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Contenius Samuel (1750–1830). Hofrat, Hauptrichter des Jekaterinslawer Kontors der Kuratoriums für die ausländischen Kolonien Südrusslands, Pädagoge

Rubrik: Biographische Beiträge (Personalien) / Vertreter des sozialen Bereichs (Bildung, Medizin)

CONTENIUS, Samuel Christianowitsch, * 1748 (anderen Quellen zufolge 1750) in Westfalen, † 30. Mai 1830 in Josefstal bei Jekaterinoslaw. Staatsrat. Hauptrichter am Fürsorgerkontor in Jekaterinoslaw. Pädagoge.

Contenius entstammte einer protestantischen Pastorenfamilie. Nach Abschluss eines sprachwissenschaftlichen Studiums beherrschte er zum Zeitpunkt seiner Übersiedlung nach Russland bereits mehrere Fremdsprachen und trat 1785 in den russischen Staatsdienst. In den Jahren 1797-1800 unternahm Contenius in seiner Eigenschaft als Berater des Geographischen Departements und Hofrat im Auftrag der Regierung eine ausgedehnte Inspektionsreise durch die deutschen Kolonien Neurusslands, die ihn in die sechs Dörfer des im Gouvernement Tschernigow gelegenen Kolonistenbezirks Belye Weschi, in die im Gouvernement Cherson gelegenen Kolonien Alt-Schwedendorf und Alt-Danzig, in die neun Dörfer des Mennonitenbezirks Chortiza sowie in die im Gouvernement Jekaterinoslaw gelegenen Kolonien Josefstal, Rybalsk und Jamburg führte. Seine Erkenntnisse dokumentierte er in umfangreichen Berichten, die zudem zahlreiche Vorschläge enthielten, wie sich das Leben der Kolonisten verbessern ließe. In den Jahren 1800-1818 war Contenius als Hauptrichter für das neu gegründete Fürsorgekontor in Jekaterinoslaw tätig, das zu diesem Zeitpunkt die höchste für die in Südrussland ansässigen Siedler zuständige Verwaltungs- und Gerichtsinstanz darstellte und 1818 zum Fürsorgekomitee für die in den südlichen Regionen Russlands ansässigen Kolonisten umgewandelt wurde. Contenius reiste oft in die ihm unterstellten Siedlungen, erteilte den Dorfschulzen zahlreiche Ratschläge, legte Konflikte bei und wachte darüber, dass die Kolonisten die Verhaltensnormen und ökonomischen Vorgaben einhielten. Contenius war ein Anhänger der Selbstverwaltung der Kolonien und wirkte immer darauf hin, dass diese zum Wohl der wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung umgesetzt wurde. Er verfasste die sogenannten „Instruktionen“, die alle mit dem sozialen und wirtschaftlichen Leben der Kolonisten verbundenen Rechtsfragen regelte und in die Sammlung der russischen Gesetze aufgenommen wurde.

Große Aufmerksamkeit widmete Contenius der Förderung der Landwirtschaft in den deutschen Kolonien: Er sorgte dafür, dass die Kolonisten hochwertiges Saatgut (für Getreide und Gemüse), sortenreine Setzlinge, Landwirtschaftstechnik und Arbeitsvieh erhielten und achtete darauf, dass in den Steppengebieten dürreresistente und rentable Getreidekulturen angebaut wurden. Er führte Roggen und Flachs ein und förderte die Vieh- und insbesondere die Schafzucht.

Contenius vermachte der Werner-Schule in Sarate (Bessarabien) 15.000 Rubel, mit denen die Aufnahme talentierter Kolonistensöhne ermöglicht werden sollte. Nach ihm war die im Gouvernement Taurien gelegene Kolonie Conteniusfeld benannt.

Literatur

Скальковский А.А., Хронологическое обозрение истории Новороссийского края 1730–1823, Одесса, 1836–38, Штах Я., Очерки из истории и современной жизни южнорусских колонистов, М., 1916, Кулинич И.М., Подвижническая деятельность выдающихся деятелей немецких колоний, в сб.: Вопросы германской истории, Днепропетровск, 1995 Mauch A., Staatsrat Samuel Kontenius, о.О. 1952, Mergenthaler A., Staatsrat Kontenius, in: Heimatbuch der Deutschen aus Rußland, Stuttgart, 1958.
Autoren: Negru O. (Kischinjow)

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