BAUMAN, Wladimir Iwanowitsch (*19. April/ 1. Mai 1867 in Menselinsk, Gouvernement Ufa, heute Republik Tatarstan, † 15. März 1923 in Petrograd) – Geodät, Professor am Technologischen Institut Tomsk (TTI).
Nach Besuch des Realgymnasiums in Kasan studierte Bauman bis zu seinem Abschluss im Jahr 1890 am Petersburger Bergbauinstitut. 1890–95 unterrichtete er Markscheidekunst und Geodäsie an der Gewerbeschule in Krasnoufimsk. Von 1895 an war er als Assistent am Lehrstuhl für Bergbau und Markscheidekunst des Petersburger Bergbauinstituts tätig. 1896 wurde Bauman zum Studium des Bergbauwesens und der Markscheidekunst nach Deutschland delegiert. 1899 wurde er nach Verteidigung seiner Dissertation Professor am Lehrstuhl für Markscheidekunst. 1904 verließ er das Institut aus Protest gegen die reaktionäre Hochschulpolitik des Innenministers Plewe, kehrte aber nach den im Zuge der Ersten Russischen Revolution von 1905/07 erfolgten gesellschaftlich-politischen Veränderungen zurück. Neben seiner Arbeit am Bergbauinstitut unterrichtete Bauman Mathematik an verschiedenen Petersburger Bildungseinrichtungen (Kurse P.F. Lesgafts, Frauenkurse des polytechnischen und des psychoneurologischen Instituts, Smolny-Arbeiterschule). Auf Initiative Baumans wurde die L.I. Lutugin-Volksuniversität gegründet, an der junge Leute aus dem Arbeitermilieu Zugang zu höherer Bildung erhielten. Bauman war Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher und technischer Gesellschaften, des Wissenschaftlichen Bergbaukomitees sowie der Magnitnaja-Kommission der Akademie der Wissenschaften. Nach der Revolution war er Mitglied des Rats für Wissenschaft und Technik der Bergbauabteilung des Obersten Volkswirtschaftsrats der UdSSR und ständiger Berater der Bergbauabteilung zu Fragen der Markscheidekunst. Im Sommer 1918 konnte Bauman, der sich zu diesem Zeitpunkt zu Forschungszwecken in der Gegend des im südlichen Ural gelegenen Bergs Magnitnaja aufhielt, wegen des beginnenden Bürgerkriegs nicht nach Petrograd zurückkehren. Von Januar 1919 an war er Professor am Lehrstuhl für Geodäsie des Technologischen Instituts Tomsk, wo er einen Allgemeinkurs für Geodäsie und einen Fachkurs für Markscheidekunst hielt. Im Frühjahr 1920 führte Bauman im Auftrag des Geologischen Komitees im Mittleren Ural magnetometrische Untersuchungen des Bergs Blagodat durch und kehrte anschließend nach Petrograd zurück.
Baumans wissenschaftliche Tätigkeit war eng mit der Praxis verbunden. 1909-13 leitete er die Triangulation des Donezker Kohlebeckens, die den Grundstein einer technischen Neuausrichtung der Markscheidekunst in dieser Region legte. 1909 kam in Charkow auf Initiative Baumans die 1. Konferenz der Markscheider Südrusslands zusammen, die zahlreiche auf Vorschlägen Baumans beruhende Reformen der Markscheide beschloss. Große Bedeutung für den Markscheidedienst des Landes hatte die 1913 ebenfalls auf Initiative Baumans einberufene 1. Allrussische Konferenz der Markscheider, die die die von Bauman ausgearbeitete „Instruktion zur Durchführung von Markscheidearbeiten“ verabschiedete. 1921 fand unter Baumans Leitung die 2. Konferenz der Markscheider statt, deren Beschlüsse große staatliche Bedeutung hatten.
Bauman verfasste den dreibändigen „Kurs der Markscheidekunst“, der lange Zeit das wichtigste der Markscheidekunst gewidmete Standardwerk in Russland darstellte und unter anderem eine Bewertung der Genauigkeit topographischer Vermessungen, eine Aufstellung einfacher Regeln zur Ermittlung von Rohstoffvorkommen, eine genauere Klassifizierung von Gesteinsverschiebungen sowie Ansätze zur Lösung verschiedener Aufgaben einschließlich der sog. „Hansenschen Aufgabe“ des deutschen Astronomen und Geodäten P. Hansen enthielt. In der Geodäsie und Markscheidekunst haben sich zu Ehren ihres Begründers Termini wie „Bauman-Koordinatensystem“ „Bauman-Isohypsenmethode“ und „Bauman-Formel“ etabliert. In seinem zweibändigen „Kurs der Magnetometrie“ konnte Bauman die Praxistauglichkeit magnetometrischer Explorationsmethoden wissenschaftlich begründen und verhalf ihnen dadurch zum Durchbruch. Viele seiner wissenschaftlichen Erkenntnisse bildeten die Grundlage der ersten den Markscheidedienst betreffenden gesetzlichen Regelungen, was ihre gewaltige praktische Bedeutung ausmacht. Einen großen Beitrag leistete Bauman auch im Bereich der Lehre der Markscheidekunst und Geodäsie. So wurde auf seine Initiative am St. Petersburger Bergbauinstitut eine Abteilung für Markscheide eingerichtet. Seine Ideen wurden von Professor P.K. Sobolewskij genutzt, als dieser mit aktiver Unterstützung und Beteiligung des Dekans der Abteilung für Bergbau des Technischen Instituts Tomsk Professor W.A. Obrutschew die Fachrichtung Markscheide gründete.
Bauman war verheiratet (Olga Iwanowna) und hatte einen Sohn (Viktor).
ГАТО. Ф. 194. Оп. 1. Д. 243; Оп. 6. Д. 6.
Маркшейдерское искусство. Составленное по лекциям. Санкт-Петербург, 1899–1900; Сравнительный очерк положения маркшейдерского дела в Германии и России. Санкт-Петербург, 1902; Курс магнитометрии. Л., 1927; Курс маркшейдерского искусства. М.; Л., 1932–1933.
Бахурин И.М. Владимир Иванович Бауман // Записки горного института. 1928. Т. 7. Вып. 3; БСЭ. 2-е изд. 1950. Т. 4; БСЭ. 3-е изд. Т. 3; Томский технологический институт за 25 лет своего существования. 1900–1925. Томск, 1928, ч. 2; К горным деятелям России (по поводу смерти В.И.Баумана) // Горный журнал. 1923. № 10; Суханова М.Н. Владимир Иванович Бауман (1867–1923). М., 1952; Биографический словарь деятелей естествознания и техники. Т. 1. М., 1958; Томский политехнический университет. 1896–1996: Исторический очерк. Томск, 1996; Профессора Томского политехнического университета: Биографический справочник. Т. 1 / Автор и составитель А.В. Гагарин. Томск, 2000.