SCHUBERT, Theodor Friedrich (Fjodor Fjodorowitsch), * 12. Februar 1789 in Sankt Petersburg, † 3. November 1865 in Stuttgart. Stabsoffizier, einer der bedeutendsten Astronomen, Kartographen und Geodäten in Diensten der Russischen Armee, General der Infanterie (1845).
Auszeichnungen: Orden der Heiligen Anna 2. Klasse mit Diamanten, Orden des Heiligen Wladimir 4. Klasse am Band, drei ausländische Orden, Goldkreuz für Preußisch Eylau und Goldener Tapferkeitsdegen. Schubert entstammte dem im Gouvernement Sankt Petersburg ansässigen Adel. Sein Vater war der berühmte Astronom und Mathematiker Friedrich Theodor von Schubert (1758–1825, Mitglied der Akademie der Wissenschaften), seine Mutter Luise Friederike eine geborene Baronesse von Cronhelm (1764–1819). Schubert war mit Sophie Alexandrowna Rall (1801–33), der Tochter des Hofbankiers Baron A.A. Rall, verheiratet. Seine Enkeltochter war die Mathematikerin Sofia Kowalewskaja. Schubert erhielt zunächst häuslichen Unterricht, dessen Schwerpunkt im Bereich der Mathematik lag.
Vom Jahr 1800 an besuchte Schubert die deutsche Petrischule in Sankt Petersburg. Noch vor Abschluss der letzten Klasse wurde er am 14. Juni 1803 als Kolonnenführer in den Quartiermeisterdienst des Generalstabs aufgenommen. Im Januar 1804 wurde er zunächst nach Polozk und später in die Gouvernements Olonez und Archangelsk abkommandiert, um dort astronomische Ortsbestimmungen und geodätische Arbeiten durchzuführen (für die erfolgreiche Ausführung dieser Mission wurde er am 10. März 1804 zum Unterleutnant befördert). Im Frühjahr 1805 begleitete er zusammen mit seinem Vater die Gesandtschaft des Grafen Ju.A. Golowkin nach China. Auf dem Weg befasste er sich mit astronomischen Positionsbestimmungen und erstellte eine topographische Dokumentation des Reisewegs. Im Juni 1806 wurde er zur Durchführung von Geländeaufnahmen nach Narwa und Reval entsandt. Von Oktober 1806 an diente er unter dem Kommando von General L.L. Bennigsen in der Feldarmee. Im Dezember 1806 nahm er an den Schlachten bei Tschernowo, Kolosembo und Pultusk (Orden der Heiligen Anna 3. Klasse) und im Januar 1807 an den Schlachten bei Allenstein, Jankow, Landsberg und Preußisch Eylau teil. In der letztgenannten Schlacht wurde er an Brust und linker Hand schwer verwundet. Für seine Tapferkeit im Feld wurde er mit dem Orden des Heiligen Wladimir 4. Klasse am Band und dem Goldkreuz ausgezeichnet und in den Rang eines Leutnants erhoben. Nach Unterzeichnung des Tilsiter Friedens wurde Schubert nach Sankt Petersburg versetzt. Im Jahr 1808 nahm er mit der Armee des Grafen Friedrich von Buxhoeveden an den Schlachten bei Forsby, Degerdal, Revelholm und Tolsnes teil und war an der Einnahme der Festung Hanko beteiligt. Im Februar 1809 kam er mit einer Kolonne Generalmajor I.T. Sasonows über das Eis auf die Insel Aland. Im Sommer des gleichen Jahres nahm er an den diplomatischen Verhandlungen mit der schwedischen Regierung teil. Später stand er in Diensten der Kanzlei des russischen Außenministers N.P. Rumjanzew und überbrachte im September 1809 Depeschen an das Hauptquartier Napoleons nach Wien. Nach seiner Rückkehr wurde er in den Quartiermeisterdienst kommandiert. Im Januar 1810 wurde er nach Åbo (Turku) entsandt, um topographische Aufnahmen Finnlands anzustellen, aber wegen des Ausbruchs des Kriegs gegen die Türken wieder abberufen, bevor er seinen Auftrag erfüllen konnte. Im Jahr 1810 nahm er mit der Moldawischen Armee des Grafen N.M. Kamenski an der Belagerung der Festungen Silistra, Schumen und Rustschuk teil (Mai-Juni). Im August des gleichen Jahres wurde er in der Schlacht von Batin durch einen Beinschuss leicht verwundet. Er nahm an der Expedition Generalmajor Graf Woronzows auf den Balkan und an der Einnahme der Städte Lowtscha, Plewna und Selwa teil. Für seine bei dem Feldzug bewiesene Tapferkeit wurde er am 28. Juli 1810 in den Rang eines Hauptmanns erhoben und mit dem Goldenen Tapferkeitsdegen ausgezeichnet. Zur Zeit des Napoleonischen Russlandfeldzugs nahm er 1812 im Rang des Oberquartiermeisters des zur 1. Westarmee gehörenden Zweiten Kavalleriekorps Generalmajor Friedrich von Korffs an den Schlachten bei Swenziany, Witebsk, Smolensk und Borodino teil. Nach der Überstellung des Zweiten Kavalleriekorps unter das Kommando des Grafen M.A. Miloradowitsch nahm er in dessen Korps an den Schlachten bei Tschirikowo, Woronowo, Bankowo und Tarutino sowie während der Verfolgung der Franzosen bei Malojaroslawez, Wjasma und Krasnoje teil. Für den Feldzug des Jahres 1812 wurde er mit dem Orden der Heiligen Anna 2. Klasse, mit dem Orden der Heiligen Anna mit Diamanten und zweimal mit Höchsten Dankesurkunden ausgezeichnet sowie in den Rang eines Oberstleutnants erhoben (6. November 1812). Im Jahr 1813 nahm er immer noch im Dienst des Korps des Grafen Miloradowitsch an der Belagerung der Festung Glogau sowie an den Schlachten bei Predel, Waldheim, Dresden, Bischofswerda, Bautzen und Reichenbach teil. Nach Ablauf des Waffenstillstands von Pleißwitz nahm er an den Schlachten der Schlesischen Armee bei Katzbach, Zobten, Wartenburg und Leipzig teil. Durch seine im Auftrag des Generalstabs geleistete Arbeit zog er auch die Aufmerksamkeit der verbündeten Oberkommandierenden auf sich und wurde mit dem preußischen Orden „Pour le Mérite“ und dem Rotadlerorden der 3. Stufe sowie dem schwedischen Schwertorden ausgezeichnet und in den Rang eines Oberst erhoben (4. Oktober 1813). 1814 nahm er mit der Armee Blüchers an den Schlachten bei Sezanne, Neuilly, Fère-Champenoise und Paris teil. Nach der Rückkehr der Truppen nach Russland wurde er zum Oberquartiermeister des Gardeinfanteriekorps ernannt. Mit Beginn des Feldzugs von 1815 wurde er in das Grenadierkorps überführt und zog mit der Armee des Feldmarschalls Michael Andreas Barclay de Tolly in Richtung Rhein. Mit der unter dem Kommando von Generaladjutant Graf K.O. Lambert (Charles de Lambert) stehenden russischen Vorhut nahm er an der Blockade der Festung Metz und anderen Schlachten teil. Nach der zweiten Einnahme von Paris wurde er mit den Truppen der Verbündeten in die Ardennen und Argonnen kommandiert, um die beiden Bergketten militärisch zu erkunden. Anschließend beteiligte er sich an der allgemeinen Inspektion der bei Vertus stehenden russischen Truppen. Vom 30. August 1815 bis zum 1. April 1819 war er als Oberquartiermeister des russischen Besatzungskorps General Graf M.S. Woronzows mit topographischen Arbeiten befasst und führte in den an Maas und Schelde gelegenen Landstrichen topographische Aufnahmen durch. Im Jahr 1819 wurde er zum Abteilungsleiter des Militärtopographischen Depots (Chef der 3. Abteilung des Kartendepots) und wenig später festes Mitglied des Gelehrten Komitees beim Kriegsministerium. Nach seiner am 10. August 1820 erfolgten Beförderung zum Generalmajor leitete er neben seiner auch weiterhin ausgeübten Tätigkeit als Chef der 3. Abteilung die Vermessung trigonometrischer Netze und die topographischen Aufnahmen im Gouvernement Sankt Petersburg, die erst 1831 abgeschlossen wurden. Nach seiner am 11. April 1822 erfolgten Berufung zum Direktor des neu gegründeten Militärtopographenkorps war er mit der Triangulation des Finnischen Meerbusens befasst. Im Jahr 1824 befasste er sich mit der Vermessung trigonometrischer Netze in den Bezirken Nowgorod und Staraja Russa. Am 31 März 1825 wurde er von seinen Pflichten als Chef der 3. Abteilung des Militärtopographischen Depots freigestellt und zunächst zum Verwalter und ab 1832 zum Direktor des Kartendepots ernannt. In den Jahren 1827–37 war Schubert Direktor des Militärhydrographischen Depots des Generalstabs. Im Jahr 1828 leitete er die Seekarten-Aufnahme der Ostsee. Im Oktober 1829 wurde er Mitglied des neugegründeten Komitees zum Aufbau der Militärakademie (später Nikolai-Akademie des Generalstabs). Am 6. Oktober 1831 wurde er für seine „Verdienste im Dienst“ zum Generalleutnant befördert und leitete anschließend die trigonometrischen Aufnahmen in den Gouvernements Pskow und Witebsk sowie die topographischen Aufnahmen im Gouvernement Pskow. Im Jahr 1832 wurde er Mitglied des Rats der Kaiserlichen Militärakademie und Mitglied des Komitees zur Ordnung der Regimentstrosse. Im Jahr 1833 erstellte er einen Plan zur Fortsetzung der Vermessung der Ostsee, dessen Umsetzung er umgehend in Angriff nahm. Im gleichen Jahr präsentierte er dem Zaren den kurz zuvor abgeschlossenen 1. Teil der unter seiner Leitung und Aufsicht erstellten Russlandkarte (im Maßstab 10 Werst pro Zoll). Diese im Jahr 1840 endgültig fertiggestellte Karte sollte lange Zeit das beste für militärische und wissenschaftliche Zwecke genutzte Kartenwerk bleiben (mit Ausnahme militärtopographischer Karten). Von 1834 bis zum 31. Oktober 1843 war Schubert Generalquartiermeister des Generalstabs und Generalhydrograph des Generalstabs der Flotte. Im Jahr 1834 war er Mitglied des Komitees zur Prüfung des Nutzens der Einführung der Stenographie in den Kurs der Militärischen Wissenschaften und Mitglied der Kommission zur Ordnung der russischen Maße und Gewichte. Im Jahr 1835 war er Mitglied der Statistischen Abteilung des Rats des Innenministeriums, 1836 Mitglied der Kommission zur Prüfung und Bestimmung des Nutzens des von Baron Schilling erfundenen „elektromagnetischen Telegraphen“ und Mitglied des Sonderkomitees zur Erfassung aller in Russland vorhandenen Etappenstraßen („Militärwegekarte“). Im gleichen Jahr war er am Aufbau eines Katasters und der Ziviltopographie beteiligt. 1837 wurde er im Zuge der Neuordnung des Militärhydrographischen Depots und der Abschaffung des Rangs des Direktors des Militärhydrographischen Depots zum festen Mitglied des Gelehrten Komitees des Seeministeriums und im Jahr 1843 zum Mitglied des Kriegsrats berufen. Am 17. März 1845 wurde ihm der Rang eines Infanteriegenerals verliehen. In den Jahren 1845–59 war er Direktor des Gelehrten Komitees beim Kriegsministerium. 1861 ging er auf Anraten der Ärzte ins Ausland, wo er die Wintermonate durchgängig in Italien und der Schweiz und die Sommermonate in Süddeutschland verbrachte, wo er auch verstarb. Er war Ehrenmitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften (1827) und Mitglied fast aller russischen und mehrerer ausländischer gelehrter Gesellschaften.
Собрание астрономических определений мест в Российской Империи (810 пунктов). СПб, 1822; Руководство к исчислению тригонометрической съемки и дли работ Военно-топографического депо, с принадлежащими к оным таблицами, сочинено для офицеров Корпуса топографов генерал-майором Шубертом. СПб, 1826; Съемка берегов Балтийского моря, производящаяся по высочайшему его императорского величества повелению под начальством генерал-лейтенанта Шуберта // Записки Гидрографического депо. 1835. Ч I; Хронометрическая экспедиция, произведенная по высочайшему его императорского величества повелению в 1833 г. под начальством генерал-лейтенанта Шуберта // Там же. 1836. Ч. III, IV; История Военно-топографического депо и геодезических работ Генерального Штаба (с 1796 по 1835 гг.) // Записки Военно-топографического депо. 1837. Ч. I; Наблюдения для определения долготы Санкт-Петербурга с 1829 до 1835 года // Там же; Определение широты Санкт-Петербурга в 1832 году // Там же; Тригонометрическая съемка губерний: Санкт-Петербургской, Псковской, Витебской и части Новгородской. По высочайшему повелению произведенная генерал-лейтенантом Шубертом с 1820 по 1832 год // Там же. 1838. Ч. II; 1840. Ч. IV; 1841. Ч. VI; 1842. Ч. VII; Нанесение меридианов и параллельных кругов на съемках и картах. Составленное под руководством генерал-лейтенанта Шуберта // Там же. 1842. Ч. VII; Описание русских монет и медалей собрания генерал-лейтенанта Шуберта. СПб, 1843; Описание тригонометрического измерения по Смоленской и Могилевской губернии, произведенного по высочайшему повелению с 1833 по 1839 год, под начальством генерал-лейтенанта Шуберта и с 1847 по 1850 год под начальством генерал-лейтенанта Тучкова // Записки Военно-топографического депо. 1852. Ч. XIV, отд. II; О картографическом применении астрономических определений (место публикации не установлено); Описание тригонометрического измерения Московской губернии, произведенного по высочайшему повелению с 1833 по 1841 г. под начальством генерал-лейтенанта Шуберта // Записки Военно-топографического депо. 1855. Ч. XV, отд. II; Описание тригонометрических измерений по Тверской, частью: Новгородской, Ярославской и Костромской губерниям, произведенных по высочайшему повелению с. 1841 по 1844 год под начальством генерал-лейтенанта Шуберта, а с 1844 по 1849 год под начальством генерал-лейтенанта Тучкова // Там же. 1856. Ч. XVIII, отд. II; Monnayes russes des dernièrs trois siècles, depuis le czar Joan Wasiliewicz Croznyi jusgu'a ľempereur Alexandre II, 1547–1855. Par le général T.F. de Schubert. Avec un atlas. Leipsig, 1857; Exposé des travaux astronomiques et géodésiques. Executes en Russie dans un but géographique jusgu'a ľаnnéе 1855. St.-Pétersbourg, 1858; Essai d'une dètermination de la véritable figure de la Terre // Mémoires de ľAcadémie imperiale des Sciences de St. Pétersbourg. VII-е série. T. I, № 6; Описание триангуляции полуострова Крыма // Записки Военно-топографического депо. 1860. Ч. XXI, отд. II; О работах, произведенных для определения вида и величиныЗемли // Месяцослов на 1860, високосный год. СПб, 1860; Sur ľinfluence des attractions locales dans les operations géodesiques, et particulièrment dans ľarc Scandinavo – Russe. Par le général de ľinfanterie T.F. de Schubert, membre de ľAcadémie des Sciences de St. Pétersbourg. Altona, 1860; Unter dem Doppeladler. Erinnerungen eines Deutschen im russischen Offiziersdienst. 1789–1814. Stuttgart, 1962; Дневник 1813 г. // 1812–1814: Секретная переписка генерала П.И. Багратиона. Личные письма генерал Н.Н. Раевского. Записки генерала М.С. Воронцова. Дневники офицеров Русской армии: Из собр. Гос. Ист. Музея. М., 1992.
Некролог генерала от инфантерии Федора Федоровича Шуберта // Записки Военно-топографического отдела. 1866. Ч. XXVII. Прибавление к отд. 1; Краткие сведения о рус. писателях и ученых, умерших в 1865 году // Русский архив. 1867. С. 980; Жданко М. Краткий очерк деятельности Ф.Ф. Шуберта в звании директора Гидрографического бюро (1827–1837) // Записки по гидрографии. 1889. Вып. 1; Стебницкий И.И. Речь о заслугах почетного члена императорской Академии наук генерала от инфантерии Ф.Ф. Шуберта в память столетия со дня рождения (12 февраля 1889 года). СПб., 1889; Память о членах Военного совета. Столетие Военного министерства. СПб., 1907. Т. 3, отд. 4; Allgemeine Deutsche Biographie. Leipzig, 1908. S. 231–234; РБС; Ковалевская С.В. Воспоминания и письма. М., 1961; Новокшанова З.К. Федор Федорович Шуберт военный геодезист. М., 1958; Дружинина Е.И. Издание неизвестных воспоминаний участника Отечественной войны 1812 г. // История СССР. 1963. № 1. С. 211–218; Отечественная война 1812 года: Энциклопедия. М., 2004. С. 808.