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QUIRING, Emmanuel (Emmanuil Ionowitsch) , * 1. September 1888 im Dorf Fresental (Bezirk Nowousensk, Gouvernement Samara)

Rubrik: Biographische Beiträge (Personalien) / Vertreter des sozialen Bereichs (Bildung, Medizin)

QUIRING, Emmanuel (Emmanuil Ionowitsch), * 1. September 1888 im Dorf Fresental (Bezirk Nowousensk, Gouvernement Samara), † 25. Februar 1937 (anderen Quellen zufolge 1939). Sowjetischer Politiker und Wirtschaftsführer. Doktor der Wirtschaftswissenschaften (1934).

Quiring entstammte einer deutschen Kolonistenfamilie und schloss den kaufmännischen Fachbereich der Petersburger Polytechnischen Kurse ab. Nach seinem Umzug nach St. Petersburg schloss er sich der revolutionären Bewegung an und trat der Sozialdemokratischen Russischen Arbeiterpartei bei. Neben seiner Arbeit als Sekretär der Versicherungskasse der Struder-Fabrik schrieb er als Korrespondent für die „Prawda“. Im Oktober 1913 wurde er Redaktionssekretär der Zeitschrift „Versicherungsfragen“ und Mitglied des Arbeiterbildungsvereins „Wissenschaft und Leben“. Auf Empfehlung des Petersburger Parteikomitees der Sozialdemokratischen Russischen Arbeiterpartei arbeitete er von 1913 an als Sekretär der bolschewistischen Duma-Fraktion und persönlicher Sekretär des bolschewistischen Abgeordneten Alexei Badajew. 1914 wurde er verhaftet und aus der Hauptstadt ausgewiesen. Auf Empfehlung des Duma-Abgeordneten Grigori Petrowski ging er nach Jekaterinoslaw, das zu diesem Zeitpunkt eines der größten Industriezentren Südrusslands und eine Hochburg der proletarischen Bewegung war. Er arbeitete als Sekretär der Versicherungskasse des Jekaterinoslawer Stahlwerks „Brjansk“. Parallel setzte er seine politische Arbeit fort und wurde wenig später Führer der örtlichen Sozial-Demokraten. 1915 wurde er erneut verhaftet und in das Gouvernement Irkutsk verbannt (Dorf Malyschewka, Bezirk Balagansk).

Nach der Februarrevolution kehrte Quiring 1917 nach Jekaterinoslaw zurück, wo er seine politische Tätigkeit wieder aufnahm. Er war Vorsitzender des Stadtparteikomitees der Sozialdemokratischen Russischen Arbeiterpartei, Mitglied und von Dezember 1917 an Vorsitzender des Exekutivkomitees des örtlichen Sowjets, Mitglied des Parteikomitees des Gebiets Donez-Kriwoi Rog und Kandidat bei den Wahlen zur Verfassungsgebenden Versammlung. Parallel war er Redakteur der in Jekaterinoslaw erscheinenden Zeitung „Swesda“ [„Stern“] und Vorsitzender des Fabrikkomitees des Stahlwerks „Brjansk“. Von 1918 an war er Mitglied und von Oktober 1918 bis März 1919 Sekretär des ZK der KP(b)U und Mitglied der Provisorischen Arbeiter- und Bauernregierung der Ukraine. Er betrieb Propagandaarbeit unter deutschen Soldaten und nahm an den Verhandlungen mit dem deutschen Besatzungskommando teil, in deren Folge die deutschen Truppen die Gegend um Charkow kampflos räumten. 1919 war er er Vorsitzender des Volkswirtschaftsrats der von den Bolschewiki in Charkow ausgerufenen Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik und nach deren Auflösung von August 1919 bis Ende 1920 Vorsitzender der Volkswirtschaftsräte der Gouvernements Tschernigow und Jekaterinoslaw sowie des Jekaterinoslawer Gouvernementsrevolutionskomitees. Im November 1920 gehörte er der sowjetischen Delegation bei den Friedensverhandlungen zur Beendigung des Sowjetisch-Polnischen Kriegs an. In den Jahren 1921-23 leitete er das Donezker Gouvernementsparteikomitee der KP(b)U. Von April 1923 bis April 1925 war er zunächst Erster und dann Generalsekretär des ZK der KP(b)U.

Als einer der führenden Vertreter des sogenannten „rechten Flügels“ der Bolschewiki leistete Quiring zu dieser Zeit einen großen Beitrag sowohl zur Umsetzung der Neuen Ökonomischen Politik als auch zur Förderung der nationalen Minderheiten und insbesondere der in der Ukraine lebenden Deutschen. Die von den „linken“ Kommunisten favorisierten Methoden der Kommandowirtschaft lehnte er ab und setzte eher auf ökonomische Hebel der Einwirkung auf die Gesellschaft. Für seine Ansichten wurde er zunächst von der Parteiarbeit entbunden und später repressiert.

In den Jahren 1925-26 war Quiring Stellvertretender Vorsitzender des Obersten Volkswirtschaftsrats und in den Jahren 1927-30 Stellvertretender Vorsitzender der Staatlichen Planungsbehörde der UdSSR (1937 Erster Stellvertreter), in den Jahren 1932-34 stellvertretender Vorsitzender des Rohstoff-Fonds des Arbeits- und Verteidigungsrats. Parallel widmete sich Quiring auch der wissenschaftlichen Arbeit. Von 1930 an leitete er das Institut der Roten Professur und in den Jahren 1932-37 das Ökonomische Institut der Kommunistischen Akademie. Für seine Verdienste wurde Quiring mit dem Ehrenabzeichen der Sowjetunion ausgezeichnet.

1937 wurde Quiring verhaftet. Zu der Standard-Anklage als „Volksfeind“ kam noch die Anschuldigung hinzu, Spionage zugunsten Deutschlands betrieben zu haben. Er wurde zum Tode verurteilt und erschossen.

Quiring hatte einen Sohn (W.E. Quiring, verstorben) und eine Tochter (S.E. Sandrazkaja, lebt heute in der Bundesrepublik). In Dnepropetrowsk wurde an seinem früheren Wohnhaus in der Barrikadnaja-Straße Nr. 2, in dem er in den Jahren 1918/19 wohnte, eine Erinnerungstafel angebracht. Nach Quiring ist eine Straße in Dnepropetrowsk sowie eine Buntmetallfabrik in Artjomowsk benannt. An ihn wird auch am Saporoschjer Wasserkraftwerk (DneproGES) erinnert. Quiring war Autor von über 400 Arbeiten, Artikeln und Reden.

Veröffentlichungen


Организация народного хозяйства, «Народное хозяйство Украины», 1919, № 4–5; Очерки развития промышленности в СССР. 1917–1927 гг., М.-Л., 1929; Пятнадцать лет советской промышленности, «Большевик», 1932, № 20; Избранные речи и статьи (к 100-летию со дня рождения), К., 1989.

Literatur

Великий Жовтень i Громадянська вiйна на Украiнi К., 1987, с. 242; Деятели СССР и революционного движения в России. Энциклопедический словарь Гранат. Репринт, М., 1989, с. 438; Жовтень на Катеринославщинi (Збiрник коротких бiографiй), Днiропетровськ, 1958, с. 69–71; Бачинский П.П., Квиринг В.Э., Перельман А.А., Э.И. Квиринг, К, 1968; Бачинский П.П. Сергиенко М.Б., Э.И. Квиринг, К., 1989; Попова Н.В., Политическая и народнохозяйственная деятельность Э.И. Квиринга на Украине (1914–1925 гг.), Днепропетровск, 1992. * БСЭ; СИЭ; Украинская советская энциклопедия, т. 4., К., 1980.

Archive

Центральный государственный архив Украины (ЦГИАУ), ф. 313; Центральный государственный архив общественных объединений Украины (ЦГАООУ), ф. 39; Российский государственный архив экономики (РГАЭ), ф. 9590.
Autoren: Tolstych I. (Dnepropetrowsk)

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