PHULL (PFUEL), Karl Ludwig August (Anton) von, (Karl Ludwigowitsch), * 5. Oktober 1757 in Ludwigsburg (anderen Quellen zufolge 1770 in Stuttgart), † 13. April 1826 in Stuttgart. Baron, preußischer Militärtheoretiker, Generalleutnant im russischen Dienst (1809).
Auszeichnungen: Alexander-Newski-Orden (Orden des Heiligen und Rechtgläubigen Großfürsten Alexander Newski), Orden des Heiligen Wladimir 1. Klasse, Orden der Heiligen Anna 1. Klasse sowie drei ausländische Orden. Phull entstammte dem deutschem Adel. Sein Vater war der Generalleutnant in württembergischen Diensten Carl Ludwig Wilhelm August von Phull.
Nach Abschluss des Stuttgarter Gymnasiums (anderen Quellen zufolge der Württembergischen Kadettenanstalt) stand Phull ab dem 11. Februar 1774 als Leutnant der württembergischen Leibgarde zu Fuß in württembergischen Diensten. 1779 trat er im gleichen Rang in preußische Dienste, wo König Friedrich II. der Große auf ihn aufmerksam wurde und sich mit ihm persönlich mit der Theorie der Kriegskunst befasste. Phull nahm auf Seiten Preußens am Bayerischen Erbfolgekrieg (1778–1779) teil und wurde 1781 in den Generalstab aufgenommen. Während des Ersten Koalitionskriegs (1792–97) nahm er an den Schlachten bei Valmy und Kaiserslautern sowie an der Belagerung von Mainz teil. Für das Gefecht am Karlsberg wurde er mit dem Orden „Pour le Mérite“ ausgezeichnet. 1806 nahm er im Rang eines Obersts beim Stab des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. an der Schlacht von Auerstedt teil. Später wurde er von der preußischen Regierung zum russischen Zaren nach Sankt Petersburg entsandt, wo er auf Zar Alexander I. einen solch guten Eindruck machte, dass ihm dieser das Angebot unterbreitete, in russische Dienste zu treten. Am 27. Dezember 1806 wurde er im Rang eines Generalmajors in den russischen Generalstab aufgenommen, um den Zaren in militärtheoretischen Fragen zu beraten. Er begleitete Alexander I. während des Feldzugs des Jahres 1807. Im Januar 1808 wurde er mit dem Orden der Heiligen Anna 1. Klasse ausgezeichnet und am 30. August 1809 zum Generalleutnant befördert.
Vor Napoleons Russlandfeldzug von 1812 war er maßgeblich an der Ausarbeitung der russischen Verteidigungsstrategie beteiligt, der zufolge bereits Monate vorher die Stellungen in Drissa ausgebaut wurden. Zu Beginn des Vaterländischen Kriegs diente er in der unmittelbaren Umgebung des Zaren Alexander I. Auf dem im Lager Drissa abgehaltenen Kriegsrat fand sein Plan keine Zustimmung. Bis August 1812 war er beim Oberkommandierenden der Ersten Westarmee, dann wurde er nach Sankt Petersburg abberufen. Am 24. Oktober 1812 wurde er mit einer Mission nach Großbritannien entsandt. 1813 kam er in die Niederlande, wo er die Jahre 1813–14 verbrachte. Im November 1813 wurde er mit dem Orden des Heiligen Wladimir 1. Klasse ausgezeichnet. Vom 28. Mai 1814 an war er Sondergesandter Russlands in den Niederlanden, wo er bis zu seinem Ausscheiden aus dem Dienst am 25. April 1821 blieb. 1816 wurde er mit dem Orden des Heiligen Alexander Newski ausgezeichnet. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in Stuttgart. In einer den Ereignissen von 1812 gewidmeten Notiz versuchte er, den von ihm entworfenen Plan zu rechtfertigen und dessen Scheitern mit dem erfolglosen Vorgehen der russischen Generäle zu erklären. Phull ist auf dem Stuttgarter Hoppenlau-Friedhof begraben.
Essai ďun système pour servir de guide dans ľétude des opérations militaries. Leipzig, 1853.
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