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Blumentrost, Robert Laurenz

Rubrik: Biographische Beiträge (Personalien) / Vertreter des sozialen Bereichs (Bildung, Medizin)

Blumentrost, Robert Laurenz (Laurentius Blumentrost der Jüngere, Lawrenti Lawrentjewitsch), * 1692 in Moskau, † 27.März 1755 in St. Petersburg. Doktor der Medizin und Geheimrat, Mitbegründer und erster Präsident der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften (1725-33). Lutheraner, jüngster Sohn des Hof- und Leibarztes Laurenz Blumentrost (Laurentius Blumentrost der Ältere).

Nach Besuch des Moskauer Gymnasiums von Pastor Johann Ernst Glück nahm der zu diesem Zeitpunkt 14-jährige Robert Laurenz Blumentrost im November 1706 ein Studium an der Medizinischen Fakultät der Universität Halle auf, wo er von Friedrich Hoffmann betreut wurde. 1709 ging er zunächst nach Oxford und dann nach Leiden, wo er bei dem berühmten Arzt Herman Boerhaave studierte und 1713 mit einer Abhandlung zum Thema „De secretioni animali“ („Von den Ausscheidungen der Tiere“) promovierte. Nach seiner Rückkehr nach Moskau machte ihn Peter I. zum Leibarzt seiner Schwester Natalia Alexejewna. Von 1716 an leistete er auch Peter selbst medizinische Dienste, den er 1716/17 auf seiner Europareise begleitete. Blumentrost erstellte ein Dossier der Erkrankungen des Zaren, um bei den berühmtesten Ärzten Europas medizinischen Rat einzuholen, und verhandelte mit Frederik F. Ruysch über den Ankauf anatomischer Präparate für die Petersburger Kunstkammer. Im Oktober 1717 fuhr Blumentrost im Auftrag Peters I. nach Olonez (Karelien), um die dortigen mineralischen Heilquellen zu erkunden, beteiligte sich an der Ausarbeitung der für deren Nutzung geltenden Regeln und verfasste eine „Beschreibung der Olonezer Heilwässer“, die von Johann Werner Paus ins Russische übersetzt wurde. Im Jahr 1719 übernahm er die Leitung der Kaiserlichen Bibliothek und der Kunstkammer.

1724 verfasste Blumentrost den Entwurf eines Gründungsdokuments der Akademie der Wissenschaften, das bis 1747 als deren Statut fungieren sollte. Zugleich korrespondierte er mit so herausragenden Wissenschaftlern wie Christian Wolff, Jakob Hermann, J. Leupold, Johann Gabriel Doppelmayr, Nikolaus II Bernoulli, Joseph-Nicolas De L'Isle, Christian Friedrich Gross, Georg Bernhard Bilfinger, Christian Martini und Johann Peter Kohl, von denen viele seiner Einladung nach Russland folgten.

1725 war Blumentrost maßgeblich an der Gründung der Akademie der Wissenschaften beteiligt, deren erster Präsident er auch wurde. Seinem Einsatz war es zu verdanken, dass der Senat der Akademie das auf der Petersburger Seite gelegene Haus des in Ungnade gefallenen Barons Pjotr Pawlowitsch Schafirow überließ, um dort die Akademische Sammlung und die Bibliothek unterzubringen. Blumentrost kümmerte sich um die Unterbringung, Verpflegung und Entlohnung der Mitglieder der Akademie, stärkte deren internationale Vernetzung und legte die Basis für die Zusammenarbeit mit den wichtigten wissenschaftlichen Institutionen Europas. Er leitete die Sitzungen der Akademie und beteiligte sich aktiv an der Erörterung wissenschaftlicher Fragen. Als der Kaiserliche Hof 1727 von Peter II. nach Moskau verlegt wurde, folgte er diesem und überließ die Geschäfte der Akademie weitgehend seinem Sekretär Johann Daniel Schumacher. Parallel zu seiner Tätigkeit an der Akademie war Blumentrost auch unter Katharina I. und Peter II. als Leibarzt tätig.

Nach der im Jahr 1730 erfolgten Entlassung seines älteren Bruders Johann Deodat vom Posten des Hof- und Leibarztes verschlechterte sich auch Blumentrosts eigene Stellung am Hof. Zwar blieb er zunächst allen gezielt gestreuten Zweifeln an seinen medizinischen Fähigkeiten zum Trotz behandelnder Arzt der Großfürstin Katharina Iwanowna, wurde aber nach deren Tod am 14. Juni 1733 von seinen Posten als Leibarzt und Präsident der Akademie der Wissenschaften entfernt und zum Umzug nach Moskau gezwungen, wo er zunächst eine private Praxis führte und von 1738 an zunächst als Oberarzt und dann als Direktor der Hospitalschule tätig war. 1754 wurde Blumentrost einer der Kuratoren der neu zu gründenden Moskauer Universität und beteiligte sich an der Ausarbeitung von deren Gründungsdokument.

Nach Aussagen seiner Zeitgenossen gehörte Blumentrost zu den gebildetsten Männern in Russland und sprach vier Sprachen fließend (Russisch, Französisch, Deutsch und Latein). Am 27. März 1755 starb Robert Laurenz Blumentrost in St. Petersburg an Brustwassersucht. Er wurde auf dem lutherischen Teil des auf der Wyborger Seite gelegenen Friedhofs der Samson-Kirche in einem Grab mit seinem Bruder Johann Deodat Blumentrost begraben. Das Grab ist nicht erhalten.

In St. Petersburg lebte Blumentrost im Haus seines älteren Bruders. Seine zwei Moskauer Häuser lagen in der deutschen Vorstadt und auf der Pokrowka-Straße. Aus seiner Ehe mit Anna Jefremowa hatte Blumentrost eine Tochter (Anna).

Literatur

Autoren: Morochin A.

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