RU

neue
illustrierte elektronische

DRENTELN Alexander Romanowitsch (1820–1888), Staatsfunktionär und Militär, General-Adjudant (1867), Infanteriegeneral (1878), Mitglied des Staatsrates (ab 1878)

Rubrik: Biographische Beiträge (Personalien) / Vertreter des sozialen Bereichs (Bildung, Medizin)

DRENTELN, Alexander Romanowitsch, * 7. März 1820 in Kiew, † 15. Juli 1888 in Kiew. Staatsmann und Offizier, Generaladjutant (1867), General der Infanterie (1878), Mitglied des Staatsrats (ab 1878). Sohn von Roman Iwanowitsch Drenteln, Kommandeur des Odessaer Infanterieregiments und dessen Ehefrau Warwara Alexandrowna, geb. Jeropkina. Nach dem frühen Tod seiner Eltern wurde Drenteln von 1827 an im  Alexander-Waisen-Kadettenkorps in Zarskoje Selo erzogen. Nach Abschluss des 1. St. Petersburger Kadettenkorps (1838) diente er in den Jahren 1838-45 und dann wieder ab 1851 in der Leibgarde des Finnländischen Korps. 1849 nahm er mit den russischen Hilfstruppen an der Niederschlagung der Ungarischen Revolution teil. Er war eng mit Großfürst Alexander Nikolajewitsch bekannt (dem späteren Zaren Alexander II.). Nahm als Kommandeur eines Bataillons und ab 1854 einer Brigade der Reserve am Krimkrieg von 1853–56 teil. Von 1855 an Kommandeur des Erzherzog-Franz-Karl-Grenadierregiments (1856 nach Moskau verlegt), von 1859 an Kommandeur des Ismailowski-Leibgarderegiments (im September 1859 zum Generalmajor befördert) und von 1862 an Kommandeur der 1. Gardedivision der Infanterie. Im Juni-Oktober 1863 vorübergehend Kommandeur der Truppen des Gouvernements Wilna, wo er an der Niederschlagung des Polnischen Aufstands von 1863–64 beteiligt war. Von 1864 an im Gefolge Zar Alexanders II.

Von 1864 an Vize-Vorsitzender und von 1867 an Generaladjutant des Vorsitzenden des von Großfürst Nikolai Nikolajewitsch geleiteten Sonder- bzw. später Hauptkomitees zur Reorganisation der Truppen. Beteiligte sich an der Neuordnung der Militärgerichtsbarkeit. Von 1865 an Generalleutnant. 1867–69 für die militärische Ausbildung des Großfürsten (und späteren Zaren Alexander II.) Alexander Alexandrowitsch und seines Bruders Wladimir Alexandrowitsch zuständig. Von 1868 an Mitglied der Kommission für die Neubewaffnung der Armee und Vorsitzender der Sonderkommission für die Neugestaltung der Truppenversorgung.

Von 1872 an Kommandeur der Truppen des Kiewer Militärbezirks. Im Russisch-Osmanischen Krieg von 1877–78 Kommandeur aller Truppen im Rücken der aktiven Armee. Am 15. September 1878 übernahm Drengeln auf persönliche Bitte Alexanders II. den Posten des Obersten Chefs der Dritten Abteilung der Geheimkanzlei des Zaren und Chefs der politischen Polizei. In dieser Eigenschaft gehörte er auch dem Sondertribunal für Fragen der Wehrpflicht, dem Kaukasuskomitee, dem Komitee für Fragen des Königreichs Polen sowie in den Jahren 1878–79 dem Sonderkollegium zur Suche nach Notstandsmaßnahmen zur Bekämpfung der revolutionären Bewegung an. Am 13. März 1879 wurde Drengeln zum Ziel eines Attentats, bei dem der den Narodniki zugehörige Terrorist L.F. Mirski ihn durch die Scheibe seiner Kutsche zu erschießen versuchte, sein Ziel aber verfehlte. 1879 war Drengeln einer der Initiatoren des Zarenerlasses vom 5. April, dem zufolge das Territorium des Russischen Reichs in sechs militärische Generalgouvernements aufgeteilt wurde, um den „revolutionären Aufruhr“ endgültig niederzuhalten. Im Juli 1879 schlug er dem Ministerkabinett vor, die Aufsicht der Staatsanwaltschaft über die Polizei aufzuheben. Am 28. Februar 1880 trat er nach dem von S.N. Chalturin im Winterpalast verübten Attentat auf Alexander II. von seinem Posten als Chef der 3. Abteilung zurück. Von Mai 1880 an war Drengeln vorübergehend Militär-Generalgouverneur von Odessa und Kommandeur der Truppen des Odessaer Militärbezirks, von Januar 1881 an Generalgouverneur von Kiew, Podolsk und Wolhynien und Kommandeur der Truppen des Kiewer Militärbezirks. Mitglied der Kommission zur Optimierung der Militär- (1881) und Feldverwaltung (1888).

Auszeichnungen: Orden der Heiligen Anna 1. Stufe, Orden des Heiligen Wladimir 2. Stufe, Alexander Newski-Orden, Weißadlerorden und preußischer Rotadlerorden sowie Andreas-Orden (Orden des Heiligen Andreas des Erstberufenen).

Am 15. Juli 1888 starb A.R. Drengeln während der Parade aus Anlass des 900. Jahrestags der Taufe der Rus.

Literatur

Столетие Военного министерства. 1802–1902. Исторический очерк развития военного управления в России, т. 1, СПБ, 1902; Жерве В.В., В тылу Дунайской армии 25 лет назад, «Военный сборник», 1903, № 6; Гулевич С.В., История лейб-гвардии Финляндского полка, т. 3, СПБ, 1906; Морозов H.A., Повести моей жизни, т. 2–3 (ук.), М., 1947; Милютин Д.А., Дневник, т. 3 (ук.), М., 1950; Зайончковский П.А., Кризис самодержавия на рубеже 1870–1880-х гг., М., 1964 (ук.). * Брокгауз и Ефрон; ОИ; РБС.

Autoren: Troickij N.

ЗEINE FRAGE STELLEN