LEUCHTENBERG, Herzogsgeschlecht innerhalb des russischen Adels, das auf den Stief- und Adoptivsohn Kaiser Napoleons I. Eugène de Beauharnais (* 3. September 1781, † 21. Februar 1824) zurückging, der mit der Tochter des bayrischen Königs Maximilian-Joseph Prinzessin Amalie-Auguste von Bayern verheiratet war und 1817 von seinem Schwiegervater den Titel eines Herzogs von Leuchtenberg und Fürsten von Eichstätt erhielt.
Eugènes jüngster Sohn Maximilian Josèphe Eugène Auguste Napoléon de Beauharnais (* 20. September/ 2. Oktober 1817 in München, †,20. Oktober 1852 in St. Petersburg), der in jungen Jahren in den Dienst der bayrischen Armee trat und 1835 nach dem Tod seines kinderlosen älteren Bruders Karl den Titel des Herzogs von Leuchtenberg erhielt, besuchte 1837 im Auftrag seines Onkels, des Königs von Bayern, Russland, um dort an Manövern teilzunehmen, und wurde zu diesem Zeitpunkt mit den Mitgliedern der Zarenfamilie bekannt. 1839 heiratete er die Lieblingstochter Zar Nikolais I. Großfürstin Maria Nikolajewna Romanowa (* 6. August 1819 in Pawlowsk, † 9. Februar 1876 in St. Petersburg) und wurde durch Erlass vom 2. Juli 1839 mit dem Titel einer Kaiserlichen Hoheit in die russische Zarenfamilie aufgenommen. Im gleichen Jahr wurde er zum Generalmajor ernannt, zum Chef der Leibgarde des Husarenregiments berufen und zum Ehrenmitglied der Petersburger Akademie der Wissenschaften gewählt. Er erlangte Bekanntheit durch seine Arbeiten im Bereich der Galvanoplastik und elektrochemischen Metallurgie, interessierte sich auch für Mineralogie und Bergbau, gründete die St. Petersburger galvanoplastische Fabrik und förderte den Bau der ersten russischen Eisenbahnen sowie die Herstellung der entsprechenden Lokomotiven. 1845 erwarb er große Ländereien im Gouvernement Tabow, wo er eine Musterwirtschaft aufbaute. Er war Ehrenmitglied (seit 1842) und Präsident (seit 1843) der Kaiserlichen Akademie der Künste und unterstützte zahlreiche russische Künstler. In den Jahren 1844-52 war er Chef des Kadettenkorps der Mineur-Ingenieure in St. Petersburg und prüfte in dieser Funktion dessen Statut, um die Organisation der Lehre zu verbessern. Er gründete in St. Petersburg das erste ambulante Krankenhaus, an dem die Patienten unabhängig von Rang und Stand kostenlos behandelt wurden (später zu seinen Ehren Maximilian-Krankenhaus genannt).
Maximilian de Beauharnais hatte vier Söhne und drei Töchter und ist in der Kapelle der katholischen St. Johannes von Jerusalem-Kirche (bekannter als Malteser Kapelle beim früheren Woronzow-Palast in St. Petersburg) begraben. Per Erlass Zar Nikolais I. vom 6. Dezember 1852 wurden seine Nachkommen Mitglieder der Zarenfamilie, führten den Titel einer Kaiserlichen Hoheit und nannten sich Fürsten Romanow und Herzöge von Leuchtenberg.
Von seinen Söhnen erlangte Herzog Nikolaus von Beauharnais-Leuchtenberg (* 23. Juli 1843 in Sergijewskoje bei Schloss Peterhof, Gouvernement Petersburg, † 6. Januar 1891 in Paris), General der Kavallerie (1890), Generaladjutant (1890) und Ehrenmitglied der Petersburger Akademie der Wissenschaften (1865), die größte Bekanntheit. Er wurde unter der Führung von General K.G. Rehbinder erzogen, diente von 1859 in der Garde-Infanterie, war Chef des 27. Kiewer Dragonerregiments und wurde 1865 zum Generalmajor befördert. Bekanntheit erlangte er nicht zuletzt als Wissenschaftler und Mineraloge. Er war Präsident der Russischen Mineralogischen Gesellschaft (von 1865 an), Mitglied des Bergrats und Mitglied des Gelehrtenkomitees des Ministeriums für Staatsdomänen sowie Organisator mehrerer geologischer Expeditionen, deren Ziel in der Erstellung einer geologischen Karte Russlands bestand. In den Jahren 1866 und 1867 inspizierte er die im Ural gelegenen Bergwerke sowie die Goldgruben in der Region Orenburg. Er entdeckte und untersuchte ein Mineral, das ihm zu Ehren „Leuchtenbergit“ genannt wurde, und trug eine große Mineraliensammlung zusammen. Er leitete die Kommission zur Prüfung der Frage der Abschaffung des bestehenden Systems der Erdölwirtschaft, das die Ausbeutung der im Kaukasus gelegenen Erdölvorkommen einzelnen Steuerpächtern überließ (die von ihm ausgearbeiteten Vorschläge wurden 1872 bestätigt und lagen der entsprechenden russischen Gesetzgebung zugrunde).
Nikolaus von Beauharnais-Leuchtenberg verfasste zahlreiche der Mineralogie gewidmete Aufsätze, die größtenteils in den Abhandlungen der Kaiserlichen Mineralogischen Gesellschaft erschienen, den Aufsatz „Über fallende Sterne“ (St. Petersburg, 1873) sowie seine unter dem Titel „Geschichten meiner Kindheit und Jugend“ erschienen Memoiren („Russkaja Starina“, 1890, Nr. 5). Er war Ehrenmitglied der Kiewer Universität und Mitglied des Rats und des Gelehrtenkomitees des Bergingenieurkorps. Während des Russisch-Osmanischen Krieges von 1877/78 kommandierte er eine Kavallerie-Einheit der Donauarmee. 1877 wurde er zum Generalleutnant befördert. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er angesichts seiner zerrütteten Gesundheit größtenteils im Ausland.
1868 heiratete Nikolaus von Beauharnais-Leuchtenberg Nadeschda Annenkowa, in erster Ehe Akinfowa (*17. Juli 1840, † 25. Mai 1891 in St. Petersburg), Gräfin Beauharnais (ab 1879). Infolge dieser nicht standesgemäßen Ehe verlor die Familie den Titel der Fürsten Romanow, konnte den Herzogstitel aber bewahren (Erlass vom 11. November 1890). Nikolaus von Beauharnais-Leuchtenberg wurde zusammen mit seiner Gattin im unteren Nebenaltar des Erzengels Michael der Christi Auferstehungskirche des Sergius-Klosters an der See bei St. Petersburg begraben (das Grab ist nicht erhalten). Nach 1917 emigrierten seine Söhne nach Bayern und Frankreich. Ihre Nachkommen leben in den USA und in Frankreich.
Nikolaus Bruder Eugène Maximilianowitsch Herzog von Leuchtenberg (* 27. Januar 1847 in St. Petersburg, † 18. August 1901 ebenda) war General der Infanterie (1898) und Generaladjutant (1897). Schon bei Geburt wurde er in die Leibgarde des Preobraschenski-Regiments eingeschrieben. 1873 zeichnete er sich bei der Einnahme von Chiwa aus und wurde mit dem Orden des Heiligen Georg der 4. Stufe und dem Goldenen Tapferkeitssäbel ausgezeichnet. Er nahm am Russisch-Osmanischen Krieg von 1877/78 teil und wurde für seine Verdienste zum Generalmajor befördert und dem Gefolge zugeschrieben. In den Jahren 1888-93 war er Chef der 37. Division der Infanterie, von 1894 an stand er zur Verfügung des Oberkommandierenden der Truppen der Garde und des Petersburger Militärbezirks.
In erster Ehe (1869) war er mit der Urenkelin seiner Durchlaucht des Fürsten Michail Illarionowitsch Kutusow-Smolenski Darja Konstantinowna Opotschinina (* 7. März 1845, † 7. März 1870 in St. Petersburg) verheiratet, die den Titel einer Gräfin von Beauharnais erhielt (1869). 1878 heiratete er in zweiter Ehe die Schwester Generalleutnant M.D. Skobelews Sinaida Dmitrewna (* 11. Juni 1856 in St. Petersburg, † 16. September 1899 ebenda), die ebenfalls den Titel einer Gräfin von Beauharnais (1878) sowie 1889 den Titel einer Herzogin von Leuchtenberg erhielt. Eugène Maximilianowitsch Herzog von Leuchtenberg ist zusammen mit seinen Ehefrauen in der Grabeskirche der St. Isidor-Kirche des Alexander Newski-Klosters in St. Petersburg begraben. Seine Tochter Gräfin Daria de Beauharnais (* 1870 in St. Petersburg, † 5. November 1937 in Leningrad) studierte an der Pariser Sorbonne (Abschluss 1906). 1917 stellte sie eine Sanitätseinheit zusammen, mit der sie an der Front war. Nach der Oktoberrevolution verließ sie das Land, kehrte aber bereits 1918 nach Russland zurück und nahm 1927 die sowjetische Staatsbürgerschaft an. Sie war die einzige Nachfahrin des Hauses Romanow, die freiwillig in der Sowjetunion blieb, und arbeitete unter dem Namen Dora Leuchtenberg im Verlag „Weltliteratur“ (1920-24) und anschließend in der Staatlichen Öffentlichen Saltykow-Schtschedrin-Bibliothek in Leningrad. 1937 wurde sie von den Organen des NKWD erschossen.
Der dritte Bruder Sergei Maximilianowitsch Herzog von Leuchtenberg (* 8. Dezember 1849 in St. Petersburg, † 12. Oktober 1877 beim Dorf Iwanowo-Tschiflik, Bulgarien) war Generalmajor (1877) und diente in der Leibgarde des Kavallerieregiments. Während des Russisch-Osmanischen Kriegs von 1877/78 gehört er zum Gefolge des Prinzen (und späteren Zaren Alexander III.) Alexander Alexandrowitsch und kam bei einer Rekognoszierung ums Leben.
Der vierte Bruder Georgi Maximilianowitsch Herzog von Leuchtenberg (* 17. Februar 1852 in St. Petersburg, † 16. Mai 1912 in Paris) war Generalleutnant (1910) und Generaladjutant (1910) und gehörte der Garde der Infanterie an. Er war in erster Ehe mit Prinzessin Teresa-Friederike-Olga-Wilhelmine von Oldenburg (* 1852, † 1883) und in zweiter Ehe mit Prinzessin Anastasia von Montenegro (Petrović-Njegoš) (* 1868, † 1935) verheiratet, die später Großfürst Nikolai Nikolajewitsch Romanow den Jüngeren heiratete.
Ihre Schwester Maria Maximilianowna von Leuchtenberg (* 1841, † 1914) war mit dem Prinzen Wilhelm von Baden verheiratet. Die zweite Schwester Eugenia Maximilianowna Herzogin von Leuchtenberg (* 20. März 1845) war die Ehefrau von Prinz Alexander von Oldenburg (siehe: Oldenburger).
Von den Söhnen Herzog Georgs von Beauharnais-Leuchtenberg war Herzog Sergei Georgewitsch von Leuchtenberg (* 4. Juli 1890 in Peterhof, † 16. Dezember 1974 in Rom) am bekanntesten. Er war Hauptmann 2. Ranges und Flügeladjutant (1912) und absolvierte das Marinekorps. Im Ersten Weltkrieg stand er beim Oberkommandierenden der Schwarzmeerflotte. Im Bürgerkrieg war er das einzige Mitglied der Zarenfamilie, das in den Reihen der Weißen Bewegung kämpfte. Innerhalb des Flottenverbands Kapitän W.W. Bubnows nahm er an der Einnahme von Cherson und Nikolajew teil. 1920 war er Verbindungsoffizier der Marine bei General Jakow Alexandrowitsch Slaschtschow auf der Krim. Im Juli 1920 wurde er beschuldigt, an einer monarchistischen Verschwörung beteiligt gewesen zu sein, und von General Pjotr Nikolajewitsch Wrangel zu seinem Stiefvater Großfürst Nikolai Nikolajewitsch nach Italien geschickt, wo er die Russische Versammlung in Rom führte. Nach 1945 war er Ehrenvorsitzender der Russischen Nationalen Vereinigung. Mit seinem Tod endete die Linie der Herzöge von Leuchtenberg und Fürsten Romanow.
Исторические кладбища Петербурга. Справочник-путеводитель, СПБ, 1993 (ук.); Дворянские роды Российской империи. Том 2. Князья, СПБ, 1995, с. 13–16; Сахаров И.В., Подданные французских королей – баварские герцоги – члены Российского Императорского Дома – граждане Германии, Франции, США, Канады: род Богарне за последние два века, в кн.: Российская национальная библиотека на международных научных конгрессах по генеалогии и геральдике, СПБ, 1996; Пчелов Е.В., Богарнэ-Лейхтенбергские и их потомки, в кн.: Память сердца [Генеалогический сборник], М., 1996; его же, Род Богарнэ в России, в кн.: II этап Отечественной войны 1812 г. Проблемы изучения. Источники. Памятники, Малоярославец, 1997, Красюков Р.Г., Герцоги Лейхтенбергские, в кн.: Дворянский календарь, тетрадь 5, СПБ, 1998. * РБС; Брокгауз и Ефрон; ОИ.