WITTGENSTEIN, das Haus Sayn-Wittgenstein, Grafen- und Fürstenhaus. Der Stammvater des Fürstenhauses W. – Eberhard von Sponheim, erwähnt im Jahr 1044. Sein Sohn besaß 1128 den Adelstitel Graf. 1277 erhielt das Fürstenhaus ebenfalls den Titel der Grafen von Sayn und im Jahr 1361 der Grafen von Wittgenstein. 1605 teilte sich das Fürstenhaus in drei Zweige auf. Der Stammvater des ältesten wurde Georg Graf zu Sayn-W.-Berleburg (1565–1631). Aus diesem Zweig entstanden drei Linien. Der Vertreter der ältesten – Graf Christian Heinrich zu Sayn-W.-Berleburg (1753–1800) bekam am 4. September 1792 den Titel Fürst des Heiligen Römischen Reiches. Die russische Staatsangehörigkeit erhielten seine Enkel: Ferdinand Ludwigowitsch (Ferdinand Wilhelm Emil) W. (1834, Darmstadt – 1888) und Emilij Ludwigowitsch (Emil Karl Adolf) W. (1824, Darmstadt – 19. September 1878), Generalleutnant (1866). 1840 war er Adjutant des Prinzen Emil von Hessen, den er nach St. Petersburg zur Hochzeit (1841) der Prinzessin Maximiliane Wilhelmina Augusta Sophie Marie von Hessen-Darmstadt (russisch-orthodox Marija Alexandrowna) mit dem Zarensohn Alexander Nikolajewitsch (zukünftiger Zar Alexander II.) begleitete. 1849 trat er in den russischen Militärdienst ein, Kapitän des Nischegorodsker-Dragonerregiments, Adjutant des Generals Graf M.S. Woronzow. Ab 1850 Flügeladjutant. Nahm während des Krimkriegs 1853–56 ab 1854 an Kampfhandlungen im Kaukasus teil; für Verdienste mit dem Orden des Heiligen Georgs 4. Klasse ausgezeichnet. 1856 beorderte man ihn nach Paris. 1863 kehrte er nach Russland zurück, Teilnehmer an Niederwerfung des Polnischen Aufstandes 1863–64, Generalmajor. Quittierte 1866 den Dienst. Trat zu Beginn des Russisch-Türkischen Krieges 1877–78 wieder in die Armee ein und nahm im Rahmen des Zaren Hauptquartiers am Feldzug hinter die Donau teil. Autor von „Kaukasischen Essays“ („Militärischer Sammelband“, 1862) und eines Artikels in der Zeitung „Sewernaja ptschela“, in dem er sich für die Anwendung körperlicher Züchtigung in der Armee aussprach. Der Artikel rief heftige Einwände der Offiziere hervor: 106 Offiziere erhoben kollektiven Einspruch, wobei sie die Vorschläge von W. als „barbarische Urteile der Ausländer“ bezeichneten.
Die mittlere Linie – Sayn-W-Karlsburg – blieb in Deutschland.
In Russland sind am meisten die Vertreter der jüngeren Linie W. – Sayn-W.-Ludwigsburg bekannt. Der Stammvater war Christian Ludwig Kasimir Sayn-W.Berleburg (1725–97), Oberstleutnant der preußischen Armee, wurde 1761 während des Siebenjährigen Krieges von Russen gefangen genommen; ab 1762 im russischen Militärdienst; Generalfähnrich. Seine Frau – geb. Finkenstein. Ihr Sohn – Peter (Pjotr) Christianowitsch Wittgenstein wurde vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. mit dem Titel Erlaucht gefürstet (1836 wurde der Titel in Russland anerkannt). Von den 4 Söhnen P.Ch.Wittgensteins ist der älteste am bekanntesten – Lew Petrowitsch (Ludwig Adolf Friedrich) W. (7. Juni 1799 – 20. Juni 1866, Cannes, Frankreich), Oberst (1828). Absolvent vom Pagencorps. Trat im April 1817 als Kornett in das Leibgarde-Kavallerieregiment ein, Flügeladjutant (1820). Im Jahr 1821 begleitete er den Zaren Alexander I. zum Laibacher Kongress des Heiligen Bundes, Rittmeister (1824). Schloss sich der Dekabristenbewegung an, Mitglied der Wohlfahrtsgesellschaft und des Südbundes. Nach der Niederschlagung des Aufstandes am 25. Dezember 1825 in das Ermittlungsverfahren gegen Dekabristen einbezogen, später jedoch „wurde Hoheitlich bestimmt, ihn als nicht in den Sachverhalt verwickelt zu erachten“. In den Jahren1826–27 Schwadronskommandant. Am 14. September 1828 aus dem Dienst entlassen.
Das Fürstenhaus ist im 5. Teil des Adelsbuches des Gouvernements Sankt Petersburg verzeichnet.
Долгоруков П. В., Российская родословная книга, ч. 3, СПБ, 1856; Дворянский роды Российской империи, т. 2, СПБ, 1995.