KAUFMANN, Konstantin Petrowitsch von, * 19. Februar 1818 in Maidany (Bezirk Nowo-Alexandria, Gouvernement Lublin), † 3. Mai 1882 in Taschkent (Gebiet Syrdarja). Militärführer und Staatsmann. Ingenieur-General (1874), General-Adjutant (1864), Ehrenmitglied der Petersburger Akademie der Wissenschaften (1873).
Kaufmann entstammte dem Adelsgeschlecht der von Kaufmanns. 1836 schloss er die Haupt-Ingenieurschule [spätere Militärakademie für Ingenieurwesen] in St. Petersburg und 1839 die dortigen Offizierskurse ab. Seinen Dienst trat er am 25. Dezember 1836 als Ingenieur-Fähnrich mit Verbleib in der Lehranstalt an. Im Februar 1839 wurde er in den Westlichen Ingenieurbezirk entsandt, wo er in den Festungen Nowogeorgijewsk und Brest-Litowsk diente. 1843 wurde er an das Ingenieur-Kommando in Tiflis versetzt. Kaufmann nahm an Kriegshandlungen im Kaukasus wie dem Feldzug nach Dargo (1845) und dem Sturm von Gergebil (6. Juni 1848) teil, wofür er mit dem Orden des Heiligen Georg 4. Stufe ausgezeichnet wurde (11. Dezember 1848). 1848 wurde er an das Leibgarde-Sapeur-Bataillon versetzt. Er inspizierte die linke Flanke der Kaukasuslinie und war von 1849 an Oberingenieur der Region Kaspi. Im Juni-August 1849 nahm er an der Belagerung des Aul Tschoch teil, 1850 leitete er den Bau der Festungsanlagen im Samur-Tal und in der Region Kaspi, von Dezember 1851 an kommandierte er das 3. Bataillon des Dagestaner Infanterieregiments. Für seine Bewährung im Kampf gegen die Bergvölker wurde er mit dem Goldenen Tapferkeitssäbel ausgezeichnet (19. April 1853).
Während des Krimkriegs (1853-56) kommandierte Kaufmann das Kaukasische Sapeur-Bataillon, an dessen Spitze er an der Schlacht von Kurukdere (24. Juli 1854) und am Sturm von Kars (Juli-November 1855) teilnahm, und war kommissarischer Chef des Feldstabs beim Oberkommandierenden. Am 16. November handelte er mit dem britischen Oberst W. Williams die Bedingungen der Kapitulation der Festung Kars und der türkischen Anatolischen Armee aus. Von Januar 1856 an war er Chef des Stabs des Generalinspekteurs der Ingenieurtruppen Großfürst Nikolai d.Ä.; 1857 wurde er nach Südrussland kommandiert, um Vorschläge für die Verstärkung der an der Straße von Kertsch und entlang des Bug gelegenen Verteidigungsanlagen zu machen.
Vom 2. Dezember 1861 an war Kaufmann als Direktor der Kanzlei des Kriegsministeriums einer der engsten Mitstreiter D.A. Miljutins bei der Durchführung der Militärreformen der 1860er und 1870er Jahre. Zur Zeit des Polnischen Aufstands von 1863-64 wurde er nach Warschau und Wilnius kommandiert, um das Vorgehen der Kommandeure der Russischen Truppen im Königreich Polen und in der Nordwest-Region zu koordinieren. Vom 17. April 1865 an war er Generalgouverneur von Wilnius, Kowno und Grodno, Chef der Gouvernements Witebsk und Mogiljow und Kommandeur der Truppen des Militärbezirk Wilnius, wo er die von M.N. Murawjow eingeleitete Russifizierungspolitik fortsetzte und den Landbesitz der katholischen Klöster (von denen mehr als 100 geschlossen wurden) zugunsten der Bauern säkularisierte. Die aus diesem Vorgehen resultierenden Konflikte mit der örtlichen katholischen Elite stellten einen der Gründe für seine Demission aus dem Amt dar (9. Oktober 1866).
Am 14. Juli 1867 wurde Kaufmann zum Generalgouverneur von Turkestan und Oberbefehlshaber der Truppen des Militärbezirks Turkestans ernannt und mit uneingeschränkten Entscheidungsvollmachten in „politischen, Grenz- und Handelsfragen“ ausgestattet. Am 1. September 1867 schlug der Emir von Buchara die von Kaufmann angebotenen Friedensbedingungen aus und rief zum „Heiligen Krieg“ (Gasawat/Dschihad) auf. Am 1. Mai 1868 gingen die von Kaufmann kommandierten Truppen zum Angriff über, zerschlugen am 2. Mai die 40.000 Mann starke Armee von Buchara an der (am Ufer des Flusses Serafschan gelegenen) Höhe von Čopan ata und nahmen Samarkand ein, wofür Kaufmann mit dem Orden des Heiligen Georg 3. Stufe ausgezeichnet wurde (6. Juni 1868). Am 2. Juni fügte er den Truppen von Buchara bei den Höhen von Serabulak eine vernichtende Niederlage zu. Am 23. Juni schloss Kaufmann einen Friedensvertrag mit Emir Muzaffar ad-Din, dem zufolge dieser das russische Protektorat anerkannte und dem Russischen Reich die Provinzen Samarkand, Kattakurgan (Kattaqoʻrgʻon), Pendschikent (Pandschakent) und Urgut überließ, die zum Bezirk Serafschan des Russischen Reichs zusammengeschlossen wurden.
1873 führte Kaufmann den Feldzug gegen das Khanat Chiwa, in dessen Folge er mit Khan Said Muhammad Rahim II. den Friedensvertrag von Gendeman schloss, dem zufolge das Khanat von Chiwa zum russischen Protektorat wurde. Für diese Operation wurde Kaufmann mit dem Orden des Heiligen Georg 2. Stufe ausgezeichnet (28. Juli 1873). Am 28. September 1873 schloss er in Buchara den Vertrag von Shahrisabz, durch den das russische Protektorat bekräftigt und dem Sklavenhandel im Emirat ein Ende gesetzt wurde. Nachdem Truppen des Khanats Kokand 1875 die Höhen von Serawschan eingenommen und Chodschent mit Abgaben belegt hatten, eroberten Kaufmanns Truppen (16 Kompanien, 8 Hundertschaften und 20 Geschütze) am 22. August die Festung Machram und schlugen den Aufstand nieder (während die Truppen von Kokand etwa 2.000 Mann verloren, hatten die russischen Truppen lediglich fünf Gefallene und acht Verwundete zu beklagen). Am 29. August zog Kaufmann kampflos in Kokand und am 8. September in Margilan ein, woraufhin er am 22. September mit Khan Nāser ad-Din von Kokand einen Friedensvertrag abschloss, dem zufolge das Russische Reich Namangan sowie 500.000 Rubel Kontribution erhalten sollte. Der Friedensvertrag wurde durch den Aufstand Abdurahmon Oftobachis verletzt, nach dessen Niederschlagung das Khanat von Kokand am 19. Februar 1876 zum Gebiet Fergana des Russischen Reiches wurde. Für den Feldzug gegen Chiwa wurde Kaufmann mit einem Degen mit Diamanten und der am Griff (Gefäß) aufgesetzten Aufschrift „Für die Niederwerfung von Kokand“ ausgezeichnet (30. August 1875).
Kaufmann ergriff Maßnahmen, um auf dem angeschlossenen Land russische Kolonisten anzusiedeln, baute in Turkestan eine militärische und zivile Verwaltung auf und gab dem traditionellen System des Landbesitzes eine gesetzliche Grundlage. Besondere Aufmerksamkeit widmete er der Förderung des russischen Handels in der Region, protegierte russische Kaufleute, bot ihnen Schutz und gewährte ihnen Privilegien auf den Märkten von Buchara und Kokand.
Kaufmann war ein überzeugter Anhänger der Ausweitung der Baumwollwirtschaft in Turkestan und ließ 1868 amerikanische Baumwollsamen an die Bevölkerung verteilen. Abgesehen davon ließ er Spezialisten zum Studium nach Texas (USA) entsenden, damit sich diese dort mit Anbau und Verarbeitung von Baumwolle vertraut machen konnten, und förderte den Ankauf von Egreniermaschinen in den USA. Zugleich unterstützte er die Seidenraupenzucht und den Weinanbau sowie die Entwicklung des Handwerks. Auf Initiative Kaufmanns fand 1869 in St. Petersburg eine Turkestan-Ausstellung statt. Er übernahm die Schirmherrschaft über nach Turkestan führende Forschungsexpeditionen, die die Grundlage für die systematische Erforschung der in der Region gelegenen Länder legten. Unter Kaufmann wurde Taschkent systematisch ausgebaut, setzte die Industrialisierung der Region ein und wurden 45 Schulen, jeweils zwei Knaben- und Mädchengymnasien, fünf Mittelschulen, eine auf die Seidenraupenzucht spezialisierte Lehranstalt (1873) sowie das Taschkenter Lehrerseminar (1879) gegründet. Auf Initiative Kaufmanns wurden die ersten in Taschkent erscheinenden Zeitungen (die russischsprachigen „Taschkenter Nachrichten“ sowie die „Turkestaner einheimische Zeitung“), die Öffentliche Bibliothek sowie das Museum (1867) gegründet. Am 25. März 1881 erlitt Kaufmann einen Schlaganfall, in dessen Folge er gelähmt war und seine Sprache verlor.
Kaufmann wurde mit allen russischen Orden bis einschließlich des Ordens des Heiligen Wladimir 1. Stufe (1878) ausgezeichnet. Im Einzelnen wurden ihm der Orden des Hl. Alexander Newski (1870; Diamantbesatz 1872), der Weißadlerorden (1868), der Orden der Hl. Anna 1. Stufe (1861) und der Orden des Hl. Stanislaw 1. Stufe (1860) verliehen.
Kaufmann wurde auf dem am Zusammenlauf des Moskauer Boulevards und des Kaufmann-Boulevards gelegenen Taschkenter Konstantin-Platz (heute Emir Timur-Platz) begraben und später (1889) in die Taschkenter Militärkathedrale der Verklärung des Herrn umgebettet (die 1935 gesprengt wurde).
Kaufmann war mit Julia Morizowna, Tochter von Admiral M.B. Berch und Schwester von A.M. Berch, verheiratet.
Kinder: Jelena (*1857), verheiratet mit Pjotr Alexejewitsch Charitonow; Michail (* 25.12.1858, † 24.02.1891), Leutnant, Flügeladjutant (1881), Offizier der Leibgarde der Berittenen Artillerie, beging Selbstmord.
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