KRUSENSTERN Nikolai Friedrich Ludwig (Nikolai Fjodorowitsch) von (7. Februar 1854, Reval, Estländisches Gouvernement – 5. April 1940, Schwetz, Danzig – Westpreußen, Deutschland), Militär, General der Infanterie (1913). Aus dem Geschlecht der Krusenstern, evangelisch-lutherischer Konfession; Sohn des Vize-Admirals F. K. von Krusenstern und dessen Ehegattin Charlotte, Geb. von Klugen. Schloss das 2. Sankt Petersburger Militärgymnasium (1870), die 1. Pawlowsker Fachschule (1872), die Nikolai-Akademie des Generalstabs nach dem 1. Rang (1881), die Offizierskavallerieschule (1894) ab. Wurde aus der Fachschule am 17. Juli 1872 als Fähnrich der Leibgarde des Ismailowski-Regiments entlassen. Teilnehmer des Russisch-Türkischen Krieges 1877–1878, war Offizier für Aufträge bei General E. I. Totleben; ausgezeichnet mit dem Orden des Hl. Stanislaw des 3. Grades mit Schwertern und Band (1878). Im Jahre 1878, während des Aufenthaltes in Bulgarien, erkrankte schwer und wurde zur Behandlung nach Petersburg gesendet. Erhielt nach Abschluss der Akademie im Jahre 1881 für die erreichten Ergebnisse eine Geldprämie und wurde auf staatliche Kosten ins Ausland kommandiert; besuchte Berlin und Wien, wo er Kurse der Militärwissenschaften besuchte und an Manövern teilnahm. Seit 15. September 1881 Oberadjutant, seit 18. Dezember 1881 Oberoffizier für besondere Aufträge bei dem Stab des 1. Armeekorps (Petersburg). Seit 27. Februar 1882 Oberadjutant des Stabs der 1. Garde-Kavallerie-Division (Petersburg). Seit 14. August 1886 Oberoffizier, seit 9. April 1888 Stabsoffizier für Aufträge bei dem Stab der Armeen der Garde und des Petersburger Militärdistrikts; verbrachte gleichzeitig seit Dezember 1891 bis Januar 1893 eine Zensurleitung der Bataillon in der Leibgarde des Ismailowski-Regiments. Übernahm am 8. Juni 1895 den Stab der 1. Garde-Kavallerie-Division, übernahm am 24. Oktober 1900 das Kommando des 11. Charkower Dragonerregiments (Belostok), welches sich in dem Bestand der 4. Kavalleriedivision befand. Am 10. März 1902 wurde Krusenstern zum General-Major befördert und zum Kommandeur der 1. Brigade der 4. Kavalleriedivision Belostok ernannt. Wurde am 3. Februar 1904 nach Warschau versetzt, wo er das Kommando der Leibgarde des Seiner Majestät Ulanischen Regiments übernahm. Seit 10. Februar 1906 Kommandeur der 2. Brigade der 2. Garde-Kavallerie-Division (Petersburg). Wurde am 10. Februar 1907 zum Kommandeur der 1. Garde-Kavallerie-Division (mit Verleihung des Ranges General-Leutnant, wurde am 31. Mai 1907 in der Position des Divisionsleiters bestätigt) ernannt. Wurde seit 23. Dezember 1910 Kommandeur des 28. Armeekorps (mit Hauptquartier in Petersburg), in dessen Bestand sich im Juli 1914 (unter Stabsleiter General-Major A. K. Freimann) die 23. (General-Leutnant S. A. Woronin), die 37. (General-Leutnant A. M. Sajontschkowskij) und die 50. (General-Leutnant N. S. Berdjaew) Infanteriedivision befanden; wurde am 31. Mai 1913 zum General der Kavallerie befördert.
Nach Beginn des Ersten Weltkriegs wurde Krusenstern, welcher sich im Urlaub in Estland befand, dringend zum Dienstort berufen und trat zusammen mit dem Korps an die Front. Kämpfte im Bestand der 9. Armee bei Nowy Korczyn, bei Sopan und Brody, danach an der Sana und der Nida. Im April 1915 wurde das Korps in den Bestand der 11. Armee übergeben. Die Streitkräfte Krusensterns bewährten sich in Kämpfen in den Karpaten, bei Schurawino und im August 1915 an dem Fluss Strypa. Seit Juni 1916 kämpfte das Korps von Krusenstern im Bestand der 7. Armee, im Bestand von welcher er an der Offensive der südwestlichen Front 1916 teilnahm. Führte im Herbst 1916 schwere Kämpfe in den Karpaten. Am 6. September 1916 geriet Krusenstern in einen Autounfall, erlitt eine schwere Kopfverletzung und einen Armbruch, wurde zur Behandlung zuerst in das Spital nach Tschernowitz und 2 Monate später – in das Kaiserliche Lazarett im Zarskoje Selo gerichtet. Wurde für Bewährung vor dem Feind mit den Orden des Hl. Alexander Newskij mit Schwertern (1914) und des Weißen Adlers mit Schwertern (1914) ausgezeichnet. Am 4. Oktober 1916 wurde Krusenstern offiziell von dem Kommando des Korps freigestellt und zum Mitglied des Militärrates ernannt.
Fuhr nach dem Oktoberumsturz 1917 in die Heimat; ab 1921 ehrenamtlicher Vorsitzender der Vereinigung der gegenseitigen Hilfe der ehemaligen Armeeangehörigen (OBWB) in Tallinn, war auch Vize-Vorsitzender der Vereinigung Weißes Kreuz und Mitglied des Ehrengerichts des OBWB. Fuhr Ende 1939 mit anderen baltischen Deutschen nach Deutschland. Starb im Altersheim.
Brüder:
– Axel Friedrich Karl Pankratius (Axel Fjodorowitsch) (27. Dezember 1851 – 10. Mai 1913), General-Leutnant (1908). Schloss das 2. Sankt Petersburger Militärgymnasium (1869), die 1. Militärische Pawlowsker Fachschule (1871) ab. Wurde am 11. August 1871 als Fähnrich in die Infanterie entlassen. Wurde 1872 in das Ismailowskij-Regiment der Leibgarde versetzt, befehligte eine Kompanie, eine Bataillon. Teilnehmer des Russisch-Türkischen Krieges von 1877–1878. Seit dem 2. Juli 1897 Kommandeur des 6. Taurischen Seiner Kaiserlichen Hoheit des Großfürsten Michail Nikolajewitsch Grenadierregiments. Wurde am 2. Juni 1901 zum General-Major befördert und zum Kommandeur der 2. Brigade der 3. Grenadierdivision ernannt. Seit 7. Juni 1907 Kommandeur der 2. Brigade der 23. Infanteriedivision. Wurde am 10. Juni 1908 in den Ruhestand entlassen;
– Konstantin Erik Moritz (Erich Fjodorowitsch) (20. Juni 1859 – 26. März 1936), Oberst. Beendete die 1. militärische Pawlowsker Fachschule. Diente in dem Ismailowskij-Regiment der Leibgarde. Fuhr 1918 in die Heimat, wo er der Weißen Bewegung beitrat, diente in der Revaler Begleitschutzgruppe der Etappe der Nordwestlichen Armee;
– Alfred Otto (Alfred Fjodorowitsch) (18. Dezember 1864 – 23. Februar 1920, Tallinn, Estland), Oberst (1905). Schloss die Nikolajewski Kavallerie-Fachschule (1885), die Offizierskavallerieschule (1893) ab. Wurde am 7. August 1885 als Kornett in das 10. Dragoner Jekaterinoslawer Regiment (Lomschiner Gouvernement) entlassen, vom 18. August 1893 bis 5. Mai 1899 Regimentsadjutant, danach Schwadronkommandeur. Wurde in das Kavallerie-Grenadier-Regiment der Leibgarde versetzt. Befehligte seit dem 24. November 1910 bis zum 8. April 1915 das 3. Smolensker Kaiser-Alexander-III.-Ulaner-Regiment (Suwalker Gouvernement). Im Bestand der 3. Kavalleriedivision nahm er an Kämpfen in Ostpreußen teil (August–September 1914). Seit dem 6. April 1916 Kommandeur des 3. Reservekavallerieregiments. Kehrte 1918 in die Heimat zurück. Trat 1919 in den Verband der Verteidigung von Estland (Kaitseliit) ein und übernahm das Kommando über dessen 7. Tallinner Abteilung und seit 3. April 1919 – über die 3. Tallinner Bataillon.
Город Нарва. Исторический очерк. СПБ, 1890.
Абисогомян Р. Роль русских военных деятелей в общественной и культурной жизни Эстонской Республики 1920–1930-х гг. и их литературное наследие. Биографический справочник. Тарту, 2007; Залесский К.А. Первая мировая война. Ч. 1. М., 2014.