LOHRER, Nikolai Iwanowitsch, * Mai 1797 oder 1798, † 1873 in Poltawa. Dekabrist, Major (1822).
Entstammte dem Adel des Gouvernements Cherson. Lohrers Vater Iwan Iwanowitsch war Kollegienrat, Rat der Wosnessensker Bezirksführung und später Vizegouverneur von Cherson, seine Mutter Fürstin Jekaterina Jewsejewna Zizianowa. Lohrer wurde im Haus von P.W. Kapnist und im Adelsregiment beim 2. Kadettenkorps erzogen. Am 21. November 1812 wurde er im Rang eines Fähnrichs aus der Armee entlassen. Am 12. Juli 1813 wurde er an das Litauische Leibgarderegiment überstellt und nahm 1813–14 an den Feldzügen des Sechsten Koalitionskriegs teil (Dresden, Kulm, Leipzig, Paris). Am 26. August 1817 wurde er zum Unterleutnant und am 4. Juli 1818 zum Leutnant befördert. Am 11. Oktober 1819 quittierte er aus familiären Gründen vorübergehend den Militärdienst. Am 21. Mai 1820 trat er erneut in den Dienst des Moskauer (ehemals Litauischen) Leibgarderegiments und wurde am 26. November 1822 zum Stabskapitän und am 26. November 1822 zum Major befördert. Gehörte dem geheimen Südbund an. Auf Betreiben seiner Vorgesetzten wurde er am 26. März 1824 an das von P.I. Pestel kommandierte Wjatkaer Infanterieregiment überstellt und wurde Pestels Sekretär für gesellschaftliche Fragen. Im Frühjahr 1824 trat er auch dem geheimen Nordbund bei. Darüber hinaus war er Freimaurer und Mitglied der „Palästina“-Loge sowie einer ausländischen Loge in Offenbach. Am 23 Dezember 1825 wurde er in Tultschyn verhaftet und in die Petersburger Peter-und-Paul-Festung gebracht. Er wurde nach der 4. Kategorie bzw. nach Bestätigung vom 10. Juli 1826 zu zwölf Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Am 22. August 1826 wurde das Strafmaß auf acht Jahre herabgesetzt. Seine Strafe verbüßte er zunächst in den Nertschinsker Erzgruben. 1832 wurde er zur Ansiedlung in die Stadt Kurgan (Gouvernement Tobolsk) verlegt.
Am 21. Juni 1837 wurde Lohrer als gemeiner Soldat in den Kaukasuskrieg geschickt, wo er seinen Dienst im Teginsker-Infanterieregiment leistete. Am 28. August 1838 wurde er zum Unteroffizier und am 10. Oktober 1840 zum Fähnrich befördert. Am 11. Februar 1842 wurde er ohne Recht, die Hauptstädte aufzusuchen, aus dem Militärdienst entlassen. Er ließ sich in Cherson nieder und zog später auf das im Dorf Wodjanoje (Bezirk Cherson) gelegene Gut seines Bruders D.I. Lohrer.
Lohrer war (ab dem 23. Juli 1843) mit Nadeschda Wassiljewna Isotowa (*1820, † 28. August 1849) verheiratet und betätigte sich auch literarisch. Am 30. Januar 1851 wurde er aus der Aufsicht entlassen und durfte sich zeitweilig in Moskau aufhalten. Am 29. August 1855 wurde ihm sogar gestattet, St. Petersburg aufzusuchen. Am 25. August 1856 wurden aufgrund des Amnestie-Manifests alle Beschränkungen seiner Bewegungsfreiheit aufgehoben. Er ließ sich in Poltawa nieder, wo er auch verstarb.
Autor der „Erinnerungen eines Dekabristen“ (in: „Russkaja Beseda“, Buch 5, Nr. 3, 1857; Buch 19, Nr. 1, 1860; 2. Auflage: Irkutsk, 1984), das zahlreiche für Historiker interessante Beobachtungen enthält.