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Weinberg Boris Petrowitsch (1871–1942), Physiker, Geophysiker, ordentlicher Professor des Lehrstuhls für Physik der Technologie-Hochschule Tomsk und der Universität Tomsk

Rubrik: Biographische Beiträge (Personalien) / Vertreter des sozialen Bereichs (Bildung, Medizin)

WEINBERG, Boris Petrowitsch [20. Juni (1. August) 1871, Petershof – 18. April 1942, Leningrad], Physiker, Geophysiker, ordentlicher Professor des Lehrstuhls für Physik der Technologie-Hochschule Tomsk und der Universität Tomsk.

Sein Vater Pjotr Issajewitsch Weinberg (1831–1906) war Privatdozent an der St. Petersburger Universität, Ehren-Akademiemitglied der St. Petersburger Akademie der Wissenschaften im Qualifikationsbereich Schöngeistige Literatur. Seine Mutter Sinaida Iwanowna, geb. Michajlowa, war Tochter eines Generaladjutanten, Aufsehers von Statuen des Winterpalastes.

1889 absolvierte Weinberg ein Gymnasium in St. Petersburg mit Goldmedaille und wurde im gleichen Jahr an der Fakultät für Mathematik und Physik der St. Petersburger Universität immatrikuliert. Nach dem Abschluss der Universität (1893) blieb er dort für die Vorbereitung auf den Professorrang. 1899 wurde er Privatdozent am Lehrstuhl für Physik an der Noworossijskij Universität – Kaiserliche Universität Neurusslands (Odessa). 1905 promovierte er zum Meistertitel mit seiner Dissertation zum Thema „Einfluss des Umfeldes auf elektrische magnetische Wirkungen“. Seit Juli 1906 bis April 1909 war Weinberg Privatdozent am Lehrstuhl für Physik der St. Petersburger Universität. 1907 verteidigte er in St. Petersburg die Dissertation zum Thema „Über innere Reibung von Eis“ zur Erlangung der Doktorwürde in der Physik, die mit dem Kleinen Lomonossow-Preis der Petersburger Akademie der Wissenschaften geehrt wurde. Seit 1909 war Weinberg ordentlicher Professor am Lehrstuhl für Physik der Technologie-Hochschule Tomsk.

Weinberg war Mitbegründer der 1910 gegründeten Höheren Sibirischen Frauenkurse in Tomsk und ihr langjähriger Direktor. Nach der Eröffnung in 1917 einer Fakultät für Mathematik und Physik an der Universität Tomsk war er nebenamtlich als ordentlicher Professor des Lehrstuhls für Physik der Universität Tomsk (seit November 1910 als Privatdozent) tätig. Weinberg nahm aktiven Anteil an der Vorbereitung und Durchführung eines Kongresses für die Einrichtung des Instituts für Erforschung Sibiriens (Januar 1919), leitete das Büro des Kongresses. Er wurde zum Direktor dieses Instituts gewählt. 1923–1924 war er Direktor des Forschungsinstituts für angewandte Physik an der Technologie-Hochschule Tomsk (dieses wurde 1928 in Sibirische physikalisch-technische Hochschule umgewandelt). Weinberg war ein herausragender Pädagoge, Begründer der größten Schule Russlands in Tomsk im Bereich der Festkörperphysik. 1909–1914 wurden von ihm 23 Expeditionen für die Erforschung des Magnetismus und Erhebung geophysischer Daten der Altairegion, West- und Mittelsibiriens, der Mongolei, des Hohen Nordens bis hin zur Insel Dixon veranstaltet. Von Weinberg wurde an der Technologie-Hochschule Tomsk der erste lufttechnische Zirkel Sibiriens eröffnet, von dessen Teilnehmern 1912 das Russlands erste Gleitflugzeug mit Stoßdämpfern gebaut wurde, welches zwei Personen in die Luft heben konnte. Später gingen aus diesem Zirkel viele Prominente des russischen Flugzeugbaus wie N.I. Kamow, L.I Waledinskij, Sohn des Professors der Technologie-Hochschule Tomsk I.A. Waledinskij, W.N. Gutowskoj etc. hervor. Unter Leitung von Weinberg wurde 1912–1914 die weltweit erste funktionierende Anlage der magnetisch schwebenden elektrischen Eisenbahn geschaffen. Unter den Autoren der Anlage war A.N. Dobrowidow, ein Schüler von Weinberg, damals künftiger hab. Dr. technischer Wissenschaften, Professor der Polytechnischen Hochschule Tomsk (zurzeit: Polytechnische Universität Tomsk). 1911 wurde von Weinberg am Lehrstuhl für Physik der Technologie-Hochschule Tomsk eine Wetterstation gegründet, die einen großen Beitrag zur Untersuchung der Witterungsverhältnisse Sibiriens leistete. Er führte zahlreiche Untersuchungen der Gletscher Sibiriens und Zentralasiens durch. 1920–1921 wurden von ihm im Rahmen einer Expedition des Professors der Technologie-Hochschule Tomsk W.W. Saposchnikow magnetische Forschungen im Unterlauf der Ob und in der Tas-Ob-Bucht durchgeführt. Unter Weinbergs Führung begannen ihre Laufbahn der herausragende russische Geologe, Akademiemitglied A.E. Fersmann; Vize-Präsident der Akademie der Wissenschaften der UdSSR, Lenin-, Staats- und Nobelpreisträger, Akademiemitglied N.N. Semjonow; Held der Sozialistischen Arbeit, Stalinpreisträger, Akademiemitglied W.D. Kusnetzow. 1924 zog Weinberg im Zusammenhang mit seiner Ernennung zum Direktor des Geophyischen Hauptobservatoriums nach Leningrad. Diese Position hatte er bis Anfang 1925 inne, wonach er ordentliches Mitglied dieses Geophysischen Hauptobservatoriums blieb. Nach der Ausgliederung des Forschungsinstituts für Erdmagnetismus aus dem Geophysischen Hauptobservatorium wechselte Weinberg 1940 dahin als Leiter einer Gruppe (später einer Abteilung)  für theoretische Forschung über. Im Laufe seiner Arbeit in Leningrad richtete er neben den Fragen des Magnetismus großes Augenmerk auch auf andere physikalische und mathematische Probleme wie z.B. die Bearbeitung und Interpretation von Beobachtungen, Wahrscheinlichkeitstheorie und mathematische Statistik. Weinberg entwickelte eine Methodik für die Durchführung und Systematisierung der Erdmagnetfeldforschung. 1927 wurde von ihm ein Gerät für die Messung der Magnetfeldstärke entwickelt. Der zweite Kreis von Fragen, die für Weinberg zu damaliger Zeit von Interesse waren, bezog sich auf die Nutzung der Sonnenenergie (Heliotechnik). Seit 1927 war Weinberg Begründer und Leiter von Arbeiten im Bereich der Heliotechnik in der UdSSR: Er befasste sich mit der Schaffung der Solardampfkessel, Wasserentsalzungsanlagen etc. In Zusammenarbeit mit dem Sohn Wsewolod entwarf er eine der besten Versionen eines Sonnentriebwerks. Einen wichtigen Beitrag leistete Weinberg in die Erforschung von physikalischen und mechanischen Eigenschaften von Eis. Die Arbeit an dieser Problematik fand ihren Niederschlag in der Monographie „Gletschereigenschaften, Entstehen und Verschwinden von Eis“ (М.; L., 1940). Insgesamt stammen von Weinberg 238 Arbeiten, von denen 65 dem Problem des Erdmagnetismus gewidmet waren. Während der Blockade Leningrads war Weinberg Berater bei der Verlegung einer Verkehrsstraße auf dem Eis des Ladoga-Sees („Straße des Lebens“ genannt), der die Rettung der Dutzendtausende Menschenleben zu verdanken ist. Er ist vor Hunger gestorben und wurde in einem Massengrab auf dem Piskarjowo-Friedhof bestattet. Ihm zu Ehren wurde ein Berg in der Antarktis benannt. Auszeichnungen: Medaille in heller Bronze anlässlich des 300. Jahrestages der Regierungszeit der Familie Romanow. Hatte gemäß Tabelle der Beamtenklassen (bis 1917) den Rang eines Staatsrats (1909).

Er war verheiratet mit Marija Jewgenjewna, geb. Grusdewa, 1878–1949). Kinder: Alexej (1901–1919), Künstler, kam bei einer Expedition ums Leben; Kirill (1904–1941), Geologe, wurde im Großen Vaterländischen Krieg vermisst; Wsewolod (1907–1981), Absolvent der Leningrader Technologie-Hochschule, arbeitete an der Leningrader Hochschule für Mathematik und Physik, dann im Staatlichen Optik-Institut, hab. Dr. technischer Wissenschaften, Professor, Staatspreisträger. 

INHALT

Arbeiten

О внутреннем трении льда. Докторская диссертация. СПб, 1906; Задачи физики твердого тела // Вестник знания, 1907, № 1; Наблюдения, произведенные в Томске в связи с предполагаемым прохождением Земли через хвост кометы Галлея // Протоколы общества естествоиспытателей и врачей при Томском Императорском университете. 1908–1910. Томск, 1912; Практические цели физики. Томск, 1912; Невесомые в физике XVIII в. вообще и по воззрениям М.В. Ломоносова в частности // Труды Томского общества естествоиспытателей и врачей при Томском Императорском университете за 1912. Томск, 1913; Нормальное распределение земного магнетизма в Сибири на 1910. Томск, 1921; Опыт методики научной работы и подготовки к ней. М., 1928; Солнечные опреснители. Л., 1933; Лед. М.–Л ., 1940. 

Archive

Архив Музея истории Санкт-Петербургского государственного университета. Ф. Факультеты и кафедры. Физико-математический факультет. Список профессоров и преподавателей. Л. 10–11.

Literatur

Сибирская советская энциклопедия. – М., 1929. Т. 1; Список печатных трудов профессора Б.Н. Вейнберга: Издано в ознаменование 40-летия научной деятельности. – Л., 1932; Успехи современной геофизики за 25 лет // Известия АН СССР. Серия география и геофизика. – 1943. № 1; Кравец Т.П. Б.П. Вейнберг: Некролог // Успехи физических наук. – 1945. Т. 27, выпуск 1; Лозовский И. Выдающийся исследователь Сибири // Красное знамя. – 1971. 10 сентября; Рудая И.М. Борис Петрович Вейнберг // Гляциология Сибири. – Томск, 1981. Выпуск 1(16); Профессора Томского университета: Биографический словарь / Под ред. С.Ф. Фоминых. – Томск, 1996. Выпуск 1. 1888–1917; Физики о физике и физиках. – Томск, 1998; Профессора Томского политехнического университета: Биографический справочник. Т. 1 / Автор и составитель А.В. Гагарин. – Томск, 2000; Беломестных В.Н., Беломестных Л.А. Физико-математическое образование в высшей технической школе Сибири (на примере Томского политехнического университета). Ч. 1. Период Томского технологического института (1900–1925 гг.). – Томск, 2000; Островская Г. Хождение Бориса Вейнберга в политику // Томский вестник. 2001. 12 мая; Фоминых С.Ф., Петров К.В. Вейнберг Борис Петрович // Томск от А до Я: Краткая энциклопедия города / под ред. Н.М. Дмитриенко. – Томск, 2004; Фоминых С.Ф. Вейнберг Борис Петрович // Энциклопедия Томской области. Т. 1: А – М. – Томск, 2008.

Autoren: Nekrylow S. A., Fominych S. F.

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