GALLER, Pjotr Karlowitsch, * 15. August 1858 in Schilling-Sosnowka (Bezirk Kamyschin, Gouvernement Saratow), † 20. Januar 1920 in Saratow. Arzt, Professor der Universität Saratow (1918).
Gallers Großvater hatte sich 1812 nach dem Ende des Napoleonischen Russlandfeldzugs als kriegsgefangener Soldat der französischen Armee in einer der im Gouvernement Saratow gelegenen deutschen Kolonien niedergelassen.
Nach Abschluss des Saratower Knabengymnasiums studierte Galler an der Medizinischen Fakultät der Universität Dorpat (1880-86) und promovierte 1886 mit dem Thema „Die Biostatik der Stadt Narva“ zum Doktor der Medizinischen Wissenschaften. Anschließend war er 1887 als Amtsarzt des Amtsbezirks Tarlyk im Dorf Warenburg-Priwalnoje (Bezirk Nowousensk, Gouvernement Samara) und in den Jahren 1888-91 als Semstwo-Arzt im Dorf Rudnja (Bezirk Kamyschin, Gouvernement Saratow) tätig. 1891 zog er nach Saratow, wo er eine private Praxis unterhielt, als Seuchenarzt bei der Bekämpfung von Rückfallfieber-, Typhus- und Choleraepidemien (1892) wirkte und als Arzt und Leiter der Isolierstation am Alexander-Krankenhaus war (1892). 1895 wurde Galler zur Erweiterung seiner Kenntnisse ins Ausland entsandt und befasste sich in Berlin mit Pathoanatomie, Bakteriologie und Hals-, Nasen-, Ohrenkrankheiten. 1898 untersuchte er verschiedene Verfahren von Tollwut-Schutzimpfungen und besuchte die Pasteur-Stationen in Berlin, Paris, Wien, Budapest und Bukarest sowie in St. Petersburg, Warschau, Kiew und Odessa. Nach seiner Rückkehr eröffnete er auch in Saratow eine Pasteur-Station, die er über zwei Jahre selbst leitete. Darüber hinaus war er an einigen Mittelschulen Saratows als Schularzt tätig. In den Jahren 1897-1904 war er Vorsitzender und von 1902 an Ehrenmitglied der Saratower Physikalisch-Medizinischen Gesellschaft sowie Berater des Zarin-Maria-Instituts. Von 1904 an war Galler als Schularzt der Wirtschaftsschule und der Zweiten Saratower Real-Schule tätig. Von 1912 an war er Privatdozent am Lehrstuhl für Spezielle Pathologie und Therapie an der Kaiserlichen Nikolai-Universität in Saratow.
Galler war korrespondierendes Mitglied der Mikrobiologischen Gesellschaft in St. Petersburg (1910) und ordentliches Mitglied (1910) sowie in den Jahren 1911-13 Stellvertretender Vorsitzender der Saratower Archivkommission.
Galler verfasste zahlreiche Artikel und Broschüren zu Fragen der Epidemiologie und Pockenimpfung („Über neue Mittel zur Heilung der Schwindsucht“, Saratower Sanitär-Umschau, 1891, Nr. 3; „Zum Schutz gegen die Cholera“, Saratow, 1893, u.a.) und war Übersetzer medizinischer Werke. Seine Memoiren („Erinnerungen P.K. Gallers. Das Alltagsleben der deutschen Kolonisten in den 1860er Jahren“, Saratow, 1927) stellen eine wertvolle Quelle zur Ethnographie der Wolgadeutschen dar.
Galler starb auf dem Höhepunkt einer Typhusepidemie.
Эпидемия натуральной оспы в селе Меловатке Камышинского уезда. «Саратовский санитарный обзор», 1891, № 3; Оспопрививание в Камышинском уезде за 25 лет, там же, № 5; Способы распространения холеры и предохранения от нее, там же, 1894, № 12–13; Редкое осложнение со стороны гортани после инфлюэнцы (4 случая), в кн.: Протоколы и труды физико-химического общества за 1893–1894 гг., Саратов, 1895; Научные основы учения о лечении кровяной сывороткой, там же; Курс общей бактериологии (микробиологии). Введение к изучению заразных болезней, Саратов, 1901; Бактериологический диагноз холеры, «Врачебно-санитарная хроника Саратовской губернии», 1905; Распространение проказы в Саратовской губ., там же, 1907; О токсинах и антитоксинах холерного вибриона, там же, 1908; О холере, Саратов, 1904, 7 изд., Саратов, 1911; Rose und Scharlach, gleichzeitig bei derselben Person, «Deutsche Medicinische Wochenschrift», 1902, № 34; Ueber ein Geschwür im Rachen mit eigenartigem Verlauf, «Monatsschrift für Ohrenheilkunde», 1902, № 11; Zum Tuberculose-Tage, «Volks-Zeitung», 1913, № 31.
Хованский Н., Краткие биографии некоторых членов Саратовской архивной комиссии, Саратов, 1911; «Известия Императорского Николаевского университета», 1912, т. 3, в. 4.