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WRANGEL Pjotr Nikolajewitsch, Baron (*15. August 1878; †25. April 1928, in Brüssel) einer der Anführer der Weißen Bewegung und Generalleutnant (22. November 1918) aus dem Geschlecht der Wrangels

Rubrik: Biographische Beiträge (Personalien) / Vertreter des sozialen Bereichs (Bildung, Medizin)

WRANGEL Pjotr Nikolajewitsch, Baron (*15. August 1878; †25. April 1928, in Brüssel) einer der Anführer der Weißen Bewegung und Generalleutnant (22. November 1918) aus dem Geschlecht der Wrangels. Nach Abschluss des Studiums am Institut für Bergbauwesen in Sankt-Petersburg trat er im Jahre 1901 den Wehrdienst als Freiwilliger im Kavallerieregiment der Leibgarde an. Legte die Gardeoffiziersexamen an der Nikolai-Kavallerieschule ab, 1902 wurde ihm den Dienstgrad eines Kornetts verliehen. Nahm am Russisch-Japanischen Krieg von 1904 - 1905 teil, während dessen er Kommandeur einer Sotnie (Hundertschaft) beim 2. Argun-Kosaken-Regiment der Transbaikal-Kosaken-Division war. Für besondere Verdienste im Krieg wurde er zum Sotnik (1904) und zum Unteressaul (1905) befördert. Nach dem Kriegsende wurde er im Januar 1906 zum 55. finnländischen Dragoner-Regiment versetzt. Kehrte im August 1906 wieder zum Kavallerieregiment der Leibgarde zurück. 1910 schloss er erfolgreich die Kaiserliche Nikolaische Militärakademie ab und wurde zum Stab des Militärbezirks Sankt-Petersburg abkommandiert. Trat nach der Weiterbildung an der Offiziersschule der Kavallerie wieder dem Kavallerieregiment der Leibgarde bei. Ab 22. Mai 1912 war er erst stellvertretender Kommandeur, dann Kommandeur der Eskadron Seiner Majestät, an deren Spitze er am 1. Weltkrieg teilnahm. Wurde am 11. August 1913 zum Rittmeister befördert.

Ab 12. September 1914 Stabschef der zusammengelegten Kosaken-Division, und ab 23. September stellvertretender Kommandeur der Stabsabteilung vom Leibgarde-Kavallerie-Regiment. Für die Kampfeinsätze im Jahre 1914 wurde er als einer der ersten russischen Offiziere mit dem Orden des Heiligen Georg der 4. Klasse ausgezeichnet (13. Oktober 1914). Im Dezember 1914 wurde ihm der Rang eines Flügeladjutanten zuerkannt und bald danach wurde er zum Oberst befördert. Am 13. April 1915 wurde er mit dem „Goldenen Schwert für Tapferkeit“ ausgezeichnet. Ab 8. Oktober 1915 Kommandeur des 1. Nertschinsker Kosakenregiments des Transbaikal-Kosakenheers. Für den erfolgreichen Angriff in den Waldkarpaten erhielt das Regiment eine hohe Auszeichnung, als Zesarewitsch-Thronfolger zu seinem Haupt ernannt wurde. Seit Ende 1916 kämpfte W. an der rumänischen Front. Ab 24. Dezember 1916 Kommandeur der. 2 Brigade und ab 19. Januar 1917 – der 1. Brigade der Ussuri-Kavallerie-Division. Am 13. Januar 1917 zum Generalmajor befördert. Am 23. Januar wurde W. zeitweise zum Kommandeur der Ussuri-Kavallerie-Division, im Juli zum Kommandeur der 7. Kavallerie-Division und am 10. Juli zum Kommandeur des zusammengesetzten Kavallerie-Korps, zu welchem außer seiner Division auch die 3. Kaukasus-Kosaken-Division gehörte, ernannt. Für die Verdienste bei der Deckung des Rückmarsches der Infanterie zum Fluss Sbrug (vom 10. – 20. Juli) wurde ihm im Juli das Sankt-Georg-Kreuz der 4. Klasse für Soldaten verliehen. Im September wurde W. zum Kommandeur des 3. Kavallerie-Korps ernannt. Da diese Ernennung aber für die politische Führung „unannehmbar“ war, wurde er zur Militärleitung nicht zugelassen und reichte seinen Rücktritt ein. Die angebotene Stellung eines Befehlshabers des Minsker Militärbezirks lehnte er ab.

Nach der Oktoberrevolution 1917 verließ W. die Armee und zog auf die Krim um, wo ihm die Stellung eines Befehlshabers vom Heer der Krim-Regierung angeboten wurde. Wegen Meinungsverschiedenheiten über den zukünftigen Plan der Kampfhandlungen lehnte er die Stellung ab und brach nach Kiew auf. Kam Ende August 1918 in die Kuban-Region und trat am 28. August 1918 in die Reihen der Freiwilligenarmee ein. Wurde am 31. August Kommandeur der 1. Kavalleriedivision, die in der Nähe von Maikop eingesetzt wurde. Er führte schwere Kämpfe bei dem Fluss Laba (im August-September betrugen die Verluste der Division fast 100%). Die Truppenteile unter dem Befehl von W. spielten eine wichtige Rolle bei der Einnahme von Stawropol (1. November). Am 15. November wurde Wrangel Kommandeur des 1. Kavalleriekorps (die 1. Kavalleriedivision und die 2. Kuban-Division). Ab 27. Dezember kommandierte er die Freiwilligenarmee und ab 10. Januar 1919 die Kaukas-Freiwilligenarmee. Seine wirksamen Maßnahmen trugen zur Befreiung des Nordkaukasus von den Bolschewiken am 29. Januar bei, wobei annähernd 21 Tausend Menschen gefangen genommen sowie ca. 300 Geschütze, 300 Maschinengewehre und 8 Panzerzüge beschlagnahmt wurden. In dem an den General A. I. Denikin am 4. April eingereichten Rapport forderte W., den Hauptteil seiner Armee in die Richtung Zarizyn (heute Wolgograd) zu verlegen. Am 12. April begannen die sowjetischen Truppen aber einen großangelegten Vormarsch an der Manytsch Front. Nach harten Abwehrkämpfen schafften die Truppen Wrangels am 4. Mai die Überquerung des Flusses Manytsch. Die Operation am Manytsch endete mit der Zerschlagung der roten Truppen bei Welikoknjascheskaja. Am 21. Mai erhielt W. den Befehl, als Befehlshaber der neugebildeten Kaukasusarmee den Angriff zur Einnahme der Stadt Zarizyn anzuführen. Am 28. Mai nahm der im Wrangels Befehlsbereich stehende 1. Kuban-Korps den Weiler Verhne-Jablotschnyj ein. Dabei wurden über 2000 Menschen gefangen genommen sowie 10 Geschütze und große Vorräte an Lebensmitteln und Waffen beschlagnahmt. Nach den schweren Gefechten gelang es W. am 30. Juni die Truppengruppierung der Roten Armee bei Zarizyn (ca. 16 000 Menschen) zu zerschlagen und die Stadt selbst einzunehmen, in der die Intendanturvorräte zur Versorgung der ganzen Südfront konzentriert wurden. W. sprach sich gegen Denikins Plan aus, der einen Vormarsch auf Moskau vorsah. Am 28. Juli nahm er Kamyschin ein. Führte bis Ende 1919 harte Gefechte bei Zarizyn gegen die weit überlegenen Feindtruppen. Ab 26. November 1919 Befehlshaber der Freiwilligenarmee und Hauptverwalter des Gebiets Charkow. Die entkräftete Armee ohne Verfügungsreserven, die einen Befehl zur Großoffensive auf Moskau erhielt, erlitt im Dezember eine Reihe schwerer Niederlagen. Während des Rückzugs übte Wrangel scharfe Kritik an dem Kommando über der Streitkräfte Südrusslands und rief dazu auf, "einen gemeinsamen Aktionsplan zusammenzustellen, die Hauptrichtung der Operation zu wählen, auf der die Hauptkräfte konzentriert werden könnten, ohne sich von dem Verlust eines Teils des eingenommenen Raums aufhalten zu lassen…, umgehend die strengsten Maßnahmen gegen die Armee zersetzende Willkür, Plünderungen und Sauferei zu ergreifen, die Oberbefehlshaber ohne Rücksicht auf ihre Verdienste zu entlassen“. Am 2. Januar 1920 wurde die Armee bis auf einem Korps reduziert und W. unter den Befehl des Oberbefehlshabers der Streitkräfte Südrusslands überführt. Am 8. Februar wurde W. wegen der Meinungsverschiedenheiten mit dem General A. I. Denikin aus der Armee entlassen und fuhr nach Konstantinopel.

Nach Denikins Rücktritt am 22. März 1920 wurde W. zum Oberbefehlshaber der Streitkräfte Südrusslands ernannt, die er am 11. Mai in die Russische Armee umformte. Bildete eine Regierung Südrusslands unter der Leitung von A. W. Kriwoschejnyj, die das Bestimmungsrecht der Völker des ehemaligen Russischen Reichs über die Regierungsform sowie den zukünftigen Staatsaufbau Russlands als föderaler Staat zum ersten Mal seit Bestehen der Weißen Bewegung verkündete. Ein „Gesetz über den Boden“ wurde verabschiedet, laut dem der überwiegende Teil der Böden an die diese bewirtschaftenden Bauern ausgegeben werden sollte, sowie ein Gesetz über die Landschaftsvertretungen (Semstwo) und Dorfgemeinschaften (Obschtschina), das der Kommunalverwaltung weitgehende Rechte einräumte. Die beschränkten Ressourcen der Krim zwangen W. zur Vorbereitung einer großangelegten Operation mit dem Ziel, das Territorium Südrusslands unter die Kontrolle der Russischen Armee zu bekommen. Im Juni-August erlitt sie eine Niederlage durch die Truppen der Roten Armee. Vom 14. August – 7. September unternahm W. einen gescheiterten Versuch zur Großlandung im Kuban-Gebiet. Einer der Gründe dafür hatte mit der Tatsache zu tun, dass er keinen Rückhalt bei den Kuban-Kosaken hatte. Diese standen unter Einfluss der Befürworter des „souveränen Kosakenstaats“. Am 28. Oktober traten die sowjetischen Truppen unter dem Kommando von M. W. Frunse (99,5 Tsd. Bajonette, 33,6 Tsd. Säbel, 527 Geschütze, 2664 Maschinengewehre) den Vormarsch auf die Truppen Wrangels (41 Tsd. Bajonette, 17 Tsd. Säbel, 249 Geschütze, ca. 1000 Maschinengewehre) an. Unter dem Zwang der überlegenen Feindtruppen musste W. Nord Taurien verlassen und seine Truppen auf die Krim verlegen, wo sie sich auf der Landenge von Perekop festsetzen konnten. Am 7. November starteten die sowjetischen Truppen (über 186 Tsd. Menschen, ca. 1000 Geschütze und 4,5 Tsd. Maschinengewehre) einen Angriff. Am 9. November gelang es die Verteidigung auf der Landenge von Perekop trotz großer Verluste zu durchbrechen, den Sywasch zu überqueren und sich auf die Krim durchzukämpfen. W. musste mit seiner Armee vor dem stürmischen Vormarsch der Roten in die Türkei fliehen. Die von ihm ergriffenen Maßnahmen ließen es zu, dass sich ca. 80 Tsd. Menschen (der größte Teil der Armee und Flüchtlinge) in Sicherheit bringen konnten.

In den Jahren 1921 bis 1922 wurden die Teile der Armee nach Abstimmung mit den Entente-Staaten aus Gallipoli nach Bulgarien und Jugoslawien verlagert. Als Oberbefehlshaber der Russischen Armee hatte W. einen Stab in Sremski Karlovci (Jugoslawien). Nachdem es ihm 1924 bekannt wurde, dass die Westmächte keine Kriegshandlungen gegen die UdSSR beabsichtigten, beschloss er die Armee unter anderem aufgrund der schwierigen finanziellen Lage zu entlassen, und gründete die Russische All-Militärische Union (ROWS) mit Sitz in Paris. Wrangel arbeitete zugleich als Vorsitzender der ROWS und als Ingenieur in einer Firma in Brüssel. Im März 1928 erkrankte W. laut den Ärzten an “intensiver Tuberkulose“ und starb bald darauf. Nach einigen Angaben wurde er von Agenten der Geheimpolizei der Sowjetunion OGPU vergiftet.

 

Literatur

Майстрах Б., Маныч, Егорлыкская, Новороссийск, М.–Л., 1929; Голубев А. В., Врангелевские десанты на Кубани. Август – сентябрь 1920, М.–Л., 1929; Короткое И. С, Разгром Врангеля. Оперативно-стратегический очерк, М., 1955; Слащев-Крымский Я. А., Белый Крым. 1920, М., 1990. 

Hinweise

Aufs.: Записки, в кн.: Белое дело, кн. 5, 6, Берлин, 1928; Кавказская армия, М., 1995; Последний главком, М., 1995.

 

Autoren: Salesskij K.

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