RADEZKI, Fjodor Fjodorowitsch, * 1820 im Gouvernement Kasan, † 14. Januar 1890 in Odessa. Feldherr, General der Infanterie (1877), Generaladjutant (1878).
Radezki entstammte dem im Gouvernement Poltawa ansässigen Adel und war Sohn von Oberst i.R. Friedrich Christoph (Fjodor Fjodorowitsch) Radezki (1782–1859) und Jewdokia Petrowna geborene Schukowa (1792–1861), ursprünglich aus Kurland und dem traditionell calvinistischen weißrussischen Szlachta-Geschlecht der Mikulicz-Radecki zugehörig. Radezki war zweimal verheiratet und hatte vier Söhne (Fjodor, Wladimir, Juri und Boris) und zwei Töchter (Larissa und Natalia) aus erster Ehe. Er absolvierte die Hauptingenieursschule (spätere Nikolajewski-Militärakademie für Ingenieurwesen) und die Akademie des Generalstabs.
Im Jahr 1834 wurde Radezki in die Konduktoren-Kompanie der Hauptingenieursschule aufgenommen und 1838 zum Unteroffizier befördert. Nach Ablegung seiner Prüfungen wurde er im Jahr 1839 als Feldingenieur im Rang eines Fähnrichs entlassen und blieb zugleich an der Schule, um sein Studium in den ingenieurtechnischen Offiziersklassen fortzusetzen. Zwei Jahre später trat er in den Dienst des Ingenieurkorps und wurde zunächst an das Warschauer Ingenieurkommando und im Jahr 1842 in den Kaukausus in den Georgischen Ingenieurbezirk überstellt, wo er an Feldzügen, Überfällen, Erkundungseinsätzen und (Straf-) Expeditionen gegen die Bergstämme teilnahm. Für seine Bewährung im Dienst wurde er am 1. Juli 1844 zum Unterleutnant und 1845 zum Leutnant befördert und mit dem Orden des Heiligen Stanislaw 3. Ranges ausgezeichnet. Im Juli 1847 ging Radezki nach Sankt Petersburg an die Kaiserliche Militärakademie (später Akademie des Generalstabs). Nach Abschluss des Primärkurses wurde er zum Stabskapitän befördert und an das 5. Infanteriekorps überstellt, das gegen die aufständischen Ungarn vorging. Nach Ende der Kampfhandlungen ging er auf eigenen Wunsch in den Kaukasus. Für herausragende Erfolge in den Wissenschaften an der Akademie wurde er am 22. Dezember 1850 in den Rang eines Hauptmanns erhoben und an den Generalstab überstellt. In den Jahren 1850-62 stand er im Feldzug gegen die kaukasischen Bergstämme. Für seine Bewährung im Kampf wurde er im April zum Oberstleutnant befördert und 1854 zum Stabschef der 21. Infanteriedivision und der Truppen der Kaspischen Region ernannt. 1855 wurde er in den Rang eines Obersts erhoben, 1858 zum Kommandeur des Dagestaner Infanterieregiments ernannt und mit dem Goldenen Tapferkeitssäbel ausgezeichnet. 1859 wurde Radezki der Orden des Heiligen Georg 4. Ranges verliehen. In den Jahren 1861–62 war er Stabschef des Kosakenheers am Terek. 1861 wurde er zum Generalmajor befördert und dem Generalstab zugeteilt. 1863 wurde er zum Adjutanten des Chefs der Kaukasischen Grenadierdivision ernannt. Nach der Unterwerfung des Kaukausus kommandierte er die 38. Infanteriedivision und wurde für seine Verdienste im Dienst 1867 mit dem Orden des Heiligen Stanislaw 1. Ranges mit Schwertern ausgezeichnet. 1868 wurde er zum Generalleutnant befördert und zum Chef der 21. Infanteriedivision ernannt. 1870 wurde er mit dem Orden der Heiligen Anna 1. Ranges mit Schwertern ausgezeichnet und kommandierte anschließend das 8. Armeekorps, mit dem er am Russisch-Osmanischen Krieg von 1877–78 teilnahm. Für die in der Nacht auf den 15. Juni 1877 erfolgte Querung der Donau erhielt er den Orden des Heiligen Georg 3. Ranges. Für die Verteidigung des Schipkapasses gegen die Armee Süleiman Paschas wurde er mit einem brillantenbesetzten Degen mit der Aufschrift „Für die Verteidigung von Schipka am 9.-14. August 1877“ ausgezeichnet. Er hielt die Stellung bis zum 29. Dezember 1877. Als die russischen Truppen nach dem Fall von Plewna über den Balkan vorrückten, führte er den Vormarsch der Kolonnen N.I. Swjatopolk-Mirskis und M.D. Skobelews, die die bei Schipka gelegenen türkischen Stellungen umgehen sollten. Durch diese Operation und die gleichzeitige Attacke Radezkis von der Front konnte dieser am 28. Dezember 1877 die gesamte Armee Wessel-Paschas gefangennehmen, wofür er mit dem Orden des Heiligen Georg 2. Ranges ausgezeichnet und zum Infanteriegeneral befördert wurde. Im Januar 1878 kommandierte er bei der Einnahme Adrianopols die linke Kolonne. Im April 1878 wurde er zum Generaladjutanten und Chef des 55. Podolzker Infanterieregiments befördert. Nach seiner Rückkehr nach Russland wurde Radezki zum Ehrenbürger der Städte Poltawa und Sankt Petersburg sowie zum Ehrenmitglied der Akademie des Generalstabs erwählt, wobei die Hauptstadt ihm einen reich verzierten Säbel überreichte. Auch mehrere ausländische Staaten verliehen ihm ihre Orden. Nachdem er zwischenzeitlich als Kommandeur zunächst des 5. Armeekorps und dann des Grenadierkorps gedient hatte, wurde Radezki im Mai 1882 zum Chef des Charkower und im Jahr 1888 zum Chef des Kiewer Militärbezirks ernannt. 1889 wurde er Mitglied des Staats- und des Militärrats. In seinem Leben nahm Radezki an über 100 Gefechten und Schlachten teil. Er verstarb in der Nacht auf den 14. Januar 1890 in Odessa im Haus Nr. 2 der Preobraschenski-Straße, an dem im Jahr 1983 eine Gedenktafel angebracht wurde („In diesem Haus lebte der Held von Schipka General Fjodor Fjodorowitsch Radezki. 1820–1890)“. Seine letzte Ruhestätte fand Radezki auf dem Preobraschenski-Friedhof, wo zu seinen Ehren im Jahr 1891 ein von W.O. Sherwood geschaffenes Denkmal errichtet wurde. 1933 wurde der Friedhof mit allen Grabmälern zerstört und stattdessen der Preobraschenski-Park angelegt, in dem am 15. Juni 2011 ein Denkmal für Radezki errichtet wurde. In der bulgarischen Stadt Gabrowo wurde eine der zentralen Straßen nach Radezki benannt und eine Bronzebüste aufgestellt.
Согрытлахская переправа. (Заметки по поводу статей о Согрытлах-ской переправе, помещенных в газете «Кавказ» // Военно-ист. сб. 1914. № 1.
Герои и деятели русско-турецкой войны 1877–1878 гг.: 20 художников-исполнителей портретов с подробными биографиями и описанием выдающихся событий войны / Портр. рис. П.Ф. Брожем и грав. И. Матюшиным, Ю. Барановским и Ф. Герасимовым. СПб., 1878; Русские современные деятели: Сб. портретов замечательных лиц настоящего времени, с биографическими очерками. СПб., 1878. Т. 3; Генерал-адъютант Ф.Ф. Радецкий в среде бывших воспитанников Николаевской инженерной академии и училища в день 19 октября 1878 года. СПб., 1878; Генерал-адъютант Ф.Ф. Радецкий // Голос. 1878. № 293; Глиноецкий Н.П. Исторический очерк Николаевской академии Генерального штаба. СПб., 1882; Катрапов С.П. Венок на могилу незабвенного героя русско-турецкой войны Ф.Ф. Радецкого. (В память открытия памятника на Преображенском кладбище). Одесса, 1891; Дмитровский В. Радецкий и Скобелев в сражении 27-го и 28-го дек. 1877 г. под Шипкой // Русская старина. 1901. № 3; Шульце К.К. Из дневника войны 1877–1878 гг. // Военно-ист. сб. 1913. № 2 (под заголовком: Радецкий на Шипке); Павловский И.Ф. Полтавцы: Иерархи, государственные и общественные деятели и благотворители. Полтава, 1914; Юдин П.Л. К характеристике Драгомирова и Радецкого. (Отрывки из воспоминаний) // Голос минувшего. 1915. № 10; Драгомирова С.А. Радецкий, Скобелев, Драгомиров. (Из воспоминаний) // Ист. вестник. 1915. № 2 (под заголовком: Ф.Ф. Редецкий); Шилов Д.Н., Кузьмин Ю.А. Члены Государственного совета Российской империи. 1801–1906: Биобиблиографический справочник. СПб., 2007.