GEISMAR, Baron Friedrich Caspar von (Fjodor Klementjewitsch), * 12. Mai 1783 auf Gut Severinghausen (Westfalen), † 25. April 1848 in St. Petersburg. Militärführer. General der Kavallerie (1841) und General-Adjutant (1828).
Geismar entstammte dem westfälischem Adel und war Sohn von Baron Clemens de Geismar, der als Kammerherr am Russischen Hof diente. Seine Ausbildung erhielt er in einem Pensionat in Münster. 1798 trat er als Junker in den Dienst der österreichischen Truppen. 1799 nahm er am Italienfeldzug A.W. Suworows teil. 1800 geriet er in französische Gefangenschaft, wurde aber bald wieder freigelassen. 1804 schied er aus dem österreichischen Heeresdienst aus und beschloss, in den Dienst der in Indien stehenden britischen Truppen zu treten, wurde auf dem Weg zum Bestimmungsort aber von General R.K. Andrejew abgeworben und 1805 als Fähnrich in das auf der Insel Korfu stehende Sibirische Grenadierregiment aufgenommen, mit dem er 1805 am Dritten Koalitionskrieg teilnahm. Im Russisch-Türkischen Krieg von 1806-12 zeichnete er sich im Dorf Turbat und bei Obilești (1807) aus und war mehrfach im diplomatischen Auftrag beim Großwesir und dem serbischen Großfürsten Kara-Georg (1808). Im Jahr 1809 nahm er an der Erstürmung von Slobodzey teil. Adjutant bei General Graf M.A. Miloradowitsch. 1810 führte er die Verhandlungen über die Übergabe der Festung von Razgrad und zeichnete sich in den Kämpfen bei Schumla und bei der Belagerung von Giurgiu aus. 1811 schied er im Rang eines Leutnants aus dem Militärdienst.
In zweiter Ehe war Geismar mit der Nichte des deutschen Philosophen und Literaturkritikers J.G. Herder verheiratet. Im April 1812 kehrte er in den Dienst zurück und kam an das Kiewer Grenadierregiment, wo er General A.N. Bachmetew als Adjutant zugeteilt war.
Geismar nahm sowohl am Vaterländischen Krieg von 1812, als auch am Sechsten Koalitionskrieg (1813-14) und am Sommerfeldzug von 1815 teil. In den Jahren 1812-13 war er mehrfach Adjutant bei Miloradowitsch und wurde zweimal verwundet. In Sachsen befehligte er eine Freischärlereinheit. 1813 zeichnete er sich in der Schlacht von Kulm aus. Innerhalb des Korps von M.I. Platow nahm er an den Schlachten bei Altenburg, Zeitz, Chemnitz und Leipzig teil. Von Zar Alexander I. wurde er zur Verteidigung der Stadt nach Weimar entsandt, wo er die Attacke General Lefebvre-Desnouettes zurückschlagen und den Feind bis zum Eintreffen der Hauptkräfte der Verbündeten aufhalten konnte, wodurch die Stadt vor der Zerstörung bewahrt wurde. Hierfür verlieh ihm die Stadt einen goldenen Säbel mit Dankesinschrift und den Titel eines Ehrenbürgers von Weimar. Er wurde als Stabs-Rittmeister an das Leibgarde-Ulanenregiments überstellt und zum Oberst befördert. Einige Zeit war er Zar Alexander I. beigestellt. Anschließend nahm er mit den sächsischen Truppen am Feldzug nach Flandern teil und befehligte eine Freischärlereinheit in Nordostfrankreich. Nach Unterzeichnung des Ersten Pariser Friedens (1814) wurde er Kommandeur des Tschugujewer Ulanenregiments, mit dem er 1815 nach Russland zurückkehrte, wo er das Moskauer Dragonerregiment und nach seiner Beförderung zum Generalmajor (1818) die Kürassierbrigade kommandierte.
Im Dezember 1825 erhielt er den Auftrag, die Revolte des Tschernigow-Regiments bei Belaja Zerkow niederzuschlagen. Anschließend kommandierte er die 1. Berittene Jägerdivision. Im Russisch-Türkischen Krieg von 1828-29 war er Chef der Vorhut des 6. Korps von General L.O. Roth und verhinderte die Einnahme der Walachei durch die Truppen Ibrahim-Paschas, wofür ihm die örtlichen Bojaren einen diamantbesetzten Säbel mit Dankesinschrift verliehen. Er nahm an der Belagerung von Giurgiu teil und wurde anschließend zum Chef eines eigenen Truppenteils ernannt. Er fügte den Türken bei Calafat und Băilești vernichtende Niederlagen zu, erhielt den Rang eines Generalleutnants und den Titel eines General-Adjutanten. 1829 erstürmte er die Festungen Tyrno und Rachovets. Bald nach Abschluss des Friedens von Adrianopel (1829) nahm er Sofia ein. Er kommandierte die 2. Dragoner-Division und 1831 die 2. Berittene Jäger-Division, mit der er an der Niederschlagung des Polnischen Aufstands von 1830-31 beteiligt war. Er erlitt eine Niederlage beim Dorf Stoczek, zerschlug aber bald darauf die aufständischen Einheiten in den Schlachten bei Grochów, Dębe Wielkie und Iganie. Beim Sturm von Warschau wurde er schwer verwundet. Von 1832 an kommandierte Geismar das 5. Kavalleriekorps der Reserve und 1835 das 1. Infanteriekorps. 1842 schied er aus gesundheitlichen Gründen aus dem Dienst und ließ sich auf dem von ihm erworbenen Gut Grudok (Bezirk Podolsk) nieder. Geismar ist auf dem lutherischen Wolkowo-Friedhof begraben.
Orden des Heiligen Alexander Newski, Orden des Heiligen Wladimir 2. Stufe, Orden des Heiligen Georg 4. Stufe sowie verschiedene ausländische Orden.
Гейсмар В., Барон Федор Клементьевич Гейсмар. Биографический очерк. 1783–1848, «Русская старина», 1881, № 12. * Брокгауз и Ефрон; Сытин.