätzlich ehrenamtlich. Die Geldmittel der LmDR stammen fast ausschließlich aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden der Mitglieder.
Für die inhaltliche Arbeit des Bundesvorstandes und der Gliederungen sind die Bundesausschüsse der LmDR zuständig: der Haushaltsausschuss (die Verwaltung der Mittel der LmDR und die Überwachung der laufenden Einnahmen und Ausgaben), der Öffentlichkeitsausschuss (Präsentation der LmDR und ihrer Gliederungen nach außen durch Veröffentlichungen und Stellungnahmen, Mitgliederwerbung, Mitwirkung bei der Gestaltung der Verbandszeitung „Volk auf dem Weg“ u.s.w.), der Organisationsausschuss (Personaleinsatz und die Betreuung der Bundesgeschäftsstelle), der Ausschuss für Soziales (Ausbau und die Zusammenarbeit der Gliederungen mit Zuständigen im Bereich der Integration sowie bestehenden Integrationseinrichtungen und Netzwerken verschiedener Ebenen), der Jugendausschuss (gesellschaftliche und politische Integration der Mitglieder und dessen Interessenvertretung), der Ausschuss für Bildung und Innovation (Arbeit auf dem Gebiet der politischen Bildung), der Kulturausschuss (Sicherstellung von vielfältigen kulturellen Angeboten mit örtlicher und überörtlicher Bedeutung).
Die LmDR unterstützt die Russlanddeutschen bei und nach ihrer Einwanderung in Deutschland. Hauptamtliche und ehrenamtliche Beratung zu verschiedenen Themen wird vor Ort durch die Gliederungen der LmDR durchgeführt. Ihre Öffentlichkeitsarbeit betreibt die LmDR über zahlreiche eigene Veranstaltungen und Publikationen. Um die Aufklärungsarbeit über die Volksgruppe zu fördern, ist z.B. die landsmannschaftliche Wanderausstellung „Deutsche aus Russland. Geschichte und Gegenwart“ als ältestes und größtes Integrationsprojekt des Verbandes in mehreren identischen Fassungen bundesweit unterwegs (unter der Leitung des Projektleiters Jakob Fischer).
Das offizielle Presseorgan der LmdR ist die Vereinszeitschrift „Volk auf dem Weg" (erste Nummer erschien Dezember 1950/Januar 1951). Sie wird den Mitgliedern ohne Erhebung eines gesonderten Bezugsgeldes zugestellt. Das Wappen der LmDR (seit 1959) mit der Ähre verkörpert das, was mit dem Alltag der Russlanddeutschen zwischen der Auswanderung aus Deutschland und der Vertreibung aus ihren Heimatdörfern verbunden war. Die Ähre auf dem Wappen wurde auf schwarzen Untergrund gebettet, Sinnbild für schwarze, Segen bringende Erde. De facto ist die LmDR einer der einflussreichsten Dachverbände unter den Organisationen der Zuwanderer in Deutschland.
Die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e. V. // Volk auf dem Weg. Deutsche aus Russland gestern und heute. 7. Auflage. 2006. S. 36–38; Berichte, Analysen, Meinungen,Stellungnahmen, Porträts, Interviews. April 2017 bis August 2019 Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e. V. LmDR, 2019; Berichte – Stellungnahmen – Reden – Interviews. Februar 2003 bis Dezember 2009. LmDR, 2010; Eric J. Schmaltz, Samuel D. Sinner: Karl Stumpp. In: Ingo Haar, Michael Fahlbusch (Hrsg.): Handbuch der völkischen Wissenschaften. Personen – Institutionen – Forschungsprogramme – Stiftungen. Saur, München 2008. S. 678–682; Heimatbücher der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland (erscheinen seit 1953); Kampen J., Kampen H. Heimat und Diaspora. Festschrift zum 50-jährigen Bestehen der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V. LmDR, 2000; Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e. V. // https://lmdr.de/; Satzung der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e. V.; Volk auf dem Weg. 1950–2020.