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BALTZ Wladimir Alexandrowitsch (1871–), Jurist, Staatsfunktionär, Geheimrat

Rubrik: Biographische Beiträge (Personalien) / Vertreter des sozialen Bereichs (Bildung, Medizin)

BALTZ Wladimir Alexandrowitsch (* 19. Januar 1871; † ?), Jurist, Staatsfunktionär, Geheimrat (1917). Stammte aus einem Ostsee-Adelsgeschlecht evangelisch-lutherischer Konfession. Sein Vater war der Generalleutnant Alexandr Fjodorowitsch Baltz (* 18. November 1841; † 30. Juni 1899), die Mutter war Sofja Eduardowna, geborene Baggowut (* 15. Juni 1851; † ?), sein Bruder war W. A. Baltz. B. machte seinen Abschluss an der Kaiserlichen Rechtsschule (1891). Am 20. Mai 1891 nahm er seinen Dienst bei einer Gerichtsbehörde auf. Er war Staatsanwalt des Jekaterinograder Bezirksgerichts (1903) und des Nischni-Nowgoroder Bezirksgerichts (ab Dezember 1903). Am 10. März 1906 wurde er zum Staatsanwaltsgehilfen des Sankt-Petersburger Gerichtshofs. B. leitete den Abschluss der Ermittlungen und die Vorbereitung der Anklageschrift im Fall der Mitglieder des Petersburger Arbeiter-Delegiertenrats. Letztere waren am 3. Dezember 1905 verhaftet worden und wurden eines „gewaltsamen Angriffs zur Änderung der in Russland durch grundlegende Gesetze festgelegten Regierungsform“ beschuldigt. Am 6. September 1906 hielt er während der Sitzung des Gerichtshofs das Anklageplädoyer. Im Verlauf des Gerichtsprozesses ließ er, aufgrund der aufgedeckten Umstände, gegenüber den Angeklagten den Vorwurf einer „Vorbereitung eines bewaffneten Aufstands“ fallen. Am 2. November wurden 15 der Angeklagten zu einer lebenslangen Ansiedlung in Sibirien und dem Entzug der Bürgerrechte verurteilt. Ab dem 6. Juni 1909 war er Staatsanwalt des Kasaner Gerichtshofs. Am 17. August 1915 wurde er als Direktor der 2. Abteilung des Justizministeriums nach Petrograd versetzt. B. wurde am 11. August 1916 zum stellvertretenden Minister für innere Angelegenheiten ernannt. Er beaufsichtigte dabei jeweils die Arbeit der Abteilung für geistliche Angelegenheiten ausländischer Konfessionen, der technisch-baulichen Kommission und der Administration des obersten ärztlichen Inspektors. Nach einer Auseinandersetzung mit Minister A. D. Protopopow reichte B. im Januar 1917 seinen Rücktritt ein. Am 4. Januar wurde er aus der bisherigen Position entlassen und gleichzeitig zum Senator mit Beförderung zum Geheimrat ernannt. Er wurde 1917 zum Vorsitzenden der Sonderkommission für Ermittlungen zu Amtsmissbrauch in Militärbehörden. Nach der Februarrevolution 1917 wurde er Vorsitzender der Untersuchungskommission für Ermittlungen zu Amtsmissbrauch in Militärbehörden und initiierte ein strafrechtliches Verfahren zu Missbrauchsfällen in der Spionageabwehr. Konkrete Anklagen konnte die Kommission jedoch nicht vorbringen. Am 22. November (5. Dezember) 1917 wurde der Senat aufgelöst. Nach der Oktoberrevolution 1917 blieb B. in Sowjetrussland.

Baltz‘ Frau war Serafima Iwanowna Bock, Tochter eines Wirklichen Staatsrats.

INHALT

Arbeiten

Суд над первым Советом рабочих депутатов. (Воспоминания прокурора) // Былое. Л., 1926. № 1–2.

Literatur

Залесский К.А. Первая мировая война. Ч. 1. М., 2014.

Autoren: Salesskij K.

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